Gemeinsam mit chinesischen Partnern hat Springreiter Ludger Beerbaum vor sechs Jahren das "Longines Equestrian Beijing Masters" ins Leben gerufen. Um ein bestmögliches Turnier zu gewährleisten, holte Beerbaum die Organisatoren des CHIO Aachen mit an Bord, angeführt von Frank Kemperman und Michael Mronz. Wir sprachen mit Michael Mronz über das Turnier und die Entwicklung des Pferdesports in China.
Frage: Was macht das Longines Equestrian Beijing Masters aus, was ist die Idee dahinter?
Michael Mronz: Den Pferdesport in China nachhaltig zu unterstützen und aufzubauen – darum geht es, das ist das Alleinstellungsmerkmal des Longine Equestrian Beijing Masters. Wir bringen bewusst – auch durch das Anbieten spezieller Prüfungsformen – die nationalen Reiter mit den internationalen Top-Reitern zusammen. So gibt es neben nationalen Prüfungen und dem Longines Grand Prix auch einen Team-Wettbewerb, in dem Chinesen und Europäer als Mannschaft antreten. Ein ebenso wichtiger Punkt ist das Konzept der Leihpferde – zukünftig nicht nur für unser Turnier, sondern für den gesamten Pferdesport.
Frage: Inwiefern?
Mronz: Entwickelt haben wir die Idee, dass die Reiter mit geliehenen Pferden starten, aufgrund der Quarantänebestimmungen in China – das Konzept kann aber zukunftsweisend sein, weil der Sport immer globaler geworden ist. Dadurch werden natürlich auch die Pferde stärker beansprucht, da die Wege länger geworden sind. Die Reiter überlegen sich inzwischen ganz genau, wann und wo sie ihre Top-Pferde einsetzen. Mit dem Konzept der Leihpferde kann ein Reiter bei Turnieren starten, während sich die eigenen Pferde zuhause im Stall ausruhen.
Frage: Sie begleiten den Pferdesport in China bereits seit mehreren Jahren. Wie beurteilen Sie die Entwicklung des Sports?
Mronz: Vor nicht allzu langer Zeit gab es hier nahezu keine Infrastruktur. Kein Turnier, kein Schmied, kein Trainer. Das wird nun langsam auf allen Ebenen aufgebaut – da ist im übrigen das Engagement von Ludger Beerbaum ein überaus wichtiger Faktor, um ein entsprechendes Angebot zu schaffen. Das Aachener Team versucht, einen Teil dazu beizutragen, hier professionelle Strukturen zu schaffen.
Frage: Was reizt Sie an dieser Pionierarbeit?
Mronz: Zum einen, dass das Team seine Erfahrungen, sein Know-how weitergeben darf, das ist eine tolle Aufgabe. Zum anderen muss es ja unser Interesse sein, dass sich der Sport weiter entwickelt, das kommt uns letztlich auch in Aachen zugute. Ein Beispiel: Wenn sich in China ein Markt für den Pferdesport entwickelt, entwickelt sich auch ein mediales Interesse an den großen internationalen Top-Turnieren. Das steigert letztlich auch die Attraktivität des CHIO Aachen. Wenn man seine Hausaufgaben macht, dann ist die Globalisierung auch eine große Chance. Und dann ist es natürlich ein großes Privileg, hier vor Ort auch den privaten Horizont erweitern zu dürfen.
Frage: Was sind die wichtigsten Aufgaben für die Zukunft des Longines Beijing Masters und des chinesischen Pferdesports?
Mronz: Der Anfang ist gemacht, aber der Pferdesport ist hier in China ein Luxussport. Zu hundert Prozent. In Europa ist er beides, Breiten- und Luxussport. In Aachen kommt dann noch das Eventpublikum dazu, das auch zu den Salzburger Festspielen oder einem Champions´ League-Finale geht. Das ist in China noch völlig anders, und so gibt es im Bird’s Nest auch noch keine 80.000 Zuschauer. Aber die Entwicklung ist hier sehr positiv, an manchen Tagen kommen zwischen 15.000 und 20.000. Der Pferdesport muss weiter etabliert werden. Spätestens wenn der erste chinesische Reiter erfolgreich an Olympischen Spielen teilgenommen hat und vielleicht auch irgendwann mal eine Medaille gewinnt, wird der Sport hier nicht mehr aufzuhalten sein.
Frage: Am Sonntag erwarten Sie einen Gast, der Ihnen zur Entwicklung des Sports in China einiges erzählen kann...
Mronz: Ja, ich freue mich sehr auf Felix Magath und seine Frau. Wir haben seit mehreren Jahren ein gutes und freundschaftliches Verhältnis. Felix ist seit Juni hier in China als Trainer beschäftigt, er wird einiges zu berichten haben.
PM