Eigentlich wollte Sönke Rothenberger in Wiesbadens Kür-Tour an den Start gehen, aber er musste auf den Special umschwenken. Warum? Weil er während des Grand Prix' der Kür-Tour eine wichtige Prüfung an der Uni hatte. Also Special-Tour statt Kür-Tour, denn gar nicht in Wiesbaden an den Start gehen, kam für den Wiesbaden-Fan nicht in Frage. Der Start in die Special-Tour lief schon mal spitze. Der 22-Jährige siegte mit dem 18-jährigen Favourit im Grand Prix der Special-Tour, im Preis der Liselott und Klaus Rheinberger-Stiftung, mit 72,26 Prozent. „Favourit war sehr gut drauf“, freute er sich und ergänzte schmunzelnd. „Vielleicht sogar etwas zu frisch am Bein und die Zick-Zack war etwas 'wild', aber er ist super fit und fröhlich und ich freue mich auf den Special morgen.“ Platz zwei ging an den dreimaligen Champion der Berufsreiter Heiner Schiergen aus Neuss. Mit dem niederländischen Hengst Aaron erreichte Schiergen 71,44 Prozent. Dritte wurde mit Juliane Brunkhorst auf Fürstano eine Reiterin, die in der vergangenen Weltcup-Saison schon mehrfach auf sich aufmerksam gemacht hatte.
Der Grand Prix Special, der Preis der Schuler Fahrzeug GmbH und des Hofgutes Rosenau, Dreieich, ist der traditionelle Abschluss der Wiesbadener Dressurprüfungen und steht am Pfingstmontag ab 13.45 Uhr auf dem Programm.
EM-Sichtung Junioren
Spannend ging es bei den Junioren zu. In der ersten und zweiten Wertungsprüfung wurden mächtig die Plätze getauscht.
Für die Dressur-Junioren war das Wiesbadener PfingstTurnier, ebenso wie für die Ponyreiter und die Jungen Reiter, erste Sichtung für die Europameisterschaften. Bei der ersten Wertungsprüfung im Schlosspark siegte Johanna Sieverding auf der achtjährigen Hannoveranerstute Lady Danza mit 71,649 Prozent. Für die 17-Jährige ist 2017 die erste Saison bei den Junioren, im vergangenen Jahr war sie noch mit ihrem Pony Don Davidoff erfolgreich. Am zweiten Tag klappte es bei den beiden nicht mehr so gut und sie landeten auf Platz neun. Auch für die Siegerin der zweiten Prüfung, Linda Erbe, ist es die erste Saison im Lager der Dressur-Junioren. Linda Erbe gewann 2015 Mannschafts-Silber bei den Europameisterschaften der Ponyreiter und ist die jüngere Schwester der Junioren-Dreifach-Europameisterin von 2016, Hanna Erbe. Jetzt sitzt Linda im Sattel auf dem erst siebenjährigen Fierro, der manchmal etwas 'vorwitzig sei', wie sie selbst sagt. Die 16-Jährige machte es genau anders herum: Sie wurde in der ersten Prüfung Neunte und gewann die zweite mit 74,895 Prozent.
Die zweite Euro-Sichtung steht für die Junioren Mitte Juni in Hagen a.T.W. auf dem Programm. Die Europameisterschaften selbst finden im August im niederländischen Roosendaal statt.
Dickes Lob für die Voltigierer
„Hut ab!“, lobte die Verantwortliche des WRFC für die Voltigierwettbewerbe, Claudia Liebold. „Alle haben mit vollen Einsatz voltigiert – egal, ob es regnete oder nicht.“ Trotz Nieselregens genossen die Voltigierer ihre Auftritte am Samstagabend vor dem Wiesbadener Schloss in vollen Zügen. „Ich habe noch nie im Regen voltigiert, das war herrlich“, strahlte beispielsweise die Pas de Deux-Voltigiererin Jolina Ossenberg-Engels und Einzelvoltigierer Erik Oese grinste: „Zu meiner Kür, in der es um Blitz und Donner geht, hat es auch ganz gut gepasst.“
Erik Oese, der Mathematik- und Physiklehrer aus Radebeul, siegte in beiden Umläufen bei den Herren und turnte somit klar zum Gesamtsieg. „Bei den Herren war die Leistungsdichte am engsten in diesem Jahr“, erklärte Bundestrainerin Ulla Ramge. „Erik hatte nach den Weltreiterspielen 2014 eine kleine Durststrecke. Es freut mich ganz besonders, dass er hier in Wiesbaden so überzeugt hat.“ Auch das Pas de Deux bestehend aus Jolina Ossenberg-Engels und Timo Gerdes ließ keinen Zweifel aufkommen: Sieg in beiden Umläufen und gesamt für das Paar, das in Wiesbaden zum dritten Mal am Start war. Nicht ganz so eindeutig ging es bei den Damen und Gruppen zu. In der ersten Runde musste sich Corinna Knauf aus Köln, die amtierende Vize-Europameisterin, noch geschlagen geben. Da ging der Sieg an Chiara Congia (Mainz-Ebersheim). Knauf siegte aber mit so viel Vorsprung in der Runde zwei, dass es für den Gesamtsieg ausreichte. Bei den Gruppen dominierte am Samstagabend unter Flutlicht die Gruppe aus der Schweiz, das Team Montmiral, am Sonntag trumpfte Köln-Dünnwald auf und sicherte sich den Sieg im zweiten Umlauf und in der Gesamtwertung.
„Mir gefällt das Konzept in Wiesbaden besonders gut“, resümierte Ulla Ramge. „Die Prüfungen sind einzelne kleine feine Häppchen, so sind die Wettbewerbe besonders kurzweilig und spannend und der Zuschauerandrang in Wiesbaden war wieder super!“
Vielleicht der schönste Schlossempfang
Positive Überraschungen erlebte WRFC-Präsidentin Kristina Dyckerhoff beim traditionellen Schlossempfang am Samstagabend am Rande des PfingstTurniers. Wiesbadens Oberbürgermeister Sven Gerich erklärte, er werde sich auf allen Ebenen dafür einsetzen, dass die Stadt Wiesbaden die finanzielle Förderung des Turniers erhöht. Staatssekretär Ingmar Jung, der als Vertreter von Ministerpräsident Volker Bouffier angereist war, sicherte ebenfalls weitere Unterstützung des Landes Hessen zu und auch der Ortsbeirat Biebrich unterstützte die erhöhten Ausgaben des WRFC für die erweiterten Sicherheitsvorkehrungen.
„Dies war vielleicht der schönste Schlossempfang, den wir je hatten“, freute sich die WRFC-Präsidentin. „Die vielen positiven Resonanzen, die große Unterstützung, die wir erleben, das tut einfach gut und die ganze Atmosphäre war sehr herzlich.“ Insgesamt waren 250 Personen der Einladung des WRFC gefolgt und feierten bis in den späten Abend im romantischen Biebricher Schloss.
Turniersplitter
*Prof. Bernd Heicke, langjähriger Förderer und Unterstützer der Vielseitigkeit beim Internationalen Wiesbadener PfingstTurnier, wurde gestern mit der Ehrenmitgliedschaft im Wiesbadener Reit- und Fahr-Club ausgezeichnet.
PM