Foto: Grand Prix Sieger Jürgen Stenfert - Fotograf: sIBIL sLEJKO
Lake Arena – Ein Parcours über ausgebaute 1,45 Meter stand für die TeilnehmerInnen des Großen Preises bereits. Es lag – kein Wunder, denn es ging um die Hauptprüfung des Wochenendes – Spannung in der Luft. Haargenau wurde der Kurs, in Szene gestellt von Franz Madl, inspiziert, um sich die herausfordernden Linien und Wege genau einzuprägen und mögliche Schikanen zu erkennen. Rund um die Austragungshalle der Lake Arena hatten sich die interessierten Zuschauer, das Fachpublikum und die Reiter selbst platziert, damit sie dieses wichtige Weltranglistenspringen nicht verpassten.
Zu Beginn hatte es den Anschein als würden die Nullfehlerritte ausbleiben, denn nach der Hälfte der Prüfung konnten nur zwei Starter das Ticket in die Entscheidung lösen. Doch bis zum Schluss zogen unter großem Jubel und berechtigtem Applaus insgesamt Neun in die Entscheidung ein. Darunter war zweimal Deutschland, zweimal die Slowakei, einmal Holland, einmal Tschechien, einmal die Schweiz und – das freute uns natürlich besonders – mit Mario Bichler und Alice Janout auch zweimal die Gastgeber. Im Stechen jagte eine Nullrunde die nächste – dementsprechend heiß war der Kampf um die beste Zeit und das Rittern um die begehrten Plätze an der Spitze. Wie es gemacht werden musste, demonstrierte uns Routinier Jürgen Stenfert, der hier in der Lake Arena schon mehrfach als großer Gewinner vom Platz ging. Der Niederländer sattelte seinen sprunggewaltigen, zehn Jahre alten „Zabor“, mit dem er ja schon beim letztjährigen October Festival im Großen Preis triumphieren konnte. In genialer Manier spielte er seine Klasse aus, wusste genau das Mittel zwischen Risikobereitschaft und Achtsamkeit zu wählen und flog in 40,44 Sekunden zum fulminanten Grand Prix-Sieg.
Dahinter strahlte ein überglücklicher Philipp Schober vom zweiten Platz: „Ich bin mit Zandigo erst auf zwei Turnieren gewesen. Zuerst in Kreuth und dann hier in Wiener Neustadt. Er blieb in allen vier Großen Preisen fehlerfrei und war immer platziert. Ich bin einfach nur glücklich.“, freute sich der Deutsche, der nach mehrjähriger Pause wieder im internationalem Sport vertreten und wie man sieht auch hocherfolgreich ist. Dritter wurde der Schweizer Urs Fäh, der mit „Quansas des Ivernons“ ein sehr grundschnelles und vorsichtiges Pferd unter dem Sattel hatte und als vorletzter Reiter aufs Podest kam.
Am allerschnellsten gewesen wäre ein grandioser Mario Bichler, der sich nach einer kleinen Pechsträhne wieder zurückmeldete und im Weltranglistenspringen auszeichnen konnte. Musste er in den letzten Runden immer ärgerliche Flüchtigkeitsfehler hinnehmen, so lieferte der Steirer im Sattel seines „Carrion de los Condes“ im Grundparcours eine Runde wie aus dem Lehrbuch ab. Im Stechen hatte er natürlich Tempo riskiert und war auf der Schlusslinie auch Richtung Sieg unterwegs. Aber leider wagte er am letzten Oxer zu viel und der Abwurf passierte. Dennoch war der smarte Steirer mit seinem Schimmelwallach und dem siebenten Platz sehr zufrieden und blickte nun voller Zuversicht Richtung Casino Grand Prix-Serie, die im April in Linz losgehen wird. Für Niederösterreichs Alice Janout verlief die Stechrunde leider nicht nach Plan und sie landete mit „Wodka Lime“ am neunten Endrang.
Triple für Markus Saurugg! Der Steirer blieb in der Small Tour das Maß aller Dinge
Besser hätte der Finaltag nicht losgehen können! Am Plan stand das Finalspringen der Small Tour, wo wie schon am vergangenen Wochenende ein regelrechter Kampf an der Spitze entfachte. Schlag auf Schlag lieferten die Starterinnen und Starter Bestzeiten ab, sodass es einen ständigen Wechsel auf den vordersten Rängen gab. Wie nicht anders erwartet setzte der flinke Schweizer Reto Ruflin ein ordentliches Lebenszeichen und schaffte mit seiner Lavaletto-Tochter „Coeur D´Amour“ als erster die 60-Sekunden-Marke zu toppen. Sie holten vor allem mit Tempo wertvolle Zeit heraus und übernahmen in 59,24 Sekunden die Führung. Fast eine Sekunde schneller ins Ziel gekommen war Tobias Meyer, der am Weg zur Schlusslinie eine engere Linie wagte, in 58,38 Sekunden Platz eins übernahm und einiges vorlegte.
