Foto: Hendrik Gravemeier mit Cortez - Fotograf: Ursula Puschak
Den Sieg in der vierten und damit entscheidenden Qualifikation zum Bayernchampionat der NÜRNBERGER Versicherungsgruppe erkämpfte sich Hendrik Gravemeier mit dem neunjährigen Corofino II-Sohn Cortez. In der Olympiareithalle in München-Riem ging der Pferdewirt aus Traunreut volles Risiko und fegte strafpunktfrei in der Bestzeit von 58,94 Sekunden über die bunten Stangen. „Ich bin nur die erste Qualifikation in Küps geritten und wollte mich für das Finale qualifizieren. Heute habe ich viel Glück gehabt. Da muss ich „danke“ sagen“, kommentierte der 30jährige seinen ersten Sieg im Rahmen der renommierten bayerischen Turnierserie auf S**-Niveau. Doch ein Zufallstreffer war es nicht. Erst am vergangenen Wochenende gewann der Sohn des früheren deutschen Bundestrainers Kurt Gravemeier mit Cortez den Großen Preis von Pertenstein auf S*-Niveau. Sein Top-Pferd aus dem Besitz von Raimund Schützinger ritt er schon als Sechsjährigen in ersten Springpferdeprüfungen.
Max Kühner und Electric Touch reichte die Zeit nach einer stilistisch schönen, schnellen und fehlerfreien Runde nicht ganz. Die noch wenig erfahrene, siebenjährige Untouchable Z-Tochter ließ sich durch die Anzeigetafel hinter dem letzten Sprung irritieren und zögerte einmal kurz. 59,77 Sekunden bedeuteten den zweiten Platz. Der international erfolgreiche Reiter aus Starnberg hatte für das Turnier nachgenannt und sammelte 24 Punkte – genug für die Endrunde des Bayernchampionats. Sein viel versprechendes Nachwuchspferd kaufte er bereits als Zweijährige, nachdem er ein Auktionsvideo gesehen hatte. Allerdings wusste er nicht, dass der Name des Vaters Untouchable (engl. unantastbar, unberührbar) bei der Tochter Programm war. „Sie hat niemandem was getan, aber sie hat sich überhaupt nicht anfassen lassen. Deshalb habe ich die Stute erstmal Robert Lindner gegeben. Er hatte eine größere Box. In der haben die Kinder ihre Hausaufgaben gemacht und Electric Touch hatte Zeit, sich an Menschen zu gewöhnen. Nachdem sie angeritten war, ging alles viel leichter“, erzählte Kühner.
Dritter der entscheidenden Qualifikation wurde Maximilian Weishaupt mit dem 10jährigen Casall-Sohn Casall in fehlerfreien 60,71 Sekunden. Das Duo aus Jettingen war in dieser Saison bereits international erfolgreich und sicherte sich am Sonntag den Großen Preis von München-Riem vor Maximilian Ziegler mit For Sale und Maximilian Lill mit Capuccino. In der Gesamtwertung des Bayernchampionats liegt Weishaupt punktgleich mit seiner Freundin Ina von Bormann mit 56 Punkten auf dem vierten Platz. Der Bayerischen Meisterin, die in Kirchstockach gewonnen und in Kreuth Zweite geworden war, unterliefen mit Rahmannshof Stagoldina in der vierten Qualifikation zwei Springfehler. Auch Hans-Peter Konle (Küps) und Cobelix, die Sieger von Kreuth, blieben diesmal unter ihrer gewohnten Form. Konle, Sechster des Rankings, stehen im Finale dennoch alle Chancen offen. Großes Pech hatte Lawrence Greene mit dem gekörten 13jährigen Asti Spumante-Sohn Arrivederci. Nach einer blitzsauberen, souveränen Runde fiel nach einem leichten Fehler am letzten Sprung die Stange. Von den voll besetzten Tribünen gab es viel Trost-Applaus und außerdem den Sonderehrenpreis für den stilistisch schönsten Ritt, gegeben von der Firma Kare. Greene und der bayerische Staatshengst trugen im August zum Nationenpreis-Sieg in Bratilava/Slowakei bei und standen in Arezzo/Italien erneut im deutschen Team. Der Startplatz fürs Finale des Bayernchampionats ist Greene sicher.
Edwin Schmuck geht als Führender ins Finale
Maximilian Ziegler (Meitingen) und Edwin Schmuck (Illertissen) gelang die Meisterleistung, gleich zwei Pferde ohne Fehler über den Parcours zu pilotieren. Doch nur mit dem jeweils besten Ritt sammelten sie Punkte. Schmuck, Sieger der ersten Qualifikation in Küps mit Aclatron, führt die Gesamtwertung jetzt mit insgesamt 66 Punkten an. Ziegler, der bisher auf der Pole Position lag, ist mit 61 Punkten Dritter, denn Stefanie Boniberger (Scheyern) rückte mit 62 Punkten auf den zweiten Platz vor. Die Bayerische Damen-Meisterin behauptete sich mit ihrem 15jährigen Azarro-Sohn Amadeus in Riem auf dem siebten Platz und durfte den Sonderehrenpreis für die beste Amazone mit nach Hause nehmen. Bayernchampioness Simone Blum (Zolling) trat bei der vierten Qualifikation nicht an, ist aber als Titelverteidigerin ohnehin für das Finale gesetzt.
Mit sichtlicher Begeisterung verfolgten Josef Priller, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der NÜRNBERGER Versicherungsgruppe und Subdirektor Thomas Völk mit ihren Gästen das Fehler-Zeit-Springen. Zuvor hatten sie sich von Johann Sailer den Kurs erklären lassen. „Wir haben 44 Starter. 20 haben eine reelle Chance, das Springen zu gewinnen“, prognostizierte der Parcourschef. Am Ende blieben 15 Paare fehlerfrei. Angesichts der bis zu 1,50 m hohen und bis zu 1,60 m tiefen Hindernisse und technisch anspruchsvoller Wege zeigten sich die Reitsportfans beeindruckt. „Ich hätte nicht gedacht, dass wir so viele Null-Fehler-Ritte sehen werden. Das reiterliche Niveau heute war sehr hoch. Mich hat auch gefreut, dass so viele Zuschauer da waren. Das Bayernchampionat ist eine tolle Sache“, resümierte Priller. Max Kühner stimmte ihm zu. „Die Prüfung hier hatte internationales Niveau. Das ist kein Vergleich mehr mit den Anfängen des Bayernchampionats. Es ist viel schwieriger geworden, sich für das Finale zu qualifizieren“, sagte der Unternehmer, der seit langem zu den Top 100 der Weltrangliste gehört.
Die 25 Punktbesten treten in der Endrunde des Bayernchampionats der NÜRNBERGER Versicherung bei den Munich Indoors an. Am Freitag 7. November geht es um den begehrten Titel und um den Sonderehrenpreis für den Saisonsieger von Banki & Sohn Juweliere.
Weitere Informationen über das Bayernchampionat gibt es im Internet auf der Homepage des Springreiterclubs Bayern e.V. www.sc-bayern.de, alle Turnierergebnisse unter www.die-meldestelle.de .
PM/Sabine Neumann