Genau genommen war es gar kein Neuland für Marcel Marschall aus Heiligkreuztal bei Riedlingen. Schon als Nachwuchsreiter hatte er häufig Gelegenheiten erhalten, für Deutschland bei Nationenpreisen zu starten. Am letzten Freitag allerdings schlug die Stunde des 23-Jährigen im richtigen Deutschen Nationalteam. Startreiter beim CSIO in Budapest für das deutsche Quartett lautete die nicht ganz einfache Aufgabe, die Equipechef Heinrich Hermann Engemann (Porta Westfalica) gestellt hat. Diesen Test hat der Stilist bravourös bestanden. Mit seiner neunjährigen belgischen Stute Fenia van Klapscheut ritt er sicher seinen Mannschaftskollegen voraus und hatte in beiden identischen Umläufen jeweils einen Abwurf. Damit das beste Ergebnis aus deutscher Sicht.
„Wir hatten eine tolle Kameradschaft“, blickte Marschall zurück, der wenigstens noch die zweite Halbzeit des Weltmeisterschaftsspiels von Deutschland – allerdings mit ungarischem Kommentar – anschauen konnte. Immerhin kannte sich das deutsche Team mit Gerrit Schepers (Dortmund), Hendrik Dowe (Heiden) und Frederick Troschke (Hagen) von manchem Wettkampf der deutschen U25-Reiter. „Aber jetzt ist das viel mehr zusammen gewachsen“.
Der Deutsche Parcourschef Werner Deeg aus Feuchtwangen hatte es den Reitern gewiss nicht einfach gemacht. Das lässt sich schon am Siegerergebnis ablesen, das die Tschechen mit 20 Punkten ablieferten. Das deutsche Quartett kam mit 36 Zählern auf einen gewiss nicht zufriedenstellenden sechsten Platz. Sein Ergebnis bedeutete aber noch mehr: Weltranglistenpunkte gewonnen, die Normen für die Weltreiterspiele und die nächste Europameisterschaft in Aachen als Nachwuchsreiter geschafft. Engemann lobte die professionelle Arbeit des 23-Jährigen und seine Zuverlässigkeit im Parcours mit allen seinen Pferden.
Sein Talent konnte Marschall auch noch in den weiteren Springen beweisen: Im „Großen Preis von Budapest“ über 1,60 Meter Hindernisse verhinderte nur ein ganz knapper Fehler am Wassergraben den Einzug ins Stechen. Zusammen mit seinem 13-jährigen niederländer Wallach Undercontract wurde das Paar dank einer schnellen Zeit noch Siebte. Einen Tag zuvor erreichten beide in einem weiteren Springen mit Höchstmaßen das Stechen und kamen auf Platz acht. Dazu steuerte er noch einen fehlerfreien Ritt im „Kleinen Finale“ mit dem zehnjährigen Holsteiner Hengst Castigo della Caccia bei. Soll heißen: Mit allen Pferden in die Platzierungsränge geritten und in der Weltrangliste gepunktet.
Zuvor hatte Marcel Marschall auf der Reitanlage in Heiligkreuztal auch überraschend Gelegenheit als Model zu glänzen. Ein Hersteller von Reitsportmoden hatte die Anlage von Manfred und Annette Marschall ausgesucht um die Katalogbilder für das nächste Jahr zu schießen. Schließlich ist das Schmuckstück auch im Compendium Homes and Horses zu finden, das die großen und kleinen Geheimnisse, die Atmosphäre und das Flair einiger der schönsten Reitanlagen rund um den Globus zeigt. Mit dabei war übrigens auch Lisa Müller – Ehefrau von WM-Spieler Thomas Müller – und erfolgreiche Reiterin (Stars von Morgen-Siegerin 2013). Beide machten dabei auf dem Set, das konnte auf jeden Fall schon mal festgehalten werden, eine „bella figura“.
Autor:Jörn Rebien