Foto: „Hannoveraner Privathengstschau 2017“ - Fotograf: Verein Hannoveraner Privathengsthalter
Verden (hannoveraner-pb). Wenn in der Niedersachsenhalle Bundeschampions, Weltmeister und Prämienhengste für Raunen auf den Rängen sorgen, Basketballspieler meterhoch durch die Luft fliegen und eine Schlangenfrau im Ford Mustang in die Arena gefahren wird, dann bitten die Hannoveraner Privathengsthalter zu ihrer ganz speziellen Show. Das zuchtinteressierte Publikum war sowohl aus Niedersachsen und „umzu“ als auch aus ganz Europa, Asien und den USA nach Verden zur 27. PB-Schau gekommen.
Hengste hautnah erleben: Dieses Motto hat sich der Verein der Hannoveraner Privathengsthalter von Beginn an auf seine Fahnen geschrieben. Und das heißt im Klartext, dass Transparenz und offene Türen ein echtes Markenzeichen der alljährlichen Hengstschau Anfang Februar in Verden sind. So können die Besucher beim Stallgassenklönschnack nicht nur die aktuellen Hochglanzbroschüren der Hengststationen in ihren schwarz-gelben PB-Stofftaschen sammeln, sondern die Hengste eben auch mal ganz privat erleben. Man erfährt zum Beispiel, dass der 15-jährige Dressage Royal-Sohn Damsey (Hengststation Meyer), der mit Helen Langehanenberg aktuell international ein Siegschleifen-Abo abgeschlossen hat, total auf Bananen steht und mit seinem Charme die Herzen bereits direkt an der Boxentür zum Schmelzen bringt. Kollege Sezuan v. Zack (Gestüt Peterhof), dreifacher Weltmeister der Jungen Dressurpferde, ist dafür eher mit einem Apfel herumzukriegen, die Ohren für die Fotografen zu spitzen. Dieser sympathische Smalltalk mit den Hengsthaltern ist für einige Besucher so spannend, dass sie dann schon mal vergessen, pünktlich zum Startgong ihre Pätze in der Niedersachsenhalle einzunehmen. Die Stallgassen waren dieses Jahr so gut besucht, dass es sogar schwierig war, die vierbeinigen Stars der Show rechtzeitig durch den Menschenpulk in Richtung Vorbereitungshalle zu bugsieren. Im Vorfeld zog die Vortrags- und Diskussionsrunde des sechsten Fachseminars „Wie unterstützen die Niederlande und Frankreich ihre Pferdehalter“ viel Interesse auf sich, was sich an den lebhaften und intensiven Gesprächen der Züchter zeigte.
Bundeschampions und Bananen-Fan
Wer seinen Sitzplatz rechtzeitig eingenommen hatte, war 2017 gut beraten. Denn es ging gleich mit einem Paukenschlag los. Licht aus und Spot an für den eben schon erwähnten „Bananen-Fan“ Damsey, der sich – gut gestärkt und bestens gelaunt – sportlich dann von seiner Schokoladenseite unter dem Sattel von Vize-Weltmeisterin Helen Langehanenberg präsentierte. Wie gut das Paar sich sportlich in einem Jahr weiterentwickelt hatte, zeigte sich vor allem in den ausdrucksstarken Grand-Prix-Lektionen des Hengstes. Im Schau-Lot der knapp 50 gezeigten Hengste waren dieses Jahr die jungen Hoffnungsträger für Zucht und Sport in der Überzahl. Das Publikum möchte neben den bereits erprobten Vererbern auch gerne die Jungstars auf den Stationen in Augenschein nehmen und live erleben, wie sie sich unter dem Sattel entwickelt haben. Zu Gast waren die beiden Bundeschampions Destacado v. Desperados (Gestüt Schafhof) und Don Martillo v. Don Juan de Hus (Gut Lonken). Die beiden vier- und fünfjährigen Hengste wurden ihren Vorschuss-Lorbeeren in der Ankündigung mehr als gerecht. Und auch ihre jungen Kollegen über den Stangen machten ihre Sache richtig gut. Hier ging es altersgemäß entsprechend noch nicht um „höher, schneller, weiter“, sondern um geschmeidige Abläufe, das angedeutete Vermögen und die Rittigkeit. „Die sportliche Qualität der gezeigten Hengste im Parcours hat stark zugenommen. Und die internationalen Springabstammungen werden bei den Stutenbesitzern sicher guten Zuspruch finden“, ist der Geschäftsführer des veranstaltenden Vereins der Hannoveraner Privathengsthalter, Burchard Schröder, überzeugt.
