Foto: Dr. Dietrich Plewa bezog beim 4. Liebenberger Pferdeforum klare Stellung gegen den Fremdreitertest bei dreijährigen Reitpferden - Fotograf: Pantel
Das Liebenberger Pferdeforum auf Schloss & Gut Liebenberg, ausgerichtet von der Deutschen Kreditbank AG, dem Oldenburger Pferdezuchtverband und den Persönlichen Mitgliedern der FN, hat sich als eine wichtige Diskussionsplattform etabliert. Auch bei der vierten Auflage war der Meinungsaustausch zwischen Referenten und Teilnehmern rund um das aktuelle Geschehen in Zucht und Sport wegweisend.
Rege diskutiert wurde der Fremdreitertest. In den Reitpferdeprüfungen, beispielsweise beim Bundeschampionat, wird die Rittigkeit unter anderem über Fremdreitertests beurteilt. Genau dazu hat Dr. Dietrich Plewa, der als Referent beim Liebenberger Pferdeforum war, deutliche Worte gesprochen. „Für mich ist es nicht nachvollziehbar, dass man dreijährigen Pferden einen Fremdreitertest zumutet, nachdem sie schon zwei Tage Prüfungen gegangen sind“, äußerte sich Dr. Plewa, Richter bei den Bundeschampionaten. „Und dann soll in drei Minuten eine Aussage über die Qualität des Pferdes gemacht werden. Das eine Pferd schafft es nervlich nicht und kann sich nicht so präsentieren, wie es ihm eigentlich gegeben wäre. Das andere ist nach drei Turniertagen so gestresst, dass es völlig ausdruckslos geht und sich am Ende vielleicht auch mal widersetzt.“ Und nur draufsitzen und die Zügel hingeben bringt auch keine entscheidenden Erkenntnisse, um unter Applaus die x-te Verstärkung abzufragen.
Dazu meldete sich auch der Oldenburger Züchter Dr. Martin Brüsehaber zu Wort, der der Meinung war, dass das Problem generell zwar erkannt sei, was Ausbildung und Belastbarkeit der jungen Pferde angeht, dass aber zu viel von Kompromiss gesprochen werde. „Es wird immer noch zu viel weichgespült. Die Verantwortlichen bei der FN müssen klare Kante fahren.“ Christoph Hess, Moderator des Liebenberger Pferdeforums und FN-Ausbildungsbotschafter, der sich zuvor gegen den Einsatz der Dreijährigen ausgesprochen hatte, erklärte, dass am Ende des Tages jeder Reiter, Züchter, Trainer und Besitzer die Verantwortung für das Pferd trägt. Die Verantwortung könne kein Funktionär in Warendorf übernehmen.
Dr. Klaus Miesner, Geschäftsführer des FN-Bereiches Zucht nahm nachträglich Stellung zu diesem brisanten Thema: „Die Arbeitsgruppe Ausbildungsbeginn junger Pferde hat sich einerseits für eine frühe Hinführung des Pferdes auf seine Aufgaben als Reitpferd ausgesprochen, andererseits aber gegen jede Art der Überforderung. Man war sich einig, dass gerade solche öffentlichen Termine wie beispielsweise die Bundeschampionate dazu verleiten können, den Pferden zu viel abzuverlangen. Im Moment befinden wir uns darüber in einem Diskussionsprozess.“
Dr. Dietrich Plewa hat aber auch Veständnis für die Züchter, die möglichst schnell das Risiko loswerden wollen und beim Bundeschampionat auch Vermarktungschancen erwarten. Allerdings sollten die Prüfungen pferdegerechter gestaltet werden. Als ersten Schritt schlägt er verkürzte Prüfungen und die Abschaffung der Fremdreitertests vor. Hier sind dann wieder die Funktionäre gefragt.
PM