Balve, 11. Juni 2017 – Der Deutsche Meister im Springreiten steht fest. Nach anspruchsvollen vier Umläufen war sie nahezu fehlerfrei: Nur 0,25 Zeitfehler aus dem ersten Umlauf hatte sie mitgebracht. Simone Blum schlug heute die gesamte Konkurrenz im Kampf um den Titel des besten Springreiters Deutschlands. Auch heute war die Zeit wieder ein Thema. Parcourschef Frank Rothenberger: „Die Zeit war, wie am Freitag knapp bemessen, eine Wegstrecke von 365 m war zurückzulegen.“ Die Höchstschwierigkeiten des bis 1,60 m hohen und bis 1,70 m breiten Parcours waren der 3,50 m breite Wassergraben, einige schwierige Distanzaufgaben sowie technisch knifflige Aufgaben. „Da ist nicht immer jede Distanz ganz passend gebaut“ so Rothenberger. Dieser Aufgabe stellten sich bis auf Jörne Sprehe und Simone Blum ausschließlich Herren.
Der Bundestrainerin hatte der bis dahin amtierenden Deutschen Meisterin der Damen geraten, in der Gesamtkonkurrenz anzutreten: „Simones Pferd ist hervorragend gesprungen, ich hatte sie schon für Hamburg auf dem Schirm, wollte sie aber langsam aufbauen. Ein Paar, was wir in Zukunft einbauen werden.“ sagte Bundestrainer der Springreiter, Otto Becker. Auch Simone ist mit Alice mehr als zufrieden: „Der Unterschied zwischen Alice und einem sehr guten Pferd ist nochmal enorm. Mit Alice habe ich ein Ausnahmepferd!“ Der Druck auf dem Weg zur Deutschen Meisterschaft war auch für Simone zwischenzeitlich extrem hoch: „Ich bin relativ entspannt hierher gekommen und hätte es niemals erwartet, aber Balve ist anscheinend mein Platz. Es gibt hier einfach tolle Bedingungen, der Kurs war schön gebaut – anspruchsvoll aber fair. Ich war recht cool, bis der Parcours aufgebaut wurde, dann wurde ich aber doch sehr aufgeregt. Alice gibt mir aber immer ein gutes Gefühl, ein bisschen färbt meine Aufregung aber auch auf sie ab.“ Simones Vater war früher für Deutschland in der Vielseitigkeit bis zu Olympischen Spielen erfolgreich: „Mein Vater darf nicht dabei sein, der bringt mir kein Glück.“
Der neue Deutsche Vizemeister ist Holger Hetzel auf seinem Pferd Legioner, das aus dem Amateursport kommt und mit dem Hetzel in den letzten Monaten zu einigen großen Erfolgen reiten konnte. Er konnte heute seinen Erfolg von 2015 wiederholen, nahm 0,75 Zeitfehler aus dem ersten Umlauf mit und blieb dann drei Umläufe lang fehlerfrei. „Ich gebe zu, dass ich auf die DM in Balve hingearbeitet habe. Mein Plan ist aufgegangen. Danke an die Veranstalter. Das
Turnier ist wirklich perfekt. Familiär und hochkarätig. Hier wird auf jede Kleinigkeit geachtet, dass merken wir Reiter. Wir wünschen uns, dass die DM immer hier ist.“ Bronze ging an Rolf Moormann, der damit nicht gerechnet hatte: „Ich hatte vier Fehlerpunkte aus dem ersten Umlauf und habe mich total geärgert. Ich habe gehofft unter die ersten 10 zu kommen, dass ich jetzt auf dem 3. Platz bin, macht mich besonders stolz. Mein Pferd Samba de Janeiro ist noch recht unerfahren, aber es hat eine außergewöhnliche Grundqualität und macht alles für mich.“
Laut Bundestrainer Otto Becker werden die Karten nun neu gemischt. Viele der erfahrenen Deutschen Springreiter, wie Beerbaum, Ahlmann oder Michaels-Beerbaum stehen nicht mehr oder zurzeit nicht zur Verfügung. Davon profitieren junge und neue Gesichter. „Simone Blum und Laura Klaphake stehen auf jeden Fall auf der Liste für Aachen und die Euro. Die Karten werden neu gemischt und ich freue mich, wenn wir neue Gesichter dabei haben. Über die Zukunft macht er sich wenig Sorgen: „Wir haben heute sensationellen Sport gesehen mit zwei verdienten Meisterinnen.“
Wie wichtig dieser hochkarätige Sport für Balve ist, betonte Veranstalterin Rosalie von Landsberg-Velen: „Kernstück unserer Veranstaltung sind die Reiter, es dreht sich um euch Reiter und eure Pferde. Man hat gemerkt, wie die Zuschauer für euch mit gefiebert haben. Hier werden Meister geehrt, die es definitiv verdient haben.“ Großes Lob erntete Rosalie von Landsberg-Velen von den Reitern und dem Bundestrainer Otto Becker für das Event –in diesem Jahr und ganz im Allgemeinen. Auch sie ist sehr zufrieden mit dem Eventverlauf. Auch die Zuschauerzahl konnte in diesem Jahr gesteigert werden: Rund 23.000 Zuschauer kamen bei größtenteils strahlendem Wetter auf die Anlage des wunderschönen Schloss Wocklum. Und nicht nur sie: Zahlreiche Prominente aus Politik, Lifestyle und TV wirkten am diesjährigen Balve Optimum mit und auch der Charity-Gedanke stand dieses Jahr im Fokus: 34.000 Euro konnten für die Aktion Reiten gegen den Hunger am Wochenende der Deutschen Meisterschaften gesammelt werden. Rosalie von Landsberg-Velen: „Wir freuen uns, dass für die Welthungerhilfe über 30.000 € zusammengekommen sind und freuen uns, wenn wir diese Plattform für soziale Aktionen nutzen können. Diesen Weg werden wir auch in Zukunft gehen.“
Zusammen mit ehorses wählte das Publikum dieses Jahr den Meister der Herzen. Einem absoluten Sympathieträger flogen sie zu: Vielseitigkeitschampion Michael Jung, der beim diesjährigen Balve Optimum im Springsattel erfolgreich war.
