Leingarten. Der lange Weg zum Goldenen Reitabzeichen spiegelt sich im Reiterleben von Verena Kölz aus Leingarten wider. Ausdauer ist gefragt und Beständigkeit in der reiterlichen Leistung. Manchmal ist der Weg zum begehrten „Goldenen“ ein Geduldsspiel, mühsam, selten leicht, manchmal sehr lang und immer abhängig von den Pferden, deren Ausbildungsstand, Veranlagung und der Fähigkeit, wirklich große Sprünge zu machen. Letztlich muss an einem Tag, in einem Springen alles zusammenpassen, was zu einem Sieg gehört, auch die Tatsache, ein Quäntchen besser zu sein als die Konkurrenz. Verena Kölz kennt diese Vielfalt im Springsport von Anfang an.
Doch zum Goldenen Reitabzeichen gehört mehr als nur gute Ausbildung. Die Erfolge zählen und summieren sich nach den Vorgaben auf mindestens neun Siege in Klasse S* plus einem Sieg in Klasse S**. Schaut man die Erfolgsliste von Verena Kölz unter diesem Gesichtspunkt an, liegt der erste zählbare Erfolg für das „Goldene“ 18 Jahre zurück. Damals gewann sie im Mai in Brackenheim mit ihrem Pferd FBW Wembley von Wodan x Favand zum ersten Male ein S-Springen im Stechen. Wenig später folgte der Sieg Nr. zwei in Oberdielbach, ebenfalls mit Wembley. Dann gab es etliche Jahre eine „Pause“ beim Siegen. Das heißt nicht, dass die Reiterin das Reiten einstellte. Vielmehr darf man nicht vergessen, dass es Zeiten gibt, in denen junge Pferde herangezogen werden müssen, bevor sie „große Sprünge“ machen dürfen, dass die Konkurrenz einfach mehr Glück hat oder dass private, berufliche und familiäre Bedingungen auf die Reiterei Einfluss nehmen. Das hinderte Verena Kölz alles nicht! Sie setzte unverdrossen ihren Weg zum Goldenen Reitabzeichen mit Wembley fort und sammelte hohe Platzierungen zum Beispiel 2002 in Eppingen, Winnenden und Heidenheim. 2003 und 2004 folgten zweite und dritte Plätze in Hilsbach und Brackenheim, jedes Mal mit FBW Wembley. Im gleichen Jahr gab es mit Wesenstein einen S*-Sieg in Schwieberdingen. Zwar zählen solche hohen Platzierungen in der Summe auch zum „Goldenen“, erfüllen aber die Bedingungen nicht komplett.
Nun gingen fast zehn Jahre ins Land, bis Verena Kölz mit anderen Pferden wieder Siege in größerer Zahl landen konnte: Landor von Landor S x Sergeant Pepper spielt dabei eine wichtige Rolle, denn mit diesem Pferd errang die Reiterin zwischen 2014 und 2016 zwei Siege in Klasse S* und zwei vordere Platzierungen in Klasse S**. Letztere in Heilbronn und Oberderdingen waren besonders wichtig, bildeten sie doch das „I-Tüpfelchen“ auf der Erfolgsliste der Reiterin, das noch fehlte. Den wichtigen Sieg in einem S**-Springen konnte Verena Kölz im September 2015 in Leonberg ebenfalls mit Landor verbuchen. Und ganz aktuell verkündete das Reiterjournal in seiner Mai-Ausgabe: „Bereits beim schweren Auftaktspringen in Weilheim gelang Verena Kölz im Sattel ihres Curt der große Coup – die Amazone blieb fehlerfrei und sicherte sich den letzten Sieg, um die Bedingungen zur Verleihung des Goldenen Reitabzeichens zu erfüllen“. Jetzt ist das Goldene Reitabzeichen also zum Greifen nahe, denn schon zuvor gelang der Reiterin mit Curt von Cartani x Lavall ein Sieg in Winnenden.
So entschloss sich nun die Reiterin, das Goldene Reitabzeichen zu beantragen. Verliehen werden soll es ihr bei ihrem Heimat-Turnier in Leingarten, das vom 26. – 29. Mai 2016 stattfindet. Verliehen ist dabei das richtige Wort, denn diese Ehrung kann man nicht über Lehrgänge erlangen – die letzte Lehrgangsstufe wäre das Silberne Reitabzeichen. Das „Goldene“ wird nur durch Leistung erlangt. Eine weitere Besonderheit dieses Abzeichens: Das Goldene Reitabzeichen wird nur einmal im Leben eines Pferdesportlers verliehen. Es ist also „einmalig“ im Vergleich zu anderen Auszeichnungen, die man auf sportlichem Wege mehrfach wiederholen kann. Und diese Einmaligkeit macht auch den Reiz für viele Pferdesportler aus, die eben nicht im ganz großen, internationalen Sport mithalten wollen oder können.
