Foto: Guter Sport bei Riesenbeck International - Fotograf: RI
Was für ein Stechen, was für ein Sieger! Jeder der Zuschauer und Kollegen hätte darauf gewettet, dass Olympiasieger Steve Guerdat mit seiner acht Jahre alten Stute Ulysse de Forets wie schon am Vortag das Springen gewinnen würde. Mit seiner ganzen Erfahrung und einem unglaublich hohen Tempo lenkte der Schweizer die zierliche Stute auf den letzten Oxer des Stechparcours im Großen Preis von Riesenbeck. Die Uhr blieb bei 37,15 Sekunden stehen. Doch dann kam Maurice Tebbel aus Emsbüren. Der Sohn des dreimaligen Deutschen Meisters und Olympiateilnehmers Rene Tebbel begann mutig und mit hohem Tempo auf dem neunjährigen Hengst Chaccos´ Son – dann wählte er, man muss es schon rotzfrech nennen, einen kürzeren aber riskanteren Weg, und schoss mit 36,78 Sekunden über die Ziellinie. Vater Rene, eher wortkarger Trainer seiner beiden talentierten Kinder war zufrieden - und sehr stolz („war gut“). Das bedeutete: Sieg über den Olympiasieger – ein Sieg, an den der junge Mann noch eine Weile denken wird. Drittplatziert wurde Jana Wargers aus Greven auf Afrah (0/37,73 Sekunden).
Parcourschef Karl Holle hatte 19 Paare von 50 qualifizierten Teilnehmern nach dem Umlauf im Stechen versammelt. Sein Kommentar: „Der Parcours war schön zu reiten.“ Tatsächlich machten es das Klassefeld, sehr gute Pferde, aber auch Nachwuchsreiter und Champions, die ihre jungen Pferde vorstellen wollten, dem Kursdesigner nicht einfach. Doch es gelang ihm ein anspruchsvoller, flüssig zu reitender Kurs, der die Zuschauer in der gut besuchten Halle faszinierte. Schön anzusehen das Comeback nach einer schweren Schulter-OP von Christian Kukuk. Mit Limonchello wurde er sechster, und sein Chef Ludger Beerbaum kommentierte: „Das war vom Allerfeinsten“. Beerbaum selbst hatte mit Chaman nach einem Zeitfehler nicht das Stechen erreicht – und coachte daher mit Leidenschaft seine Reiter und auch Bruder Markus Beerbaum, der es ebenso wie Ehefrau Meredith Michaels-Beerbaum und seine Schülerin Chloe Reid (USA) – die Vorjahressiegerin – ins Stechen geschafft hatte.
15 Springen standen auf dem Programm des Zweisterne-Events in Riesenbeck, 93 Reiter aus 19 Nationen waren am Start. Pferdefreunde sahen hochtalentierte Youngster, erfahrene Pferde, die gerade wieder im Aufbau sind, die erste Garnitur der nationalen oder jungen Reiter. Bundestrainer Otto Becker und dessen Assistent Heiner Engemann kamen zu Besuch, ebenso alte Bekannte wie Manni Kötter oder Helden der früheren Jahre.„Wir sind rundum zufrieden,“ sagte der Hausherr, Organisator und aktive Teilnehmer Ludger Beerbaum, der in ständiger Abstimmung mit seinem Team bestrebt ist, ein gutes Turnier zu organisieren. „Das Angebot an meine Kollegen und die Ausschreibung sind gut angekommen. Das feedback ist positiv“, heißt sein Fazit über das erste internationale Hallenturnier der Saison. Der amtierende Weltmeister Jeroen Dubbeldam, wie seine Landsleute Gerco Schröder oder Maikel van der Vleuten aus dem nahegelegenen Niederlanden angereist, kommen sehr gern nach Riesenbeck – und das nicht nur zum Turnier. Sie kommen auch immer wieder zu Trainingszwecken mit seinen Schülern in die Halle.
Das neue Pferdesportzentrum erfreut sich großer Beliebtheit. Im Sommer wird auf den Außenplätzen geritten, im Herbst und Winter geht es n die Hallen zur Vorbereitung auf internationale Turniere.„Wir freuen uns natürlich über den Zuspruch“, sagt Turnierleiter Karsten Lütteken. Auch wenn die Veranstaltungshallen gerade mal seit eineinhalb Jahren in Betrieb sind, haben Lütteken und sein Team schon einige Turniere, late-entry-Veranstaltungen, Seminare und Lehrgänge organisiert, so dass sich bereits eine Routine feststellen lässt. „Wir sind hier ein eingespieltes Team, die Abläufe sind eingeübt und jeder weiß, was zu tun ist“, lobt Karsten Lütteken. Einige Reiter konnten zu Beginn der Hallensaison glänzen: Die erst 17 Jahre alte Justine Tebbel reitet, unterstützt von Papa Rene und Mutter Erika, schon wie eine ganz Große um die Wendungen. Wenn sie dann aus der Arena kommt, wird nicht gejubelt und geherzt, sondern sie bekommt vom international hocherfahrenen Papa noch ein Tipp zugerufen, wie es noch besser laufen könnte. Karsten Huck, Bronze-Medaillengewinner von Seoul 1988, ist als ständiger Coach von Philip Houston immer an dessen Seite, der Reitmeister longiert persönlich die Pferde des Deutschen Jugendmeisters der Junioren und reitet diese auch ab und zu. Die Schleifen sammelt dann das Nachwuchstalent regelmäßig in den Springen. Lars Vollmer fiel auf durch schöne Ritte, ebenso die amerikanischen Schüler von Jeroen Dubbeldam, Lucas und Wilton Porter.
Das Turnier ist dabei, sich zu etablieren. Es findet statt in einer Umgebung, die als einmalig beurteilt werden kann: Die Aktiven genießen den beginnenden Herbst, sie können auch auf den Plätzen außerhalb longieren oder reiten – und die Zuschauer erfreuen sich an internationalen Reitergrößen und nationalem Nachwuchs, der direkt vom Wegesrand aus und in der Halle beobachtet werden kann.
Ergebnisse: http://eventcontent.hippoonline.de/1248/sta_erg/09_ergDEU.htm?style=hippo
PM