Weltmeyer- und Stakkatopreis
Sowohl die Züchter der jahrgangsbesten vier- und fünfjährigen Spring-Youngster als auch die der Dressurhengste wurden vom Hannoveraner Verband zum sechsten Mal mit dem Weltmeyer- und Stakkatopreis ausgezeichnet. Entgegennehmen durften den Weltmeyer-Preis die Züchter von Emilio Sanchez v. Estobar NRW (Hinrich Engelke), der im Celler Landgestüt stationiert ist und Libertad v. Londontime (Mona Diekmeier), der bei Ingo Pape deckt. Der Stakkato-Preis 2017 ging an Stakkato Boy v. Stakkato (Dr. Karl Raupach, Ferienhof Stücker), Diamant de Plaisir v. Diamant de Semilly (Gerd Sosath) und Bilbao City v. Balou du Rouet (Dr. Karl-Otto Jacobs, Landgestüt Celle).
Basketball und Cabaret
Und was wäre eine PB-Schau ohne ihre internationalen Show-Höhepunkte? Um das Verdener Publikum jedes Jahr aufs Neue zu überraschen, ist dem Vereinsvorsitzenden Norbert Bramlage nur das Beste gut genug. Gemeinsam mit dem unermüdlichen Team vom AAZ in Verden, schaffte er es wieder, alle technischen und organisatorischen Herausforderungen für einen perfekten Ablauf zu meistern. Für den Showauftakt nach Maß – oder eher gesagt im Ponymaß – sorgten als Opener die Ponyhengste Nemax, New York und Nobility (Hengststation Heemsoth). Die ultra-gelenkige „Schlangenfrau“ Eliza ist ein gefeierter Showstar in Las Vegas und China, und verzauberte im Liza-Minelli-Look mit erotischer Akrobatik. Manchen Herren im Publikum waren sicher etwas überfordert, wem sie ihre Aufmerksamkeit schenken sollten. Dem schnittigen Ford Mustang, dessen Sound aus dem Auspuff Autofans begeisterte, der leicht bekleideten Eliza oder dann doch lieber der Ehefrau auf den Nebenplatz? Die konnte sich etwas später dann allerdings selbst über sehr sportliche junge Männer im Basketball-Trikot freuen, die nur so durch die Halle zu fliegen schienen. Die „Dunking Devils“ zeigten spektakuläre Stunts, die das Publikum absolut mitriss.
Die fast dreistündige Show nahm dann nochmal richtig Fahrt auf. Olympia-Mannschaftssilbermedaillengewinnerin Dorothee Schneider hatte es wohl im Vorjahr so gut bei der PB-Schau gefallen, dass sie den noch weiter gereiften dänischen Dressurpferde-Weltmeister Sezuan gerne wieder sattelte. Behutsam vorgestellt und bestens auf die eindrucksvolle Kulisse vorbereitet, gaben feierten die beiden jüngsten Hengste unter dem Sattel ihre Show-Premiere. Die dreijährigen Quantissimo v. Quantensprung (Klosterhof Medingen) und Daytona v. De Niro (Ingo Pape) drehten ganz zufrieden und gelassen ihre Runden und zeigten, dass man die Youngster keinesfalls „über die Uhr drehen“ muss, um einen nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen. Dass der Eindruck der Zuschauer ein ganz wichtiges „Stimmungs-Barometer“ für die Veranstalter ist, zeigte auch die erstmals gestartete Zuschauerbefragung des Vereins, die dazu beitragen soll, das so bewährte und nachhaltige Schau-Konzept weiter zu entwickeln und zukunftsfähig zu machen.
Infos: www.hannoveraner-pb.de
PM