Foto: Helen Langehanenberg und Damon Hill verpassen die Medaille. - Fotograf: Jochen Luebke - dpa
London (dpa) - Die letzte Gold-Serie der deutschen Dressur ist mit dem Triumph der Britin Charlotte Dujardin gerissen. Bei zwölf Olympia-Starts gab es seit 1964 immer mindestens einen deutschen Triumph.
In London reichte es nach Team-Silber nur zu den Plätzen vier, sieben und acht für die deutschen Reiterinnen im Einzel. Helen Langehanenberg schrammte allerdings hauchdünn an ihrer zweiten Medaille vorbei: Die 30-Jährige aus Havixbeck kam mit Damon Hill in der Kür auf 84,303 Prozentpunkte - die Winzigkeit von 0,036 Zählern fehlten ihr damit zum Bronze-Rang, den die in Mainz geborene Britin Laura Bechtolsheimer mit Mistral Hojris eroberte.
«Die Zeiten sind vorbei, da Deutschland allein den Ton angegeben hat», kommentierte Dennis Peiler, der Sportchef des Reitverbandes FN. Bundestrainer Jonny Hilberath meinte: «Ich wäre ein Idiot, wenn ich sagen würde, ich will keine Einzel-Medaille. Aber wir sind hier gegen die Besten der Welt geritten.»
Team-Olympiasiegerin Charlotte Dujardin holte mit Valegro ihr zweites Gold. Sie siegte mit 90,089 Punkten vor Adelinde Cornelissen aus den Niederlanden mit Parzival (88,196). Dorothee Schneider aus Framersheim wurde Siebte (81,661). Kristina Sprehe aus Dinklage kam mit Desperados als Achte ebenfalls noch in die Top Ten (81,375).
Helen Langehanenberg klopfte mehrfach begeistert auf den Hals ihres Hengstes Damon Hill, als sie strahlend aus dem Dressur-Viereck ritt. Ihre gelungene Prüfung trübte nur ein kleiner Fehler in der Piaffe. «Das war die einzige Schrecksekunde», sagte die 30-Jährige. Insgesamt war sie «super zufrieden - ich habe es echt genossen.» Vor den letzten fünf Startern übernahm sie die Führung, für einen Platz auf dem Medaillen-Podest reichte es am Ende ganz knapp nicht.
Dorothee Schneider war «ein bisschen enttäuscht», wie sie nach ihrem letzten Ritt mit der Stute Diva Royal zugab: «Sie war nicht hundertprozentig bei mir. Zwei Fehler sollte man sich bei Olympia sparen, das kostet Punkte», erklärte sie selbstkritisch.
Kristina Sprehe war dagegen rundum zufrieden mit ihrem letzten Auftritt in London. «Das hat superviel Spaß gemacht. Es war meine beste Prüfung hier bei Olympia. Die Anspannung war größer als bei der Teamprüfung», berichtete die 25-Jährige. Ihren Hengst Desperados lobte sie: «Ich bin sehr erleichtert, dass er über den langen Zeitraum Lust und Konzentration behalten hat. Hut ab vor dem Pferd!»
Die Verantwortlichen des Verbandes waren dennoch zufrieden, da der personelle Umbruch mit Team-Silber und drei einstelligen Einzelplatzierungen vollzogen scheint. «Mit drei Debütantinnen soweit vorne, das ist sensationell. Das zeigt, dass der Neuanfang gelungen ist», sagte Peiler. «2008 hatten wir noch Glück, dass es in der Mannschaft zu Gold gereicht hat», erklärte er mit Verweis auf den knappen olympischen Sieg von Hongkong.
Im Grunde war schon vor London die Zeit der Dressur-Dominanz beendet, wie bei den Welt- und Europameisterschaften seit 2007 deutlich wurde, bei denen die deutschen Teams ohne Gold blieben und sämtliche Siegesserien aus mehr als 30 Jahren rissen.
«Wir müssen hart kämpfen und arbeiten», sagte FN-Sportchef Peiler und verwies zugleich auf viele Talente, die nachrücken. Dass gezielte Nachwuchsarbeit sich lohnt, zeigt die Vielseitigkeit, die seit 2003 mit einer Perspektivgruppe die Talente fördert und mit goldenen Medaillen die London-Bilanz der Reiter krönte. «Das Olympia-Fazit sieht insgesamt sehr positiv aus mit einem herausragenden Ergebnis für die Vielseitigkeit», betonte Peiler. «Dazu kommt das tolle Mannschaftsergebnis in der Dressur.»