Foto: Jean-François Pignon - Fotograf: CHIO Aachen/ Andreas Steindll
Die Baustellenszenerie zu Beginn des Konzerts „Pferd & Sinfonie“, das am Freitagabend im Rahmen des CHIO Aachen 2014 tausende Zuschauer auf das Turniergelände lockte, ließ bereits vermuten, dass eine neue Ära des Deutsche Bank Stadions eingeleitet werden sollte. CHIO-Turnierdirektor Frank Kemperman ließ noch vor wenigen Wochen verlauten, dass das Stadion, welches an der Ostseite um eine Tribüne mit weiteren 1300 Sitzplätzen erweitert wurde, pünktlich zum Weltfest des Pferdesports fertig werde. Er behielt Recht. Und so mussten gestern Abend Bauarbeiter, Bagger und Betonmischmaschinen den Aachener Stadtreitern weichen, der letzte Baulärm verlor im klanglichen Wettstreich gegen die geballte Kraft des Sinfonieorchesters Aachen unter Leitung des Generalmusikdirektors Kazem Abdullah, welches den stimmungsvollen Abend mit der Instrumentalversion von Giuseppe Verdis Zigeunerchor aus der Oper „Il Trovatore“ anstimmte. Das Deutsche Bank Stadion erstrahlte in neuem Glanz und machte die Bühne frei für die schillernden Stars des Abends, die von dem Moderatorenduo Volker Raulf und Michael Dühn präsentiert wurden. Große Musik des Sinfonieorchesters traf auf eine große stimmungsvolle Show. Impressionen des diesjährigen CHIO-Partnerlandes Schweiz durften natürlich nicht fehlen, was mit dem „Dialogue avec la nature“ des Schweizer Komponisten Jean Daetwyler zu der ungewöhnlichen Melange aus Orchester- und Alphornklängen führte. Dem „Ruf aus den Bergen“ folgte eine Luftakrobatin des Theaters „Lufttanz“, die ihre schwerelosen Pirouetten an einem Kran hängend über dem Dressurviereck drehte, am Boden folgte ihr Reiterin Britta Rasche hoch zu Ross Hufschlag um Hufschlag. Mit ordentlich Drive ging es in die nächste Runde: Eine beeindruckende Quadrille mit 12 Einspännern der Rheinischen Fahrsportjugend bewegte sich im Takt zu den Michael-Jackson-Hits „Billie Jean“ und „Beat it“, rhythmisch begleitet von jungen Nachwuchstänzerinnen der Tanzschule Dance Point Aachen. In eine andere Zeit entführte die Darbietung „Le Carousel de Sanssoucis“, ein elegantes und barockes Pferdekarussell nach historischem Vorbild, welches nahtlos in die farbenfrohe Darbietung des Stelzentheaters Pantao und zwei Reiterinnen der Reitschule Braun überging. Mit Harold Arlens „Somewhere over the rainbow“, gesungen von der Sopranistin Jelena Rakic, ging es bunt zu. Der erste Teil endete mit einem wahren Glanzpunkt: Die Königinnen des Voltigiersports, Joanne & Hannah Eccles aus Großbritannien eroberten ausnahmsweise nicht den Voltigierzirkel, sondern die Dressurarena. Auch hier begeisterten die Geschwister mit einem Pas de Deux der Extraklasse zu dem Freddy-Mercury-Klassiker „Bohemian Rhapsody“. Gänsehaut!
Musikalisch stand der zweite Teil des Abends ganz im Zeichen der „Symphonie fantastique“ des französischen Komponisten Hector Berlioz. Leidenschaftliche Musik traf auf außergewöhnliche Showacts. Gleich mit zwei zauberhaften Auftritten faszinierte der französische „Pferdeflüsterer“ Jean-François Pignon das Aachener Publikum. Sattel, Zaumzeug und Schnickschnack braucht er nicht – mit kleinen Gesten „sprach“ er mit seinen Pferden, die ihm wie von Zauberhand folgten. Der Meister der Freiheitsdressur zeigte auf eindrucksvolle Art und Weise, welch magische Verbindung zwischen Mensch und Pferd besteht. Aber nicht nur Pignon zog das Publikum in seinen Bann, auch die Schäferin Anne Krüger, die gemeinsam mit ihrer Tochter Carla zeigte, zu welchen Kunststücken indische Laufenten und Border Collies in der Lage sind. Schallender Applaus! Zum Ball lud die A-Formation des Tanzsportzentrums Aachen-Düsseldorf sowie das Team Britta Rasche & Bruno da Silva, bei der Ponydressurquadrille unter der Leitung von Cordula Endres war vor allem Perfektion gefragt. Zum großen Finale lud dann noch einmal Monsieur Pignon: Im Spotlight ging er mit zehn Pferden, einem Pony und einem Fohlen auf Kuschelkurs und bekam märchenhafte Unterstützung von der in ein weißes Kleid gehüllten Luftakrobatin, die aus dem mittlerweile dunklen Nachthimmel in das erleuchtete Stadion „flog“. Ein brillanter Schlusspunkt!
Ein Teil der Einnahmen kommt auch dieses Jahr UNICEF sowie dem Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ e.V. aus Aachen zugute. Wer neugierig geworden ist, hat noch die Chance, „Pferd und Sinfonie“ live zu erleben. Heute Abend gibt es eine zweite Vorstellung im Deutsche Bank Stadion, für die es noch wenige Restkarten gibt.
PM