Es wird wohl niemanden geben, der diese Hamburger Momente vergessen könnte: Der letzte Auftritt, der grandiose Sieg, der emotionale Abschied von Casall Ask am 27. Mai 2017. Ausnahmemomente in der Geschichte des Deutschen Spring- und Dressur-Derbys in Hamburg.
„Das war ein sehr bewegender Tag für uns alle“, ist noch Monate später Norbert Boley ergriffen, der Geschäftsführer der Holsteiner Verbandshengsthaltungs GmbH, in deren Besitz Casall steht.
Es war nicht erst der 27. Mai 2017, an dem dieser Holsteiner Verbandshengst Springsportgeschichte auf dem großen Hamburger Derbyplatz geschrieben hat, aber hier hat seine sportliche Geschichte den Höhepunkt erreicht. 22.000 Zuschauer umsäumten den Derbyplatz, jubelten Casall und seinem Reiter Rolf-Göran Bengtsson zu und viele von ihnen trockneten sich – versteckt oder ganz offen – ihre Tränen. Wir wollten wissen: Wie geht's Casall nach seinem spektakulären Abschied?
Vom Hamburger Derbyplatz ist Casall zunächst, wie immer, mit Rolf-Göran Bengtsson nach Hause in seine Box gefahren. Die nächsten Monate wurde er dort weiter geritten, systematisch abtrainiert und – wie gehabt – als Star im Stall umhegt und gepflegt. Im Oktober wechselte der Star-Rentner seinen 'Wohnort' und hat eine Box beim Holsteiner Verband in Elmshorn bezogen. „Wir wissen, was wir diesem Pferd schuldig sind“, betont Boley. „Dementsprechend wird er bei uns gehalten und umsorgt".
Das Leben von Casall hat sich nach seinem Abschied im Grunde nicht viel geändert. Er wird weiterhin jeden Tag geritten, geht zusätzlich in der Führanlage spazieren, genießt einige Stunden täglich auf seinem Paddock und ist im Alter von 19 Jahren immer noch topfit. Lediglich auf Turnieren ist er nicht mehr unterwegs, dafür hat sich sein Aktions-Mittelpunkt auf die Zucht verlagert. „Sein genialer Abschied in Hamburg hat diesbezüglich gerade im Ausland noch einmal unglaublich Casalls Popularität gesteigert“, erzählt Boley. „Wir haben sehr viele Nachfragen im Nachgang seiner Verabschiedung erhalten – vor allem aus dem Ausland.“
Auch wenn der Sport all die Jahre im Vordergrund stand, hat Casall schon etliche Topsportler unter seinen Nachkommen wie beispielsweise Casello unter Ludger Beerbaum, Casallo Z unter Piergiorgio Bucci (ITA), C.T. unter Hugo Simon, Cristallo A LM unter Julien Epaillard (FRA), Casallora unter Lars Nieberg, BSC Cha Cha Cha unter Holger Wulschner und Caracas unter Jos Verlooy (BEL).
Ob es eins seiner Kinder allerdings schaffen wird, seine grandiosen Erfolge zu überflügeln, bleibt abzuwarten: 4,2 Millionen Euro Preisgeld, Finalist bei Europa- und Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen, Team-Bronze und Einzel-Vierter bei den Europameisterschaften in Herning 2013, mehrfacher Sieger bei Stationen der Longines Global Champions Tour, inklusive seinem Abschiedssieg in Hamburg, und Gesamtsieger der Tour 2016. Casall – ein Hengst der Extraklasse.
58 gekörte Söhne, darunter den Siegerhengst der Holsteiner Körung 2013, Casaltino, und den zweiten Reservesieger der Körung 2017, Cardin, hat er bisher hervorgebracht sowie 62 Staatsprämienstuten, aber Norbert Boley ist überzeugt: “Casall ist noch nicht an seinem züchterischen Zenit angekommen.”
Casalls Karriere begann und endete unter dem Sattel von Rolf-Göran Bengtsson und sie begann und endete auf dem Hamburger Derbyplatz.
Nein, in diesem Jahr kann es nicht wieder eine so perfekt inszenierte Verabschiedung geben wie 2017, aber eins ist trotzdem sicher: Das Deutsche Spring- und Dressur-Derby vom 9. bis 13. Mai hält auch 2018 wieder einige ganz besondere pferdesportliche Momente bereit.
PM