Morgen werden Sie zum letzten Mal mit ihrem langjährigen Erfolgspartner „Nino des Buissonnets“ in einem internationalen Wettbewerb antreten. Im Anschluss an den „Rolex Grand Prix“ wird „Nino“ feierlich aus dem Sport verabschiedet.
Wann war Ihnen klar, dass Genf sein letztes Turnier werden soll?
Steve Guerdat: Es war immer klar, dass, wenn „Nino“ sich mal verabschiedet, es in Genf sein wird. Das ist mein Lieblingsturnier und „Nino“ hat hier schon zweimal den „Rolex Grand Prix“ gewonnen. Das Publikum hier liebt ihn. Die Entscheidung, dass es in diesem Jahr passieren wird, habe ich vor etwa zwei Monaten getroffen. „Nino“ ist jetzt noch in Topform, aber er wird im nächsten Jahr 16 und wenn er sich jetzt verletzen würde, wäre das wahrscheinlich das Ende seiner Karriere. Ich war nicht bereit, dieses Risiko einzugehen. Ich wollte ihm eine Verabschiedung geben, die er verdient hat, auf dem Höhepunkt seiner Form. Die Leute können ihn morgen noch ein letztes Mal genießen, und dann war es das für ihn. So soll es sein!
Sechs Jahre waren Sie gemeinsam im Spitzensport unterwegs und haben unzählige Erfolge gefeiert. Welchen Anteil hat „Nino“ an Ihrer bisherigen Karriere?
Guerdat: Ich glaube, „Nino“ ist mittlerweile eine Legende geworden, nicht nur wegen seines Olympia-Golds oder den beiden Majorsiegen in Genf. Er war zum Beispiel auch zweimal Zweiter im Weltcup-Finale. Er ist nie viele Turniere gegangen, aber was er gemacht hat, hat er immer mit Top-Resultaten abgeschlossen – und er ist jetzt immer noch in Topform. Er ist nicht nur für mich der Beste, sondern sicher eines der besten Pferde der Geschichte.
Mit welchem Gefühl blicken Sie nun auf morgen, wenn Sie wissen, es wird das letzte Mal sein, dass Sie „Nino“ für einen Großen Preis satteln?
Guerdat: Daran will ich jetzt gar nicht denken. Morgen will ich reiten und versuchen, den „Rolex Grand Prix“ noch einmal zu gewinnen. Der Rest kommt danach!
Gut, dann konzentrieren wir uns auf den Sport: Was wird in dieser Hinsicht vom Majorfinale zu erwarten sein?
Guerdat: Es wird sicher ein sehr schwieriges Springen, so wie man es hier in Genf gewöhnt ist. Der Umlauf wird lang werden, im Stechen muss man dann richtig Gas geben. Es sind so viele gute Paare hier, das hat schon das „Rolex IJRC Top 10 Finale“ am Freitagabend gezeigt. Es wird sicher ganz spannend morgen, aber hoffentlich liegt ein bisschen Glück auf unserer Seite, dann können wir das Springen gut abschließen.
Auch Sie haben schon am Freitag eine beachtliche Leistung gezeigt und beim „Rolex IJRC Top 10 Finale“ den dritten Platz mit „Corbinian“ belegt. Im Frühjahr konnten Sie mit diesem Pferd schon das Weltcup-Finale gewinnen. Glauben Sie, dass „Corbinian“ in „Ninos“ Fußstapfen treten könnte, was künftige Championate und den Rolex Grand Slam angeht?
Guerdat: „Corbinian“ ist momentan vielleicht noch nicht ganz so beständig wie „Nino“, aber er ist auf seine Art ein Ausnahmepferd. Er gehört bereits jetzt zu den absoluten Top-Pferden, und es ist schade, dass er von den Leuten bislang noch nicht so wahrgenommen wird. Ich meine, dieses Pferd hat das Weltcup-Finale gewonnen, das allein ist ein riesiger Erfolg in einer Karriere. Von daher muss „Corbinian“ eigentlich nichts mehr beweisen oder in Fußstapfen treten, denn er hat schon seine eigenen hinterlassen.
Zum Schluss noch einmal zurück zum morgigen „Rolex Grand Prix“: Bei Ihren Siegen 2013 und 2015 waren Sie im Stechen ja relativ früh an der Reihe, mussten also noch etliche Ritte abwarten, bis Ihr Sieg schließlich feststand. Hoffen Sie demnach, dass Ihnen eine solche Zitterpartie morgen erspart bleibt?
Guerdat: Ich hoffe einfach, dass ich gut reite. Der Rest ergibt sich dann von selbst!
PM