Wenn Kanadas Eric Lamaze und die ebenso kleine wie flinke Hannoveraner Stute Fine Lady im Stechen sind, muss die Konkurrenz sich warm anziehen. So auch heute, als die beiden ihren Erfolg im Turkish Airlines-Preis von Europa vom Vorjahr wiederholten. Und das unter Ausnahmebedingungen beim CHIO Aachen. Unwetterwarnungen, plötzlich einsetzender Sturm und Starkregen, begleitet von Blitz und Donner, sorgten dafür, dass alle Prüfungen unterbrochen werden mussten.
So auch der Turkish Airlines-Preis von Europa. Trotzdem schafften es 20 Paare ins Stechen. Und damit 19 Paare, die versuchten, den Vorjahressiegern Eric Lamaze und Fine Lady keinen zweiten Sieg in diesem ersten Highlight des CHIO Aachen 2017 zu überlassen. Vergeblich. Auch 2017 läuteten die Bronzemedaillengewinner der Olympischen Spiele 2016 ihr Turnier mit einem Sieg ein. Lamaze und Fine Lady erreichten das Ziel nach 42,97 Sekunden – eine Zeit, die zu schlagen ist, wie Spaniens Sergio Alvarez Moya und Arrayan zeigten, die nach 42,27 Sekunden durch die Lichtschranke galoppierten. Allerdings nahmen sie unterwegs eine Stange mit.
Das passierte Fine Lady nicht. Die kleine Stute wächst scheinbar in jedem Springen über sich selbst hinaus. Wo andere mit großem Galoppsprung Zeit gewinnen oder manchmal eben auch verlieren, macht sie mit ihrer Wendigkeit Sekunden gut. Im vergangenen Jahr hatte Eric Lamaze aus Rücksicht auf die anstehenden Olympischen Spiele auf einen Start im Rolex Grand Prix verzichtet. In diesem Jahr nimmt er Kurs auf das Sonntags-Highlight: „Der Plan war, dass ich sie, wenn sie heute gut geht, am Sonntag im Grand Prix reite.“ Und gut gegangen war sie ja!
Das allerdings war heute wirklich nicht einfach, wie der zweitplatzierte Ludger Beerbaum betonte. Er selbst hatte Glück. Bei seinen Starts auf der Holsteiner Stute Chiara blieb das Wetter zahm. Da hatten andere Kollegen größeres Pech: „Der Himmel war ja schon die ganze Zeit schwarz. Das macht den Pferden Angst! Und dann die Geräusche der Hufe nach dem Regen auf dem durchnässten Boden. Besonders für die jüngeren Pferde ist das schwierig. Wären die äußeren Bedingungen besser gewesen, hätten wir zwei, drei Nuller mehr gehabt.“ Allerdings betonte Beerbaum auch, dass das Bestmögliche getan wurde, um Pferde, Reiter und Zuschauer zu schützen. Ludger Beerbaum und den Sieger trennte fast eine Sekunde.
Hauchdünn war hingegen der Abstand zum drittplatzierten Iren Bertram Allen auf Molly Malone V. Lediglich eine hundertstel Sekunde trennte die beiden voneinander – nicht einmal ein Wimpernschlag, der in diesem Fall 5000 Euro wert war. Geärgert hatte sich Allen darüber aber nicht. Er habe das gar nicht realisiert, gab er zu. Sein Lob galt heute seinem Pferd, der 13-jährigen Kannan-Tochter, der er schon so manchen Sieg zu verdanken hat – auch bei Witterungsbedingungen wie den heutigen. 20 Paare im Stechen – auch das warf Fragen auf. Die Erklärung von Eric Lamaze leuchtete ein: „Es war das Eröffnungsspringen für die Major-Prüfungen, also war zu erwarten, dass es schwierig werden würde. Aber hier starten die besten Reiter der Welt, daher gibt es immer einige Null-Fehler-Ritte. Es ist schwierig für Frank (Rothenberger, Anm. d. Red.), einen Parcours zu bauen, mit dem er genau die richtige Anzahl fehlerfreier Ritte bekommt. Es war ein fairer Kurs.“
PM