Foto: Dem Reiter gratulieren von links Sabine und Siegward Tesch sowie Stefanie Peters, Mitglied des ALRV-Aufsichtsrats
Die erste große Sensation des CHIO Aachen ist perfekt: Der Grand Prix Sieger im Preis der Familie Tesch heißt Totilas, geritten von Matthias Alexander Rath. Damit wiederholte der 14-jährige KWPN-Hengst mit seinem deutschen Reiter nach zwei Jahren Aachen-Pause den Triumph aus dem Jahr 2011 vor Helen Langehanenberg mit Damon Hill NRW und Adelinde Cornelissen mit Jerich Parzival N.O.P.. Mit einer solch fulminanten Rückkehr auf dem internationalen Parkett hatte – trotz zuletzt guter Vorleistungen – kaum jemand gerechnet. Denn dass die britische Olympiasiegerin und amtierende Europameisterin Charlotte Dujardin mit ihrem Weltrekord-Pferd Valegro ausgerechnet in der Soers patzt, überraschte die versammelte Zuschauermenge im ausverkauften Dressurstadion. Für viele CHIO-Besucher stand fest: Der Grand Prix war zweifelsohne einer der kuriosesten Wettbewerbe der vergangenen Jahre und bewies, dass auch in der Dressur alles möglich ist.
Dujardin und Valegro landeten mit 76,900 Prozent gerade einmal auf Rang sechs und mussten damit auch der fünftplatzierten Schwedin Tinne Vilhelmson-Silfven mit Don Auriello sowie Isabell Werth und Bella Rose (Platz vier) den Vortritt lassen. Ihre ernüchternde Bilanz in der Galopptour wies unter anderem zwei misslungene Pirouetten und versprungene Einerwechsel auf.
Rath war zweifelsohne der große Sieger des Tages. Am Ende seiner Vorstellung riss er die Arme gen Aachener Himmel. Der 29-Jährige steuerte den Gribaldi-Sohn nahezu fehlerfrei durch das Viereck und erntete unter anderem Zehner in den Passagen. 82,30 Prozent lautete das Ergebnis – damit ist das Projekt „Rückkehr an die Weltspitze“ eindrucksvoll geglückt. „Das ist einfach unglaublich für mich. Von einem solchen Tag habe ich nicht einmal zu träumen gewagt“, sagte Rath.
Ein wenig profitierte Rath dabei auch von kleineren Patzern seiner Bundeskader-Kollegin Helen Langehanenberg mit Damon Hill NRW, die mit einem missglückten Übergang von der Passage in den Galopp sowie Abstimmungsproblemen auf der letzten Mittellinie haderten. Dennoch: Nach ihrer Abwesenheit bei den Deutschen Meisterschaften in Balve und der WM-Sichtung in Perl-Borg kehrte sie mit einer insgesamt überzeugenden Vorstellung und 81,220 zurück. „Ich bin sehr glücklich, dass Matthias zurück ist. Auch Damon Hill war heut wirklich richtig richtig gut. Die Fehler am Ende waren schade, aber ich hoffe, dass uns diese Dinge nicht nochmal passieren. Mein Pferd kennt die Prüfung ganz genau, er war heute etwas schneller als ich und ich habe ein wenig zu spät reagiert“, sagte Langehanenberg.
Rang drei eroberte Adelinde Cornelissen mit Jerich Parzival. Das Gespann aus den Niederlanden kam auf 80,980 Prozent. Sichtlich glücklich war auch die Rheinbergerin Isabell Werth bei ihrem Auftritt mit ihrer Nachwuchshoffnung Bella Rose, der sogar mit Standing Ovations honoriert wurde. Die erfolgreichste Dressurreiterin der modernen Turniergeschichte kam auf 79,580 Prozent. „Die letzte Mittellinie war eine gefühlte 12“, kommentierte die überglückliche Deutsche und ließ sich sogar zu folgendem Zitat hinreißen: „Bei diesem Pferd bin ich wirklich ergriffen. Sie ist meine Nummer eins und das Beste, was ich je geritten bin.“
Mit großem Abstand konnte die deutsche Equipe am Ende auch den Lambertz Nationenpreis gewinnen, im Übrigen zum vierten Mal in Folge. Rath, Werth und Langehanenberg kamen auf 243,140 Punkte. Die Niederlande, die neben Cornelissen von Marlies van Baalen mit Miciano und Hans Peter Minderhoud mit Glock’s Flirt komplettiert wurde, folgte auf Rang zwei mit 223,380 Punkten, gefolgt von Spanien (220,600).
Ein Highlight dieses Dressurwettbewerbs: Das Zuschauerrichten über eine von SAP eigens für den CHIO Aachen entwickelten App. Die Wertung des Publikums zeigte allerdings ein deutlich abweichendes Resultat als das Jury-Urteil. Hier siegte Helen Langehanenberg mit 85 Prozent.
PM