Mannheim: Stechen um Nationenpreis-Sieg

USA triumphieren über Belgien und Gastgeber Deutschland

 

Mannheim (fn-press). Den 100. Nationenpreis auf deutschem Boden beim CSIO in Mannheim zu gewinnen, war das erklärte Ziel der deutschen Mannschaft. Doch das dramatische Stechen zwischen den drei gleichauf liegenden Mannschaften aus den USA, Belgien und Deutschland (je acht Fehlerpunkte) führte zu einem anderen Ergebnis: Deutschland auf Platz drei, Belgien auf zwei. Als Sieger des Jubiläums-Länderspiels der Springreiter ließ sich das Team aus den USA feiern.

 

Bundesverteidigungsministerin Dr. Ursula von der Leyen war voll des Lobes. Während ihre Tochter beim CSIO in Mannheim in der Amateurtour startet, ließ sich die pferdesportbegeisterte Ministerin den Nationenpreis nicht entgehen. ,,Das war Spitzensport, der dem 100. Nationenpreis in Deutschland alle Ehre gemacht hat", sagte sie und hob vor allem die ungeheure Spannung hervor. Sie sprach vielen Beobachtern aus der Seele. Nach zwei Umläufen im Mannheimer MVV-Stadion musste ein Stechen die Entscheidung bringen: Drei Mannschaften hatten acht Fehlerpunkte auf ihrem Konto. Die USA schickten ihre beste Reiterin, Meezie Madden, ins ,,Rennen". Die aktuelle Nummer 8 der Weltrangliste und ihr belgisches Championatspferd Cortes C legten eine fehlerfreie Runde vor, die so schnell gar nicht aussah: 32,72 Sekunden. Aber der Eindruck täuschte, Cortes raumgreifende Galoppade macht viel Boden gut. Die Zeit konnte der ebenfalls fehlerfrei gebliebene Peter Devos mit dem Schimmel Dylano, der für das belgische Team ins Stechen einzog, nicht unterbieten (34,14). So hatte es Christian Ahlmann mit Taloubet Z als letzter Reiter in der Hand, den Nationenpreis zu entscheiden. Der 15-jährige niederländische Hengst, der sich seit einigen Monaten nach seiner langen Verletzungspause wieder in Topform präsentiert, kassierte am letzten Hindernis einen Abwurf - Aufstöhnen bei den Zuschauern auf den Tribünen. Aber auch die Zeit hätte nicht für den Sieg gerecht (4/32,95).

 

Bundestrainer Otto Becker sagte: ,,Der Nationenpreis war eine Werbung für den Springsport, unglaublich spannend bis zum Schluss. Natürlich wollten wir gewinnen, aber das Stechen verlief unglücklich. Beezie Madden hat Christian Ahlmann unter Druck gesetzt, dann kam der Flüchtigkeitsfehler, so was kann passieren." Ludger Beerbaum ging selbstkritisch mit der deutschen Mannschaft ins Gericht: ,,Wir kriegen es jetzt schon verdammt lange nicht mehr hin, einen Nationenpreis zu gewinnen. Vor der EM in Aachen muss ein Ruck durchs Team gehen."

 

Beerbaum war der überzeugendste Reiter des Nationenpreises. Der knapp 52-Jährige steuerte seine zwölfjährige Contender-Tochter Chiara souverän mit zwei Nullrunden durch den Parcours. Meredith Michaels-Beerbaum und der zehnjährige schwedische Wallach Fibonacci v. For Feeling vermochten im ersten Umlauf mit zwei Abwürfen nicht ganz so zu überzeugen. ,,Vor sechs Wochen hatte ich eine Verletzung, in der ersten Runde habe ich mich etwas eingerostet gefühlt." Aber im zweiten Umlauf war die Reiterin fitter, der Schimmel konnte seine Qualitäten voll ausspielen.  In überragender Manier passierte er fehlerfrei die Ziellinie. Hans-Dieter Dreher und Embassy hingegen gelang keine fehlerfreie Runde. Einmal null, einmal vier Fehler lautete die Bilanz von Christian Ahlmann und Tabloubet Z - ein Ergebnis, das seinen Platz im Team mehr als rechtfertigte.

 

Ob in Mannheim schon die Mannschaft für die Europameisterschaft zu sehen war, wollte Otto Becker nicht verraten. Der Bundestrainer wartet noch den CSIO im britischen Hickstead übernächste Woche ab, danach folgt die Nominierung.

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