Biodiversitäts-Initiative ist nun Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt
Stuttgart (fn-press). Die Initiative »Pferde fördern Vielfalt« ist im Rahmen des Weltcup-Turniers German Masters in Stuttgart als offizielles Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt gewürdigt worden. TV-Moderatorin Nina Ruge, Botschafterin der UN-Dekade, verlieh die Auszeichnung an das Projekt, das sich in nachahmenswerter Weise für die Erhaltung der biologischen Vielfalt einsetzt. »Pferde fördern Vielfalt« ist eine Initiative der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), des Biodiversitäts- und Nachhaltigkeitsberaters Dr. Stefan Rösler sowie des Pferdesportverbands Baden-Württemberg, vertreten durch den Beauftragten für Breitensport und Umwelt, Rolf Berndt, und Präsident Gerhard Ziegler.
Die Fakten sind erschreckend: Die Zahl der Brutvögel in den landwirtschaftlichen Gebieten Deutschlands hat sich in den vergangenen Jahren mehr als halbiert. Die Ursache dafür? Ihnen schwindet die Nahrungsgrundlage. »Wenn wir mit dem Auto unterwegs sind, sehen wir kaum noch Insekten an der Windschutzscheibe«, beschrieb Nina Ruge, TV-Moderatorin und Botschafterin der UN-Dekade, die aktuelle Situation. Das Insektensterben ist inzwischen deutlich bemerkbar. »Umso wichtiger ist es, Werbung für die Artenvielfalt zu machen und die Menschen aufzurütteln - ,tut etwas für den Erhalt der biologischen Vielfalt!'«, appellierte Ruge. »Genau hier setzt das Projekt ,Pferde fördern Vielfalt' an.«
Pferde fördern Artenvielfalt - darin sind sich die Projektpartner einig. Um das Thema noch mehr in die Weltöffentlichkeit zu bringen, haben die Vereinten Nationen (United Nations, UN) die Jahre 2010-2020 zum Jahrzehnt der biologischen Vielfalt ernannt. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat das Thema national aufgegriffen. »Wir sind der Dachverband ganz vielfältiger Sportarten. Mehr als die Hälfte unserer organisierten Sportler betreibt Sport in der Natur. Wir wollen sie dafür sensibilisieren, diesen Lebensraum zu pflegen und zu erhalten. Das entspricht auch der Wertewelt, die wir versuchen zu verkörpern. Dazu leistet der Pferdesport einen großen Beitrag«, sagte DOSB-Vizepräsident Stephan Abel in Stuttgart.
»Die Idee des DOSB haben wir mit großem Interesse aufgenommen. Ein großer Teil der Pferdesportler fühlt sich in der Natur sehr wohl, sie sind Naturliebhaber. Wir versuchen unsere Mitglieder mit dem Projekt dazu zu animieren, im Bereich Biodiversität noch intensiver zu arbeiten und das Thema in die Breite zu tragen«, betonte Gerhard Ziegler, FN-Präsidiumsmitglied und Präsident des Pferdesportverbands Baden-Württemberg. Welche Maßnahmen im Einzelnen in den Betrieben und Vereinen getroffen werden können, kann mit Hilfe eines »Biodioversitäts-Quick-Check« und eines praxisorientierten Maßnahmenkataloges ermittelt werden, den Stefan Rösler im Rahmen des Projekts entwickelt hat. »Indem man die Stalltüren und Fenster auflässt, keine Fliegenfallen oder Netze aufhängt, bietet man Vögeln wie etwa Schwalben und Schleiereulen oder auch Fledermäusen eine gute Einflugschneise«, erklärte Dr. Stefan Rösler. »Nicht-imprägnierte Zaunpfähle bieten zum Beispiel Wildbienen eine Nistmöglichkeit. Starenkästen aufhängen, Pflanzen aussäen, all das ist hilfreich. Hier lautet das Motto: Mut zur Unordnung, auch mal Brennnesseln wachsen lassen - je mehr Vielfalt an Strukturen, desto mehr Vielfalt an Lebewesen.«
