Dressur-Queen Werth hakt Olympia ab

Foto: Isabell Werth will nicht länger von Olympia träumen - Fotograf: Marius Becker - dpa

Foto: Isabell Werth will nicht länger von Olympia träumen - Fotograf: Marius Becker - dpa

 

 

Rheinberg (dpa) Rein theoretisch ist für Isabell Werth noch alles möglich. Doch die erfolgreichste Dressurreiterin der Welt hat die Olympischen Spiele abgehakt. «So bitter das ist, ein Start in London ist für mich nicht mehr realistisch», sagte Werth in Warendorf. «Ich bin doch keine Träumerin.»

 

Der Weltklasse-Reiterin fehlt derzeit ein Weltklasse-Pferd. Ihr Don Johnson hat nach der Verletzung bei der ersten Olympia-Qualifikation in Balve gerade erst wieder mit dem Training begonnen, ein Start bei der zweiten Sichtung beim CHIO in Aachen ist ungewiss und käme ohnehin zu spät: «Ich muss abwarten und will nichts übers Bein brechen.» Und ihre Nummer zwei El Santo hatte bei der ersten Qualifikation bekannte Schwächen in den Piaffen gezeigt und die 42-Jährige aus Rheinberg im Grand Prix Special nur zu Platz neun getragen: «Schlimmer hätte es kaum kommen können», sagte sie.

 

«Ich bin klar hintendran», erklärte Werth zur Rangfolge für die drei Plätze in der deutschen Olympia-Mannschaft. «Ich warte aber nicht auf die Ausfälle der anderen», betonte die fünfmalige Olympiasiegerin: «Ich wünsche ihnen viel Glück in London.»

 

Helen Langehanenberg aus Havixbeck mit Damon Hill, Matthias Rath (Kronberg) mit Totilas und Kristina Sprehe (Dinklage) mit Desperados werden die Olympia-Equipe bilden, wenn sie in zwei Wochen in Aachen keine groben Fehler machen. Um den Einzel-Startplatz reiten Anabel Balkenhol (Rosendahl) mit Dablino und Dorothee Schneider (Framersheim) mit Diva Royal.

 

Der Bundestrainer hat Werth noch nicht ganz abgeschrieben. «Isabell ist immer für eine Überraschung gut», sagte Jonny Hilberath und wollte sich lieber noch nicht endgültig festlegen: «Man muss Aachen abwarten.» Der Coach hätte die erfahrene Reiterin gerne dabei gehabt, denn die drei derzeit besten Pferde werden allesamt von Olympia-Neulingen geritten. Auch als Einzelstarterin könnte Werth «wertvoll für die Mannschaft sein,» sagte der Coach, der im Gegensatz zur Reiterin noch eine «kleine Hoffnung» hat.

 

Wer den Ehrgeiz von Isabell Werth kennt, der kann erahnen, wie schwer ihr die Zuschauerrolle fällt. Wer ihren Kampfgeist kennt, der weiß aber auch, dass sie wieder angreifen wird. «Es gibt ein Leben nach London», sagte Werth, die seit zwei Jahrzehnten die deutsche Dressur-Queen ist. Mit Gigolo gewann sie 1992 in Barcelona die ersten beiden von insgesamt acht olympischen Medaillen. Dazu kamen unter anderem sechs WM- und 14 EM-Titel - das ist eine einmalige Bilanz.

 

«Ich arbeite an der Zukunft», berichtete Werth. Neben dem elfjährigen Don Johnson setzt sie vor allem auf Bella Rose und Laurenti. Zuversicht kann die Reiterin aus den Erfahrungen der Vergangenheit schöpfen. Bereits 2004 musste Werth bei Olympia passen - doch nur zwei Jahre später feierte sie mit zwei WM-Titeln ein beeindruckendes Comeback.

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