Es ist kein Märchen, sondern pures reiterliches Können mit dem notwendigen Schuss Coolness. Anders kann man das riesige Ergebnis für den Baden-Württembergischen Meister Jonathan Gordon bei den Europameisterschaften der Jungen Reiter im italienischen Arezzo wohl kaum beschreiben. Die Daumen wurden auch im oberschwäbischen Heiligkreuztal für den zurückhaltenden „Jonny“ gedrückt. Dort geht der 20-Jährige als Bereiter im Stall von Manfred Marschall seiner Arbeit als Bereiter nach, wenn er nicht gerade zu Höhenflügen ansetzt. „Ich bin schon auch ein bisschen Stolz“, gab der Chef Einblick in seine Gedanken, „zumal ich ihm ein Ausnahmepferd mitgeben konnte“. In der Tat sind der Reiter und der 13-jährige belgische Schimmel-Wallach Bario van t-Martendonkerf zu einem echten Dreamteam zusammen gewachsen. Beide haben übrigens im italienischen San Giovanni in Martingnano sogar schon die Qualifikation für die Weltmeisterschaft in Frankreich in der Tasche.
Dabei standen die Europameisterschaft der Jungen Reiter in der Arena Boccaccio für Jonathan Gordon nicht gerade unter einem günstigen Stern. In der ersten Wertungsprüfung, einem Zeitspringen über 1,45 Meter, irritierte ein deplatzierter Fotograf Reiter und Pferd. Ein unnötiger Abwurf und schließlich 13 Sekunden Rückstand auf die Siegerzeit, was 6,24 Strafpunkte und nur Rang 48 bedeutete, waren die unangenehmen Folgen. Doch danach ging es steil bergauf.
Im auf zwei Tage aufgeteilten Nationenpreis musste er nur einen Abwurf hinnehmen. Was einen Riesensprung auf Platz 18 mit dann 10,24 Punkten bedeutete. Bester im nicht gerade vom Glück verfolgten irischen Team unter der Leitung von Kommandant John Ledingham wurde Gordon, platziert auf einem geteilten Rang sieben (Preisgeld 107 Euro). Die entscheidenden Ritte in nochmals zwei Umläufen gingen am Sonntag, nach dem Ruhetag am Samstag, erneut über einen 1,50 Meter Parcours. Der verlangte nochmals alle Qualitäten von Reiter und Pferden ab. Es gab nur eine doppelte Nullrunde durch die neue Europameisterin Irma Karlsson aus Schweden und eine mit nur einem Zeitfehlerpunkt durch Jonathan Gordon. Diese feine Leistung bedeutete nach fünf Umläufen den fabelhaften Gesamtrang sechs mit 11,24 Punkten bei den Europameisterschaften der Jungen Reiter.
Autor: Jörn Rebien