Es war ein schöner Morgen für Marcus Ehning nach einem aufregenden Nationenpreis am späten Donnerstagabend in der Aachener Soers. Erst das fehlerfreie Youngsterspringen mit dem siebenjährigen Coco II, danach noch die kleine Jula kurz auf dem Arm, nebenbei noch ein Blick auf den Monitor, weil gerade Luciana Diniz den For Pleasure-Nachkommen Fit for Fun unter dem Sattel hatte („da schaut man schon etwas genauer hin“). Schließlich war es gerade For Pleasure, der Ehning bei seinem bislang einzigen Olympiaeinsatz im australischen Sydney zum Mannschafts-Olympiasieg und zum vierten Einzelrang getragen hat.
Nach zwei überzeugenden Nullrunden im Nationenpreis mit seinem Hengst Plot Blue gehört der 38-Jährige gewiss nicht zu den Wackelkandidaten für Olympia in London. „Das fühlte sich gestern ganz gut an“, war er noch immer begeistert von der Form seines 15-jährigen KWPN-Hengstes: „Der ganze Ablauf war perfekt und dann kam auch noch seine Routine hinzu“. Jetzt wartet nur noch ein kleines Springen in Aachen am Samstag auf das Dreamteam und dann ist Schluss mit den Turniereinsätzen vor dem absoluten Saisonhöhepunkt. Im Großen Preis am Sonntag muss dann der Belgier Copin van de Broy zur Hochform auflaufen, der auch schon in Rotterdam seinen Teil zum Sieg im Nationenpreis beigetragen hat. Das gilt allerdings für den Reiter nicht. Geesteren und Chantilly mit der Global Champions Tour gehören noch zu Ehnings Programm vor Olympia.
Aber über Druck redet Markus Ehning auch. „Die Anspannung muss auch vorhanden sein“, sagt Ehning, „da ist es dann egal, ob ich vor 40000 Zuschauern in Aachen in den Parcours hinein reite oder bei der Olympiade starte“. Auf jeden Fall wird das Deutsche Team in das Olympische Dorf einziehen, nachdem die Pferde mit der Eisenbahn durch den Eurotunnel angereist sind. „Das ist mal etwas anderes“, freut sich Ehning schon auf die neuen Eindrücke in London. Auch danach wird Plot Blue in seinem Stall bleiben: „Ich bin mir sicher, dass er auch seine Karriere bei mir beenden wird“. Wann das allerdings sein wird, steht noch in den Sternen. Doch zunächst ist der Focus ganz auf London ausgerichtet: „Mit dieser Form habe ich sicherlich eine Chance auf eine Medaille“.
Aber Copin van de Broy wird immer mehr Last aufnehmen müssen. „Ein ganz tolles Pferd“, lobt Ehning den erst zehnjährigen belgischen Hengst, „ich bin mir sicher, dass er auch für die Olympiade in Frage gekommen wäre“. Zu Hause in Borken kümmert sich vor allem seine Pflegerin um die Fitness seiner Pferde. „Eigentlich müssen sie nur zufrieden sein und bei Laune gehalten werden“, ist sein Rezept für die immer dressurlich bestens ausgebildeten Springpferde aus dem Stall Ehning.
(Jörn Rebien für reitturniere.de)