Foto: Vielseitigkeitsreiter Michael Jung feiert seinen deutschen Meistertitel. Fotograf: Alexander Körner - dpa
Luhmühlen (dpa) - Michael Jung ist ein ungewöhnliches Kunststück gelungen: Der Vielseitigkeitsreiter gewann in Luhmühlen zunächst die deutsche Meisterschaft und drei Stunden später auch die internationale Vier-Sterne-Prüfung.
«Das waren die Jung-Festspiele in Luhmühlen», lobte Bundestrainer Hans Melzer den Doppel-Sieg des 29 Jahre alten Reiters aus Horb: «Er ist in einer eigenen Liga.»
Jung feierte eher zurückhaltend, mit einem fröhlichen Lächeln und sparsamer Gestik. «Das ist ein tolles Gefühl», sagte der Welt- und Europameister nach seinem zweiten Triumph in kürzester Zeit. «Es ist toll, wenn man solche Pferde hat.»
«Das war mehr als verdient», sagte der Bundestrainer und lobte die «mentale Stärke» des Doppel-Siegers. Jung gab in der Tat eine außergewöhnliche Demonstration seiner Klasse. Wie stark der Welt- und Europameister derzeit ist, lässt sich auch daran erkennen, dass er sein bestes Pferd gar nicht einsetzte: Sam war nur zum Training mit in die Heide gereist.
«Ich habe nicht von vornherein damit gerechnet bei der starken Konkurrenz», kommentierte Jung. Den anderen Reitern ging es indes anders, sie wissen um die Klasse des Doppel-Siegers. Wie große der Respekt ist, zeigte vor allem der Kommentar von Ingrid Klimke. «Hinter Michi Zweite zu werden ist fast wie ein Sieg», sagte die deutsche Vize-Meisterin aus Münster.
Jung gewann die internationale Prüfung im Sattel von Leopin mit 36,80 Strafpunkten vor der Australierin Lucinda Fredericks mit Flying Finish (42,00) und Andreas Dibowski aus Döhle mit Avedon (43,20). Den deutschen Titel hatte Jung zuvor mit River of Joy gewonnen.
Mit 27,80 Strafpunkten verwies er in der nationalen Wertung Ingrid Klimke auf Tabasco (36,20) und Frank Ostholt aus Warendorf mit Little Paint (42,80) auf die Plätze zwei und drei. «Jeder Titel ist etwas Besonderes», sagte Jung. «Jeder möchte mal deutscher Meister sein.»
Klimke gewann Silber mit ihrem Zweitpferd. «Tabasco wollte zeigen, dass er ein ganz Großer ist», kommentierte die Mannschafts-Olympiasiegerin. Ihr eigentliches Toppferd Abraxxas zeigte mit zwölf Strafpunkten wieder einmal Schwächen im Springparcours.
Jung hat sein Olympia-Ticket längst sicher, er ist mit Sam oder Leopin in der Mannschaft für London. Auch Team-Europameisterin Sandra Auffarth aus Ganderkesee ist mit Pferd Opgun Louvo dabei, erklärte Bundestrainer Melzer. Die Equipe für London besteht aus fünf Reitern.
Aus einem Sextett werden die drei weiteren Reiter ausgewählt: Andreas Dibowski (Döhle) mit Avedon, Ingrid Klimke (Münster) mit Abraxxas, Frank Ostholt (Warendorf) mit Little Paint, Andreas Ostholt (Warendorf) mit Franco Jeas, Peter Thomsen (Lindewitt) mit Barny, Dirk Schrade (Sprockhövel) mit King Artus oder Hop and Skip. Die letzte Sichtung erfolgt im Rahmen des CHIO in Aachen (3. bis. 8. Juli). Danach wird das Team endgültig benannt.