StIko Vet. – einzig zum Wohl der Pferde

Kritiker gibt es überall. Auch im Bereich der Veterinärmedizin. Und im Grunde ist das gut so, denn wenn ein Thema kritisch hinterfragt wird, erweckt es meist das Interesse der Öffentlichkeit. Auch das Impfen von Pferden steht immer wieder im Fokus, nicht zuletzt leider dadurch, dass Pferdebesitzer durch die Diskussion scheinbar verunsichert werden. Dabei ist die Notwendigkeit von Impfungen nach wie vor unbestritten. Nach Sichtung internationaler, wissenschaftlicher Studien befand die Ständige Impfkommission Vet. (StIko Vet.), dass jedes Pferd gegen die drei Core-Komponenten – also Tetanus, Equines Influenza-Virus und Equines Herpes Virus – zu jedem Zeitpunkt geimpft sein muss, um optimal gegen Seuchen und Infektionskrankheiten vorzubeugen. Dabei geht es natürlich um den Einzelschutz des Tieres, aber auch um den Schutz des gesamten Bestandes und schließlich der Population. So waren es in den vergangenen drei Jahren zum Beispiel allein in Baden-Württemberg zehn Betriebe, bei denen der Pferdegesundheitsdienst (PGD) der Tierseuchenkasse ein akutes EHV1-Infektionsgeschehen bestätigt hat. „13 Pferde kamen dabei zu Tode, wobei man auch dazu sagen muss, dass nicht jeder Ausbruch tödlich verläuft“, erklärt Dr. Susanne Müller vom PGD.

 

Leitlinie ist Maßstab
Eine Übersicht über die empfohlenen Impfungen gibt die im September 2013 aktualisierte Leitlinie der StIko Vet. im Bundesverband Praktizierender Tierärzte (bpt). Die StIko Vet. besteht aus einem Experten-Team von international anerkannten und in der Infektionsmedizin tätigen Tierärzten, die unabhängig von der Pharmaindustrie sind und stets objektiv und neutral im Sinne des Tieres handeln, entscheiden und empfehlen. In Kürze wird die StIko Vet. im Zuge der Neufassung des Tierseuchengesetzes (zukünftig Gesetz zur Vorbeugung vor und Bekämpfung von Tierseuchen; Tiergesundheitsgesetz – TierGesG mit Geltung ab 1. Mai 2014) am Friedrich-Loeffler-Institut angesiedelt und ihre Tätigkeit damit analog der humanmedizinischen StIKo gesetzlich verankert sein. Die publizierte Leitlinie ist eine unabhängige Empfehlung, die eine wertvolle Entscheidungshilfe für den Pferdebesitzer ist und das Wissen um die Vorbeugung der Infektionskrankheiten zusammenfasst. Sie gibt Empfehlungen, welche Impfungen in welchem Abstand nötig sind, um die Gesundheit und die Leistungsfähigkeit der Pferde zu erhalten und zu fördern. Dabei geht es keinesfalls darum, möglichst viel und häufig zu impfen, sondern vielmehr darum aufzuzeigen, welchen Stellenwert die Prophylaxe durch Impfungen hat. In der Leitlinie ist in der Präambel nachzulesen: „Das einzelne Tier ist so häufig wie nötig zu impfen mit dem Ziel, einen Schutz des Einzeltieres, des Bestandes und schließlich der Population zu erreichen“. Prof. Dr. Klaus Osterrieder vom Institut für Virologie an der Freien Universität Berlin: „Die Ausbildung und der gesunde Menschenverstand, oft auch rein ökonomische Überlegungen, sagen jedem Tierarzt und Tierhalter, dass wir unsere vierbeinigen Kameraden mit Maß, Ziel und Vernunft impfen sollen.“ Und zu den immer wieder aufkommenden Stimmen, dass das gesamte Impfthema überflüssig und lediglich eine Marketingstrategie der Pharmaindustrie sei, hat Professor Osterrieder ebenfalls eine Meinung: „Die Aufforderung zum Nicht-Impfen wegen angeblich zu vielen Nebenwirkungen ist Panikmache und meines Erachtens gezielte Verunsicherung. Als Tierarzt ist es geradezu fahrlässig und unserer Bundes-Tierärzteordnung (§ 1 Abs 1) widersprechend, wenn eine der wichtigsten tierärztlichen Tätigkeiten zur Verhinderung von Leiden und Schäden nicht genutzt oder wider besseres Wissen schlecht gemacht wird“.

 

Vollblut-Szene ist Vorreiter
Das Direktorium für Vollblutzucht und Rennen (DVR) ist im Bezug auf die Impf-Thematik schon einen Schritt weiter als zum Beispiel die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN), die lediglich das regelmäßige Impfen von Turnierpferden gegen Influenza vorschreibt. Bereits seit dem Jahr 1984 schreibt das DVR eine generelle Schutzimpfung aller Zuchtpferde gegen Herpes-Infektionen vor. In der verbindlichen Rennordnung heißt es: „Ausschlaggebend für die Entscheidung der Zuchtkommission ist die Erkenntnis, dass ein wirksamer Schutz gegen Virusabort und die durch den gleichen Erreger hervorgerufenen Erkrankungen der Atemwege und zentralnervösen Lähmungserscheinungen nur bei systematischer, voll flächendeckender Schutzimpfung erwartet werden kann“.

 

Nicht verwirren lassen!
Ein wichtiger Aspekt beim Impfmanagement ist, dass der Besitzer sich nicht verwirren lässt. Nicht von Reitern, nicht von Einstallern und auch nicht von Tierärzten, die behaupten, dass Impfungen keine Krankheiten verhindern. Fakt ist, dass eine Herpesimpfung nicht die Infektion an sich verhindern kann. Fakt ist aber ebenso, dass geimpfte Pferde wesentlich weniger Erreger ausscheiden als nicht-geimpfte. Spätestens an dieser Stelle wird klar, dass Impfungen nicht nutzlos sind. Da ist mittel- und langfristiges Denken angesagt! Zum Wohle des Pferdes, aber auch zur Schonung des eigenen Geldbeutels. Denn jeder Pferdebesitzer weiß, wie teuer die Besuche beim Tierarzt schnell werden können.

 

 

PM

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