Aber man durfte sich nicht zu früh über einen deutschen Triumph freuen, denn am Ende des Teilnehmerfeldes hatte Österreich mit dem zweifachen Small Tour-Sieger Markus Saurugg ein heißes Eisen im Feuer. Der Steirer hatte seine Holsteinerstute „Vienna XII“ nach Contender mit dabei und die kann – das hat sie schon mehrfach bewiesen – richtig schnell sein. Auf absolut innersten Wegen war das Duo über die selektiv aufgebauten 1,25 Meter geflogen und sicherte sich mit riskantem Tempo den Finalsieg in 54,86 Sekunden. „Nach den Erfolgen an diesem Wochenende werde ich die Stute ein, zwei Wochen pausieren und bei unserem Heimturnier in Gniebing wieder starten. Dort kann sie hoffentlich ihre Siegesserie fortsetzen.“, freute sich Markus Saurugg nach der Siegerehrung. Am Ende der Prüfung legte die freche Amazone Juliane Enders nochmals eine geniale Runde hin und reihte sich mit „Estefania 17“ (v. Escudo I) hinter dem deutschen Tobias Meyer am dritten Rang ein (58,89 Sekunden).
Als zweitbeste Österreicherin zeichnete sich Laura Lehner aus. Die Vorarlbergerin, die an diesem Wochenende einen grandiosen Lauf hatte, holte sich mit „Nicolien 2“ und der flott angelegten 64,34 Sekunden den fünften Endrang. Riesengroß war die Freude der neuntplatzierten Elisabeth Robatsch, die auf ihrem Neuzugang „Noisette De L´Isle“ den allerersten Nuller zeigte. Des Weiteren wurde der fehlerfrei gebliebene Gerald Beck prämiert (10. Rang), ebenso wie Bernjamin Saurugg, der mit einem schnellen Vierer Zwölfter wurde.
Zurich-Tochter „Dilona“ gewann Youngster Tour Finale
Das Finalspringen der Youngster Tour gestaltete sich an diesem zweiten CSI2*-Wochenende doch um einen Tick schwerer als vorige Woche. Man musste vom ersten Sprung weg am Reiten bleiben, denn der Kurs war gekennzeichnet von technischen Folgen und Kombinationen, die allesamt rasch aus der Ecke platziert waren und von den allerjüngsten Pferden Rittigkeit, Übersicht und Konzentration forderten.
Am Ende zogen 14 Pferd-Reiter-Paarungen in die Entscheidung ein, die einen verhexten Verlauf nahm, denn hier konnten nur vier von ihnen weitere fehlerfreie Ritte abliefern. Am allerschnellsten gewesen war die couragierte Amber Fijen, die im Sattel ihrer „Dilona“ bereits im Umlauf überragend unterwegs war. Mit hohem Tempo nahmen die beiden als dritte Stechteilnehmer den verkürzten Kurs in Angriff und galoppierten mit einem mächtigen Satz über den Schlussoxer und in 44,40 Sekunden über die Ziellinie. Das sollte auch bis zum Ende die unüberwindbare Richtmarke bleiben.
Am dichtesten an sie rangekommen war die Schlussreiterin Kathrin Müller, die in diesem finalen Bewerb ihr Können und Klasse eindrucksvoll demonstrierte: Sie blieb nicht nur mit allen drei an den Start gebrachten Pferden ohne Springfehler, sondern holte zudem auch zwei Spitzenplatzierungen unter den Top-Sechs. Mit ihrer großrahmigen „Cimora“, die – wie sie selbst sagt – noch nicht so viel internationale Parcours gelaufen war, ging sie als letzte Teilnehmerin ins Rennen und hatte von Anfang an um jede Sekunde gekämpft. Zwar konnte sie nicht unbedingt alle Wendungen vorne herum anlegen, dafür holte sie aber mit ihrem weiten Galopp wertvolle Zeit auf. Null in 47,78 Sekunden bescherte ihnen Platz zwei im Finale. Mit „Carlotta 168“ wäre sie nochmals schneller gewesen, kassiert aber beim Aussprung der Steil-Steil-Kombination einen Abwurf (6. Rang). Hinter den beiden Amazonen wurde Kamil Papousek auf seinem siebenjährigen Fuchswallach „Lansink Z“ in fehlerfreien 53,05 Sekunden Dritter.
