Reitertage Hagau: Top-Leistungen unter sengender Sonne - Sven Fehnl gewinnt den Preis der AUDI AG, Rudi Widmann dominiert die Dressurprüfungen

Foto: Rudi Widmann (Reitakademie München, Grafrath) - Fotograf: Kristina Schweiger

Foto: Rudi Widmann (Reitakademie München, Grafrath) - Fotograf: Kristina Schweiger

 

„Heiß war‘s  und schön war’s“, so lautet das Fazit nach den vier Turniertagen in Hagau. Trotz einiger Absagen aufgrund des Wetters waren die Springprüfungen gut besetzt. Der Große Preis der AUDI AG, die Hauptprüfung am Sonntagnachmittag wurde zum Krimi. Der Tatort war das letzte Hindernis. Sechs der 28 Teilnehmerpaare qualifizierten sich fürs Stechen. Als letzter Teilnehmer hatte Maximilian Lill den Sieg schon vor Augen. Der 21jährige Antdorfer und der erst neunjährige hessische Colander-Sohn Colantinue waren deutlich schneller als der führende Sven Fehnl, doch am letzten Sprung fiel die oberste Planke. Fehnl und Fascination blieben das einzige Paar ohne Strafpunkte. Für den 24jährigen Berufsreiter aus dem Stall der Fa. IB Berger GmbH in 92237 Sulzbach-Rosenberg und den erst neunjährigen Holsteiner For Pleasure-Sohn war es der erste Sieg auf S***-Niveau. „Ich bin selbst total überrascht. Fascination reite ich erst seit zwei Monaten. Aber er hat grenzenloses Vermögen“, sagte Fehnl freudestrahlend.

 

Am schnellsten überflogen Ina von Bormann und die Oldenburger Stakkato Gold-Tochter Rahmannshof Stagoldina die bis zu 1,60 m hohen Hindernisse, aber auch die Bayerische Meisterin handelte sich einen Abwurf ein und wurde Zweite. „Lieber passiert mir der Fehler jetzt als nächste Woche bei den Bayerischen Meisterschaften“, scherzte die Studentin. Maximilian Lill, als Junior bereits Deutscher Meister, belegte Platz drei mit dem Oldenburger Clerus-Sohn Capuccino und Platz vier mit Colantinue, eine starke Leistung. Dem Siegerpaar und den neun Platzierten gratulierte die Repräsentantin der AUDI AG, Dr. Elke Bechtold.

 

Michael Viehweg vom gastgebenden Verein PSV St. Georg hatte schon am Vortag Begeisterungsstürme entfacht. Der Schrobenhausener gewann in atemberaubendem Tempo mit seinem Alvarez-Sohn Avalon das Fehler-Zeit-Springen auf S**-Niveau vor Lill mit Capuccino. Beim hochklassig besetzten Finale der Youngster Tour trumpfte Simone Blum auf. Die Deutsche Vize-Meisterin aus Zolling galoppierte mit ihrer Askari-Tochter Alice (DSP) eine Hundertstel-Sekunde schneller ins Ziel als Hans-Günter Goskowitz mit der Mecklenburger Mighty Magic-Tochter Manjana vom PSV St. Georg.

 

 

Ehrung für Kirsten Schweiger und Michael Viehweg

Der U21 Nürnberger Burg-Pokal der Bayerischen Jugend ging an Anton Lein aus Bad Wörishofen mit der bayerischen Grand Pilot I-Tochter Athena Grande vor Maximilian Lill mit dem Hannoveraner Escudo I-Sohn Eragon und seiner Schwester Rebecca Lill mit dem bayerischen Grandeur-Sohn Granat. Petra Kronwitter, Pferdesportbeauftragte der Nürnberger Versicherungsgruppe, gratulierte dem Sieger und den Platzierten. Geehrt wurden auch zwei besonders erfolgreiche Nachwuchsreiter des PSV St. Georg, Kirsten Schweiger und Michael Viehweg. Beide liegen aktuell punktgleich auf dem zweiten Platz in der Wertung zu Deutschlands U25 Springpokal. Mit hervorragenden Leistungen in München und in Balve haben sie sich bereits jetzt für das Finale qualifiziert. Die Endrunde der Serie, die von der Stiftung Deutscher Spitzenpferdesport getragen wird, findet im August im Rahmen der Europameisterschaften in Aachen statt. Nach den „Future Champions“ in Hagen wurden Kirsten

 

Schweiger und Coriander außerdem auf die Longlist für die Europameisterschaften der Junioren und Jungen Reiter in Wiener Neustadt gesetzt. Am kommenden Wochenende steht für das Duo aus Hagau erst einmal die Bayerische Meisterschaft auf dem Programm.

