(Kiel) Von Ruhestand kann keine Rede sein: Peter Harry Carstensen war bis 2012 Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein und hat seither nicht wirklich weniger zu tun. Er ist als Referent, als Experte, als Mann mit vielen Kontakten und Ideen gefragt, weit über die Grenzen Schleswig-Holsteins hinaus. Seit wenigen Wochen ist er Mitglied des Beirates der Baltic Horse Show. Peter Rathmann fragte den ehemaligen MP, ob er sich vorstellen könne, dort mitzuwirken und Carstensen sagte ja – aus mehreren Gründen. Ein Gespräch mit einem der das Pferdeland Schleswig-Holstein gut kennt.
Als Peter Rathmann gefragt hat, haben Sie sofort zugestimmt?
Carstensen: „Ich habe nachgedacht – das mache ich immer – ob ich das kann, ob es mir Freude bringt und ins Land passt und ob es auch zu meiner früheren Funktion passt. Und dann habe ich ja gesagt. Die Baltic Horse Show ist ein Schaufenster für die Pferdezucht und den Pferdesport. Viele Menschen wissen ja gar nicht mehr, wie Schleswig-Holstein auch schon früher mit der Pferdezucht verbunden war. Es ist nicht nur die Holsteiner Warmblutzucht oder das Schleswiger Pferd, Schleswig-Holstein war auch das Rettungsland für die Trakehner. Und Peter Rathmann gibt mit seiner Baltic Horse Show diesem Pferdeland ein Schaufenster, er ist der Experte, der hat ja Pferdeblut. Ich habe einen Heidenrespekt vor den Menschen, die so eine Veranstaltung organisieren und dann auch zu einem Erfolg machen über so viele Jahre.“
Welche Aufgaben haben Sie in diesem Beirat. Wie muss man sich das vorstellen?
Carstensen: „Der Beirat besteht ja aus mehreren Personen: Erfolgreiche Pferdeleute wie ein Peter Luther, Leute aus der Wirtschaft und aus Unternehmen. Und ich glaube tatsächlich, das der Blick von außen auf eine Veranstaltung wichtig ist. Man ist ja auch eingefahren, wenn man 25 Jahre lang so eine Veranstaltung macht. Ich habe in manchen Dingen sicher eine andere Perspektive als Peter oder ein Unternehmer. Die Baltic Horse Show ist ja auch eine Schatzkiste für Sponsoren, aber man muss sie ohne Scheuklappen betrachten, damit das so bleibt. Ich habe ja ein großes Netzwerk von Kontakten, das ich im Beirat für die Veranstaltung nutzen kann und auch schon genutzt habe. Die Arbeit im Beirat ist angenehm weil erstens ordentliche Leute dabei sind, weil es zweitens gemütliche Sitzungen sind wenn man zusammenkommt und man drittens aus den verschiedenen Blickwinkeln argumentiert und sich im Gespräch zum Ziel rankt. Das ist sehr fruchtbar.“
Das Pferdeland Schleswig-Holstein hat Geschichte wie sie schon verdeutlicht haben, welchen Stellenwert hat es heute, was den Bereich Arbeit, Dienstleistung, Wirtschaftskraft etc. anbelangt?
Carstensen: „Das Thema Tourismus – Ferienbetriebe, Urlaub mit Pferd – der Bereich Dienstleistungen rund um das Thema Pferd, das sind alles funktionierende Bereiche. Ich habe das Thema Pferdeland aus gutem Grund in meiner Amtszeit zu einer Chefsache gemacht. Wissen Sie, ich habe Landwirtschaft studiert und damals hat man in der Vorlesung gehört wie man Geld verlieren kann - die sicherste Möglichkeit sei die mit der Pferdezucht… Den Bereich Zucht muss man auch heute noch differenzierter betrachten. Wir sehen ja auch alle immer nur die Spitze, die Auktionen der Holsteiner und der Trakehner, wir sehen nicht die ganz normalen Pferde, die auch verkauft werden müssen. Meine Erfahrung sagt mir, dass das Netzwerk aus Züchtern, Haltern und Verband noch viel mehr gestärkt werden muss. Ich glaube übrigens auch, dass das für die Veranstaltungen im ganzen Land gilt. Ob es die Baltic Horse Show oder die VR Classics sind, um mal die beiden Großen zu nennen – es ist noch viel mehr Vernetzung und Zusammenarbeit nötig. Die Qualität der Veranstaltungen hier bei uns, die von Privatleuten oder auch Vereinen auf die Beine gestellt werden, sind doch auch ein „Pfund“ für Schleswig-Holstein, mit dem man „wuchern“ kann. Da steckt keine Kommune dahinter oder wird mit öffentlichen Geldern finanziert, das wird aus eigener Kraft geschaffen. Das steht diesem Land gut zu Gesicht und ich bin schon der Meinung, dass man das auch mal in der ständigen Vertretung unseres Landes in Berlin präsentieren sollte….“
PM