Wie gut und einfach die Maßnahmen umzusetzen sind, verdeutlichte Dr. Astrid von Velsen-Zerweck in Stuttgart. Die Leiterin des Haupt- und Landgestüts Marbach weiß, wovon sie spricht. Denn ihr Betrieb ist durch den Naturschutzbund (NABU) offiziell als besonders »schwalbenfreundlich« gekennzeichnet worden. »Schwalben sind in Pferdeställen zu Hause. Sie gehören da einfach hin. Die Schwalben sind nur ein Beispiel dafür, wie viele verschiedene Arten rund um das Pferd zu Hause sind - sei es im Stall oder in der Scheune. Die Vögel brauchen Nahrung und Material für den Nestbau. Und das finden sie in der Umgebung der Pferde.«
»Man sieht: Reiter, Vereine und Pferdehalter können mit relativ wenig Aufwand zur biologischen Vielfalt beitragen«, sagte Peter Hauk, Minister für ländlichen Raum und Verbraucherschutz des Landes Baden-Württemberg. Er übergab die Auszeichnung, den Lebensbaum der Vereinten Nationen, eine kleines Holzmodell, in der Hanns-Martin-Schleyer-Halle an die Projektpartner. »Die Ausrufung der UN-Dekade der biologischen Vielfalt hat auch Einfluss auf die öffentliche Verwaltung, in allen Facetten. Es können Gesetze, Maßnahmen, Wettbewerbe und Projekte an den Start gebracht werden, um die Biodiversität zu erhöhen««, so Hauk.
Für die FN ist Gerlinde Hoffmann, Leiterin der Abteilung Umwelt und Pferdehaltung, federführend. Sie sagte: »In Deutschland leben schätzungsweise mehr als eine Million Pferde. Sie bieten einen häufig unterschätzten Beitrag zur ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung, vor allem in ländlichen Räumen. Dabei ist es so einfach junge Menschen und Erwachsene mit kleinen Maßnahmen an das Thema Biodiversität heranzuführen. Lassen Sie auf einem Betrieb wie dem Landgestüt Kinder ausschwärmen und Tiere entdecken - sie werden mindestens 100 verschiedene Arten finden. Der Maßnahmenkatalog kann mit den Kindern und Jugendlichen gemeinsam erarbeitet werden. Somit leistet das Projekt nicht nur einen Beitrag zur biologischen Vielfalt, sondern auch zur Umweltbildung.«
Das ausgezeichnete Projekt hat an dem Wettbewerb der UN-Dekade Biologische Vielfalt teilgenommen, eine namhafte Jury hat über die Qualität der eingereichten Projekte entschieden. Der fortlaufende Wettbewerb wird von der Geschäftsstelle der UN-Dekade Biologische Vielfalt mit Sitz in Hürth ausgerichtet. Die Auszeichnung dient als Qualitätssiegel und macht den Beteiligten bewusst, dass ihr Einsatz für die lebendige Vielfalt Teil einer weltweiten Strategie ist. Möglichst viele Menschen sollen sich von diesen vorbildlichen Aktivitäten begeistern lassen und die ausgezeichneten Projekte als Beispiel nehmen, selbst im Naturschutz aktiv zu werden.
Biologische Vielfalt ist alles, was zur Vielfalt der belebten Natur beiträgt: Arten von Tieren, Pflanzen, Pilzen und Mikroorganismen, ihre Wechselwirkungen untereinander und zur Umwelt sowie die genetische Vielfalt innerhalb der Arten und die Vielfalt der Lebensräume. Die natürliche Vielfalt zu schützen, bedeutet nicht nur, die Schönheit der Natur zu bewahren. Es bedeutet auch, die Grundlagen des Überlebens aller zu sichern. Die Auszeichnung nachahmenswerter Projekte soll dazu beitragen und die Menschen zum Mitmachen bewegen. Weitere Informationen unter www.undekade-biologischevielfalt.de
Mehr Informationen zum Projekt »Pferde fördern Vielfalt« finden Sie hier: www.pferd-aktuell.de/biologischevielfalt