Foto: Der 27-jährige Benjamin Wulschner aus Groß Viegeln nahm nach seiner Rückkehr aus Baden Württemberg erstmals an der Landesmeisterschaft teil, wurde auf Anhieb Landesmeister bei den Herren und auf Bangkok Girl PP Dritter im Großen Preis - Fotograf: Jutta Wego
(Redefin) Im Großen Preis von Redefin, ein sehr anspruchsvolles Zwei-Sterne-Springen bei den Landesmeisterschaften von Mecklenburg-Vorpommern, schafften am Wochenende nur vier Paare den Einzug ins Stechen. Der heißeste Titelaspirant, Heiko Schmidt (Neu Benthen), patze als letzter Starter des Umlauf mit dem gekörten Hengst Chap ausgerechnet am Sprung der Hengststation Schmidt. Die beiden ersten Wertungsprüfungen hatte er, wie im Vorjahr, mit dem Cellestial-Sohn gewonnen. Nachdem der Ire Eoin Ryan (Krummesse) mit Nelson eine fehlerfreie Runde vorgelegt hatte, wollte Benjamin Wulschner (Passin), 27-jähriger Sohn des Nationenpreisreiters Holger Wulschner, der seit März mit 27 Pferden in die Anlage seines Vaters eingezogen ist, unbedingt gewinnen.
Den Landesmeistertitel hatte er durch den fehlerfreien Ritt im Umlauf schon sicher. Mit der neunjährigen Stute Bangkok Girl PP schlug Wulschner auf kurzen Wegen hohes Tempo an. Vielleicht zu hoch, denn am Aussprung der 1,50m hohen Kombination, schon im Umlauf Hauptfehlerquelle, bekam er einen Fehler und wurde als bester Mecklenburger Dritter. „Ich wollte im Stechen einfach zu viel“, gestand Benjamin Wulschner nach dem Springen ein. „Dennoch bin ich höchst zufrieden und weiß, dass ich mit Bangkok Girl ein Pferd habe, das alle Höhen spielend bewältigt und als Neunjährige nur noch etwas mehr Erfahrungen in so großen Springen braucht. Der Landestitel ist für mich nach meiner Rückkehr aus Baden Württemberg auch sehr wichtig.“
In der Herrenklasse reichte es für Heiko Schmidt aber noch zur Silbermedaille. Die Bronzemedaille blieb in Redefin und ging an den Gestütsreiter Daniel Wascher mit dem 16-jährigen Mecklenburger Landgestütshengst Lamarco, der im Großen Preis ebenfalls vier Fehler hatte, an den Vortagen aber fehlerfrei blieb.
In der 1. Wertungsprüfung am Freitag war Benjamin Wulschner nur 0,15 Sekunden langsamer als Heiko Schmidt und wurde mit Banbkok Girl PP Zweiter. Am Samstag erwischte es ihn auch am Aussprung einer Kombination. „Da hatte ich selber schuld und die Stute über dem Sprung etwas heruntergedrückt“, begründet der Leistungsklasse 1 Reiter den Fehler. Was bleibt ist das große Staunen des zahlreichen Fachpublikums über die Qualität der Balou du Rouet-Tochter. Gesundheit vorausgesetzt, könnte der 27-jährigen Benjamin Wulschner sicher noch so manchen Großen Preis mit ihr gewinnen. Der Junior aus dem Hause Wulschner liegt nach Ranglistenpunkten derzeit übrigens hinter seinem Vater und knapp hinter André Thieme auf dem 3. Platz im Ranking der Reiter aus Mecklenburg-Vorpommern. Eine Woche zuvor kam er bei einem S-Turnier in der Nähe von Greifswald zu acht Siegen.
Spannend war es bei den Landesmeisterschaften von Meck-Pomm auch in der Dressur. Im vorigen Jahr war der Serien-Landesmeister Ronald Lüders, jetzt für den RV Güstrow unterwegs, nicht am Start, holte ohne Beteiligung von Christina Thieme (Redefin) im März aber den Hallen-Titel mit der neunjährigen Stute Smilla Kunterbunt (v. Sancisco). Nun traf die Titelverteidigerin auf Lüders und die spannende Frage war, wer hat am Ende die Nase vorn. Schon die 1. Wertungsprüfung beantwortete die Frage. Der elfjährige Dozent präsentierte sich unter der 36-jährigen Christina Thieme, Schwester des dreifachen Derbysiegers André Thieme, ganz hervorragend und das Redefiner Paar siegte mit 74,127 Prozent. Ronald Lüders und Smilla Kunterbunt erhielten auf dem 2. Platz 71,270 Prozent.
Im Prix Sankt Georg am nächsten Tag ein ähnliches Bild. Alle Richter waren sich in der Rangierung einig. Mehr ins Blickfeld rückte die Tschechin Libuse Mencke vom Gestüt Ganschow, die auf Syrio (ebenfalls ein Sancisco-Nachkomme) Dritte wurde. Ein Grund dafür, dass sie die 1. Stutenparade am Sonntag in ihrem Betrieb in Ganschow auslassen durfte, weil sie und ihr Ehemann Rene Mencke eine Medaille witterten. Sie sollten Recht behalten, denn in der Intermediaire I am Sonntag gab es für das Paar sogar noch eine Steigerung. Mit 71,842 Prozent wurden sie Zweite hinter Christina Thieme und Dozent (72,456%). Ronald Lüders und Smilla Kunterbunt folgten mit 70,570 Prozent auf dem 3. Platz. In der Medaillenverteilung bedeutete das Gold für Christina Thieme, Silber für Ronald Lüders und Bronze für Libuse Mencke. „Ich gratuliere Christina ganz herzlich. Sie hat mit Dozent wirklich tolle Prüfungen abgeliefert und das bei starker Konkurrenz von 20 Teilnehmern aus Norddeutschland. Mein Pferd ist von der Ausbildung her noch nicht ganz so weit“, sagt Ronald Lüders.
Lobende Worte fand vor dem Großen Preis Schirmherrn Dr. Till Backhaus (SPD), Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes Mecklenburg-Vorpommern. „Ich möchte der Ausrichtergemeinschaft um Sven Strauß, Enrico Finck und Stephan Schulz meinen ausdrücklichen Dank aussprechen, die auf eigenes wirtschaftliches Risiko ein hervorragendes Event abgeliefert haben“ so der Minister. Und weiter: „Das Landgestüt, in das wir bis Ende des Jahres 25 Millionen Euro investiert haben werden, steht für Zucht und Sport im Land. Und da gehören Veranstaltungen wie diese, bei der unsere Reiter um Medaillen kämpfen, ganz selbstverständlich dazu. Ich erwarte auch von unseren Mitarbeitern, und das tun sie ja auch, dass sie sich engagiert in diese Veranstaltung einbringen.“
PM/Franz Wego