Abermals mit der Auszeichnung beste Österreicherin schmückte sich Romana Hartl, die sowohl mit „Chap 2“ als auch mit „Narumol B“ in die Entscheidung kam. Hier landete die sympathische Oberösterreicherin, die am vergangenen Wochenende ihre ersten Weltranglistenpunkte sammelte, auf den Plätzen zehn und vierzehn.
Sie macht´s nochmal! Finalsieg für Kathrin Weinberger
Das muss ihnen erst mal wer nachmachen! Kathrin Weinberger und „Flying Freya Z“ spielten ja im Rahmen des Winter Circuits schon am vergangenen ersten Wochenende ihre Souveränität und Stärke aus und dies wiederholten sie auch prompt im heutigen zweiten Finalspringen der Elite Tour. Im Stechen setzten sie sich gegen fünf weitere Kontrahenten durch und flitzten in atemberaubenden 31,65 Sekunden über die 1,15 Meter hohen Hürden. Hinter sich gelassen hatten sie eine tollkühne Andreea Alexandra Cristesi, die hier in Wiener Neustadt schon einmal siegreich war und im Stechen alles riskiert hätte. Die Rumänin landete mit 15 Hundertstel Rückstand am zweiten Platz. Dritte wurde Lucie Anavcinova, die in 36,78 Sekunden ins Ziel gekommen war. Ebenfalls in der Entscheidung vertreten und somit auch on Top platziert waren die heimischen Amazonen Cornelia Korinek, Daniela Hirschmann und Marleen Egger, die sich die Ränge vier, fünf und sechs holten.
Das war Maßarbeit im Finale der Mittleren Tour! Max-Hilmar Borchert eröffnete die Entscheidung mit der schnellsten Zeit
Als erster von insgesamt zwölf qualifizierten Stechreitern kürte sich der Deutsche Max-Hilmar Borchert zum verdienten Finalsieger der Mittleren Tour. Er sattelte „Caspino 4“, einen Holsteiner nach Carinjo, und legte eine geniale Nullrunde aufs Parkett, die von den Mitstreitern nicht mehr getoppt werden konnte. Besonders grandios und überaus effektiv gelöst war die enge Linkswendung in der Mitte des Parcours, die ihm die Bestzeit von 40,16 Sekunden bescherte.
Am zweiten Platz rangierten Werner Muff und Neuerwerb „Afrika“, deren Erfolgsgeschichte wahrlich Anerkennung verdiente: Der sprunggewaltige Schimmelwallach von Converter ging am vergangenen CSI2*-Wochenende noch mit Mariann Hugyecz, die ihn noch während des Turniers an den Schweizer abgegeben hatte. Binnen wenigen Tagen hatten sich Pferd und Reiter bestens aufeinander eingespielt und lieferten eine Nullrunde nach der nächsten ab. Heute reichten ihre astreinen 41,72 Sekunden für den zweiten Endrang. Dritter wurden in 42,52 Sekunden Kamil Papousek und sein „Centissimo“.
Vom vierten Platz entzückte Österreichs beste Beteiligung: Laura Lehner mit ihrem Spitzenpferd „Uster Van´T Heike“. Die beiden sorgten ja gestern schon für ein Top-Resultat und trumpften im Stechen mit flotten 42,54 Sekunden auf – nur zwei Hundertstel verhinderten den Sprung aufs Siegespodest. Mit einem Flüchtigkeitsfehler im Stechen war Gerald Beck der neunte Platz sicher. Im Sattel seiner ÖWB-Stute „Celine D´Abrek“ hatte er nach einem fantastischen Umlauf in der Entscheidung ein wenig Tempo gemacht und leider auf der letzten Linie nicht das Glück auf seiner Seite.
Philipp Schober triumphierte zum Abschied im Punktespringen
Wie an der Schnur klappte im abschließenden Punktespringen mit Joker die Runde von Jungspund Philipp Schober. Der Zweitplatzierte vom Großen Preis war mit dem Caretino-Sohn „Pikeur Cleveland“ volles Risiko eingegangen und verlor dabei niemals die notwendige Übersicht und Kontrolle, die ihm nicht nur das Punktemaximum und den haushohen Sieg, sondern auch über drei Sekunden Vorsprung versprach. Er konnte mit seiner Glanzrunde Amber Fijen (49,05 Sekunden) und Maximilian Schmid (50,71 Sekunden) auf die hinteren Plätze verweisen. Unter den Platzierten fanden sich mit Alfred Stöger (8. Rang) und Lea Hallwirth (11. Rang) auch zwei heimische Reiter wieder.
PM