Weitere Ergebnisse vom heutigen Finaltag:
Weishaupt und zweimal Böckmann in der Youngster-Tour
Im Finale der Youngster-Tour für 7-jährige Pferde siegte am Sonntagmorgen Maximilian Weishaupt mit der bayerischen Con Chello-Tochter Con Caya. Zweite wurde Leonie Böckmann mit Label d´Amour, einem luxemburgischen Hengst von Landadel vor Ihrem Vater Gilbert Böckmann mit dem Westfalenhengst Fire and Ice von For Contest. Die erst siebzehnjährige Leonie über ihren Label d'Amour: „Er ist als 4-Jähriger zu uns in den Stall gekommen. Mein Vater und Heinrich Holtgers sind ihn geritten, waren aber nicht überzeugt. Erst als sich mein Pferd Gabbiano verletzt hatte, bin ich ihn geritten. Ich würde mich freuen, wenn ich ihn bei den Weltmeisterschaften der Siebenjährigen in Zangersheide reiten könnte, aber das steht noch nicht fest.“
Starke Nachwuchsszene kürt ihre Sieger
Wenn im Förderpreis der jungen Profis, dem U-25 Springpokal die frisch gekürte Deutsche Meisterin der Senioren startet, funktioniert die Nachwuchsförderung: Laura Klapphake konnte heute ganz entspannt mit dem Meistertitel im Gepäck in das Finale dieser Tour starten und auch heute ließ sie sich mit ihrer Camalita nichts zuschulden kommen. Im Umlauf und Stechen fehlerfrei, reichte die Zeit am Ende für den fünften Platz. Die Siegerin hieß heute Lara Weber. Als letzte Starterin rollte sie das Feld von hinten auf und lieferte mit 41,09 Sekunden die Bestzeit im Balver Stadion und sicherte sich das Ticket zum Finale nach Aachen. Frederike Staack auf der Stute H.W.'s Saskia wurde Zweite, auf Rang drei schaffte es Maximilian Lill mit seinem Youngster Eldorado.
Lara Weber über Ihren Sieg: „Christdorn war super in Schuss und hat alles gegeben, er ging Donnerstag und Samstag in den ersten Wertungsprüfungen schon null. Er ist 15 und hat schon viel Erfahrung, ich reite ihn aber erst seit Dezember 2016. Wir sind erst ein halbes Jahr zusammen, klappt aber sehr gut.“ Sie hofft, in Aachen reiten zu können und dankt ihren Förderern: „Ich bin in Mannheim auch schon eine Etappe der U25 Tour geritten, da haben wir auch schon Punkte gesammelt. Aber jetzt mit dem Sieg sieht es sehr gut aus, dass wir in Aachen starten. Ich möchte mich auch noch mal bedanken. Bei meinen Trainern und allen die mich unterstützen und natürlich bei dem Landgestüt Marbach, die mir Christdorn zur Verfügung stellen.“
Bei den Junioren im Springsattel, die sich im Rahmen des Balve Optimum beim Förderpreis der Westfälischen Provinzial beweisen durften, siegte widerholt Richard Vogel, Youngster aus dem Stall Beerbaum mit Fairplay vor Kathrin Wacker und Hanna Wansing.
Der Piaff Förderpreis ist die Bühne für die, ebenso wie im Springsport starke, deutsche U-25-Dressurszene. Hier maßen sich die jungen Profis heute im Kurz Grand Prix. Eine Viererspitze, die auf hohem Niveau, die dicht beieinander lag – so analysierte die Bundestrainerin Monica Theodorescu die U25-Dressur-Wettkämpfe in Balve. Diese vier bestplatzierten von Balve sind bereits für das Team in Aachen gesetzt: Die heutige Siegerin aus Landshut, Lisa-Maria Klössinger mit FBW Daktari, Zweitplatzierte Juliette Piotrowski, Drittplatzierte Bianca Nowak und Reservereiterin wird die heutige Viertplatzierte, Florine Kienbaum sein. Lisa-Maria Klössinger war heute nicht einhundert Prozent zufrieden mit ihrem Ritt: „Ehrlich gesagt hatten wir schon bessere Prüfungen. Ein paar kleine Fehler waren drin, aber grundsätzlich war eigentlich alles sehr, sehr gut. Ich habe Daktari jetzt seit er sechs ist und wir werden immer besser.“ Die nächsten Ziele für Lisa-Maria sind natürlich das Finale des Piaff Förderpreises in Stuttgart vor allem Aachen.
PM