 

 

Stimmungsvolles Kür-Finale unter Flutlicht

Zum Kür-Finale am Samstagabend, das von der Sparkasse Ingolstadt präsentiert wurde, kamen die Zuschauer in Scharen. Schon eine halbe Stunde vor Beginn waren nahezu alle Plätze ums Viereck besetzt. „Es gibt kaum ein anderes Turnier in Bayern, wo man so viel Publikum hat. Und dann noch das Flutlicht und der beleuchtete See. Es ist etwas ganz Besonderes, bei so einer Kulisse zu reiten“, fand Rudi Widmann. Der Berufsreiter aus Grafrath hatte in Hagau offensichtlich die richtigen Hosen an. Fünf Starts, fünf Siege – besser geht’s nicht. Im Grand Prix und in der Kür verwies er die Konkurrenz mit dem zehnjährigen niederländischen Briar-Sohn Briars Junior eindrucksvoll auf die Plätze. Die Baden-Württembergerin Meike Lang reihte sich mit dem rheinischen Fürst Piccolo-Sohn Flatley an zweiter und mit dem bayerischen Pour Plaisir-Sohn Poussin an dritter Stelle ein. Im Grand Prix am Freitag rangierte Christina Boos (Moosburg) mit dem westfälischen Ragazzo-Sohn Remondini auf dem zweiten Platz. Von den zehn Paaren in der Einlaufprüfung traten letztlich nur fünf in der Kür an. Den Zuschauern machte es offensichtlich trotzdem Spaß, zumal Moderator Arnaud Petit mit launigen Ansagen und kurzen Reiterinterviews für gute Stimmung sorgte. „Ich bin super happy. Briar ist zum ersten Mal in seinem Leben einen langen Grand Prix und eine Kür gegangen. Er hat das so toll gemacht, dass ich nächste Woche die Bayerischen Meisterschaften reiten werde“, erklärte der Sieger, Rudi Widmann.

 

Die Einlaufprüfung und die Qualifikation zum Finale der „Stars von Morgen“, der Serie für junge Grand Prix-Pferde und –reiter, sicherte sich der Berufsreiter ebenfalls, diesmal mit dem Württemberger Sir Oldenburg-Sohn Sir Simon. Sieg Nummer fünf erzielte er im Bayerischen Dressurpferdechampionat der Fünfjährigen mit der Bordeaux-Tochter Rose of Bavaria knapp vor Friederike Schulz-Wallner (Schwaiganger) mit dem Boston-Sohn Bob Dylan. Zweite bei den „Stars von Morgen“ wurde Christina Boos mit dem westfälischen Lissabon-Sohn Lobenswert vor Ludwig Zierer (Landshut) mit dem Holsteiner Lorentin-Sohn Lenny Kravitz. Die S*-Dressur für sieben- bis neunjährige Pferde entschied Jasmine Sanche-Burger (Neumarkt) mit dem niederländischen Johnson-Sohn Baron für sich, gefolgt von Dr. Stefanie Schüle (Ansbach) mit der Hannoveraner Don Frederico-Tochter Della Graziana und Ludwig Zierer mit dem Holsteiner Lorentin-Sohn Lionel Richie. Simone Böhm wurde mit dem westfälischen Rittmeister-Sohn Ritter-Sport Vierte und freute sich, wie ihre Vereinskolleginnen Petra Ströhmer und Alexandra von Braunmühl vom gastgebenden Verein PSV St. Georg, über weitere Platzierungen in Dressurprüfungen der Klasse M bzw. S.

 

Qualitätsvolle Nachwuchspferde

Viele qualitätsvolle Nachwuchspferde präsentierten sich in den Qualifikationen zum Bundeschampionat und auch beim Bayerischen Landeschampionat. Die Abteilung der drei- und vierjährigen Hengste, die im letzten Jahr mangels Teilnehmer ausfallen musste, war in diesem Jahr zwar nicht quantitativ aber qualitativ ordentlich besetzt. Dies galt auch für die meisten anderen Championatsprüfungen. „Die Spitze war gut. In der Breite bräuchte es beim Landeschampionat mehr Pferde. Hier sind die Züchter und die Hengsthalter gefragt“, stellte Dr. Dieter Schüle, einer der kompetenten Richter, fest.

 

Die Sponsoren der Reitertage begrüßte Georg Schweiger am Samstagabend erstmals auf einem kleinen Empfang. Viele folgten der Einladung und kamen ungezwungen miteinander ins Gespräch. „Wir möchten unseren Sponsoren gerne ‚Danke‘ sagen. Einige halten uns seit 22 Jahren die Treue. Das freut uns sehr“, betonte der Turnierleiter. Einhelliges Lob von den Aktiven gab es für die Veranstalter der Reitertage Hagau, den PSV St. Georg, für Familie Schweiger als Gastgeber, für Parcourschefin Anne-Kathrin Günther und für ihr Team, für den technischen Leiter Siegfried Grabmayer, für die Chefin der Meldestelle Ingrid Forch sowie für alle guten Geister und helfenden Hände hinter den Kulissen. „Das ist so ein schönes Turnier! Hier stimmt alles. Es ist gut organisiert, die Bedingungen sind top, die Stimmung ist super und es sind viele Zuschauer da. Vor allem merkt man, dass dieses Turnier mit Herz gemacht wird“, schwärmte die bayerische Meisterin Ina von Bormann. Meike Lang, zum ersten Mal in Hagau, war ebenfalls begeistert. „Ich möchte auf jeden Fall wieder kommen. Nicht nur wegen der tollen Bedingungen und der romantischen Atmosphäre mit dem See, auch wegen der netten Leute hier. Gemeinsames Feiern gehört für mich dazu“, erklärte die Berufsreiterin aus Baden-Württemberg.

 

 

PM

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