Wer steckt nun hinter dem Namen Verena Kölz? Sie ist 39 Jahre alt, lebt in Leingarten und unterhält zusammen mit ihrem Mann Matthias und den beiden Töchtern seit 2007 einen eigenen Reiterhof mit einer im Januar 2016 eingeweihten Reithalle und etlichen zusätzlichen Boxen für Pferde. Erwähnenswert ist, dass sie in eine Reiterfamilie eingeheiratet hat, denn auch die Brüder ihres Mannes, Michael und Markus, sind in Baden-Württemberg bekannte und erfolgreiche Reiter. Markus Kölz leitet in Winnenden die Reitanlage Burkhardshof, Michael Kölz ist im sächsischen Leisnig mit dem Gut Tautendorf selbständig. Die gelernte Diplom-Betriebswirtin Verena Kölz selbst arbeitet bei der Biegert GmbH, einem großen Betrieb für Garten-und Landschaftsbau, der nur 400 m von ihrer Reitanlage entfernt liegt. „Ich habe da eine abwechslungsreiche und interessante Arbeit, die ich halbtags erfüllen kann“, erklärt die Reiterin, die seit ihrem sechsten Lebensjahr reitet. „Damals hatten wir zwei Shettys“, erinnert sich Verena Kölz. Bereits mit 6 Jahren bestritt sie ihre ersten Turniere. Mit 12 Jahren bekam sie ihr erstes Sportpony Mc Kinley, mit dem sie dann auch auf Turnieren startete. Dass sie reiterlich gut gefördert wurde, beweisen ihr früher Titel als Landesmeisterin 1992 und der Sieg bei den Süddeutschen Meisterschaften. Mit dem Pony Mc Murphy kam sie zu deutschen Meisterschaften und großen überregionalen Turnieren.
Doch eines Tages war Schluss mit der Ponyreiterei. „Mit 17 stieg ich auf Pferde um und hatte damals mit FBW Wembley ein sehr vermögendes Pferd bekommen, das mein Trainer Jürgen Kurz aus Leingarten noch 1993 auf Turnieren geritten hat. Mit ihm ritt ich nach anfänglichen Schwierigkeiten von Klasse L bis S und gewann schon 1997 zwei S-Springen“, erzählt Verena Kölz. 1998 qualifizierte sie sich erstmals für den BW-Cup in der Schleyer-Halle und hatte das Jahr über etliche Große Preise mit Erfolg bestritten. Eine berufliche Auszeit führte sie im Jahr 2000 nach Norddeutschland, wo sie als Bereiterin beim Holsteiner Verband in Elmshorn arbeitete. Dort ritt sie ebenfalls nicht unter „ferner liefen“ sondern errang den Titel Holsteinische Meisterin der Damen. Weitere Änderungen machten sich im Leben der Sportlerin entscheidend bemerkbar, denn 2005 kam ihre erste Tochter auf die Welt, Wembley wurde aus dem Sport verabschiedet und Wesenstein verkauft. „Das war dann schon eine Zeit, die ich als sportliche Durststrecke in Erinnerung habe. 2006 habe ich dann mit zwei sechsjährigen Pferden quasi wieder bei Null angefangen“, sagt Verena Kölz. Ihr reiterliches Ziel verlor sie jedoch nie aus den Augen: 2013 tauschte sie Zentradonna gegen den 8-jährigen Landor und gewann im April 2014 sogleich ein S-Springen. „Jetzt konnte es nur noch nach vorne gehen!“ sagte sich die sportlich ehrgeizige Frau und musste nach einem Sturz vom Pferd im Mai 2014 drei Monate pausieren: Sie hatte den Oberschenkel gebrochen. Doch sie gab die Saison noch nicht verloren und beendete sie in Heilbronn mit dem dritten Platz in einem S**-Springen. „Schließlich war auch das Pferd Curt so weit, dass ich mit ihm 2015 meine S-Siege fortsetzen konnte. Mein Mann Matthias hatte das einst vierjährige Pferd gekauft, vertraute nur auf sein Gefühl und hatte es zuvor nicht einmal ausprobiert“, erzählt Verena Kölz. Mit ihm hatte sie dann schließlich den für das „Goldene“ noch fehlenden Sieg in Weilheim errungen.
Sich selbst beschreibt Verena Kölz als sehr nervenstark, nicht sonderlich nervös, fleißig und ehrgeizig. Ihr komme zugute, sagt sie dem PRESSEDIENST, dass sie in ihrem Leben viele verschiedene Pferde reiten konnte. So könne sie sich rasch auf die unterschiedlichsten Pferde einstellen. Aber: „Wichtig ist für mich, dass ich auch Zeit habe für die Arbeit mit den Pferden und ihr Vertrauen gewinne, damit ich selbst ihnen vertrauen kann!“ Dass sie in ihrer Karriere viel den Eltern Heinz und Karin Kocher zu verdanken hat, erwähnt sie nicht ohne Dankbarkeit und Anerkennung. „Meine Eltern haben mich mit ihrer eigenen erfolgreichen Reiterei vorbildlich motiviert“, sagt Verena Kölz. Und so werden sie zusammen mit Ehemann Matthias und den beiden Kindern beim Leingartener Turnier dabei sein, wenn Verena Kölz mit dem „Goldenen Reitabzeichen“ geehrt wird. Denn über die Jahre gesehen haben auch sie einen großen Anteil an diesem schönen Erfolg.
Autor: Martin Stellberger für den Pressedienst des Pferdesportverbandes in Baden-Württemberg e.V.