Foto: Matthias Rath ist wegen seiner Trainingsmethoden mit Totilas ermahnt worden - Fotograf: Carmen Jaspersen - dpa
Kronberg (dpa) Nach dem erfolgreichen Comeback von Totilas ist der Dressurreiter Matthias Rath wegen seiner Trainingsmethoden in die Kritik geraten. Bereits am Samstag ist Rath von Bundestrainer Jonny Hilberath beim Turnier in Hagen wegen seiner Vorbereitung auf dem Abreiteplatz ermahnt worden.
Einen entsprechenden Bericht der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» bestätigte die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN). Auch der Deutsche Tierschutzbund kritisierte das Training mit der sogenannten Rollkur.
UPDATE: Einige Einheiten in Hagen zählen zu der umstrittenen Übungsform und seien «an der Grenze» gewesen, sagte FN-Sportchef Dennis Peiler. Hilberath selbst wollte sich nicht zu Details äußern. Der neue Bundestrainer steckt in einem Dilemma, schließlich will er mit Rath und dem teuersten Dressurpferd der Welt bei den Olympischen Spielen möglichst Team-Gold gewinnen - was angesichts der zwei Siege beim Comeback nach achtmonatiger Pause wieder möglich erscheint.
Auch der Deutsche Tierschutzbund bemängelte die Anwendung der Rollkur. Bei dieser Übungsform wird der Pferdekopf fest auf die Brust gezogen, sie ist auch unter dem Namen Hyperflexion bekannt. Die Rollkur-Position wirke «wie ein Polizeigriff», bemängelt der Deutsche Tierschutzbund: «Das Pferd kann sich nicht aus der Position befreien.»
Rath habe nach der Ermahnung durch den Bundestrainer «Besserung» versprochen, hieß es beim Verband: «Er hat zugesichert, dass die Phasen kürzer werden.» Offiziell wird die Rollkur abgelehnt, wenn sie aggressiv oder über einen längeren Zeitraum angewandt wird.
Der Reiter hatte in Hagen zur Kritik an seiner Vorbereitung gesagt: «Ich kann mit Totilas machen, was ich will - es gibt immer Leute, die sich beschweren. Ich habe vor langer Zeit aufgehört zu versuchen, alle glücklich zu machen.»
Die Anwendung der Rollkur verwundert schon deswegen, weil Raths Familie um Stiefmutter Ann Katrin Linsenhoff diese vor allem in den Niederlanden praktizierte Methode bisher strikt abgelehnt hatte. Nach den ausgebliebenen Einzelmedaillen bei der EM in Rotterdam kam offensichtlich die Kehrtwende.
«Wenn man so ein Pferd übernimmt, versucht man erst, es in der eigenen Reitweise zu arbeiten, merkt aber schnell, dass dies nicht so einfach funktioniert», sagte Vater und Trainer Klaus-Martin Rath dem Fachmagazin «Reiter Revue»: «Deshalb versuchen wir uns auf das Pferd einzustellen.» Totilas, der bis 2010 vom Niederländer Edward Gal geritten wurde, sei «sechs Jahre in dieser Art ausgebildet worden», sagte Rath senior. Nach den Olympischen Spielen soll Sjef Janssen, der derzeit noch Nationaltrainer der Niederländer ist, das Training von Totilas übernehmen.