Erfolgstrainer von Isabell Werth und Nicole Uphoff wurde 88 Jahre alt
Warendorf (fn-press). Dr. Uwe Schulten-Baumer sen. (Rheinberg) ist im Alter von 88 Jahren verstorben. Breido Graf zu Rantzau, Präsident der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), sagte: ,,Wir trauern um eine der größten Trainerpersönlichkeiten unserer Zeit. Dr. Schulten-Baumers Leidenschaft für Pferde und seine geniale Förderung so vieler Talente wird uns immer in Erinnerung bleiben."
Um seinen ,,Röntgenblick" für hoch talentierte Pferde beneidete ihn die gesamte Dressurszene. Dr. Uwe Schulten-Baumer, meist ,,der Doktor" genannt, erkannte auf Anhieb, welches Potenzial in einem jungen Pferd steckt. Die Schönheit oder das makellose Gebäude eines Pferdes interessierten ihn nicht sonderlich, er lenkte seinen Fokus stets auf die Athletik und die Bewegungsqualität des Pferdes. Der kantige Hannoveraner Gigolo, mit dem seine Musterschülerin Isabell Werth Gold bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften gewann, war sicher der bekannteste Modellathlet, aus dem Schulten-Baumer einen Juwel auf dem Dressurviereck machte. Der unvergessene Westfale Rembrandt und Nicole Uphoff wären einige Jahre zuvor wahrscheinlich nie in die höchsten Sphären der Dressur aufgestiegen, hätte sich ,,der Doktor" nicht der beiden angenommen. Der temperamentvolle Wallach hatte schon manchen zur Verzweiflung getrieben. Schulten-Baumer fand den richtigen Weg, der ungestüme Rembrandt entwickelte sich zum damals weltweit bewunderten ,,Tänzer" und zweimaligen Olympiasieger und Weltmeister in der Einzelwertung. Dies sind nur zwei von vielen Championatspferden aus der Erfolgsschmiede Schulten-Baumers, der immer nur nach einem strebte: Perfektion in der Ausbildung des Pferdes. Achtmal wurde er mit dem Otto-Lörke-Preis für die Ausbildung des jahrgangsbesten jungen Grand Prix-Pferdes ausgezeichnet. Dass die Deutsche Reiterliche Vereinigung ihm 2005 den Reitmeister-Titel verlieh, war ein selbstverständlicher Schritt.
Dr. Uwe Schulten-Baumer kam am 14. Januar 1926 zur Welt. In Essen-Kettwig wuchs er in der Nachbarschaft eines Bauernhofes auf und war schon als kleiner Junge von Pferden fasziniert. Seine reiterliche Karriere führte ihn nicht nur aufs Dressurviereck, sondern auch in den Parcours. Beim CHIO Aachen trat er 1952 zum Mächtigkeitsspringen und zum Großen Preis an. Die eigene Turnierkarriere beendete der promovierte Volkswirt, der als Manager in der Stahlindustrie arbeitete, in den 60er Jahren, um sich ganz dem Training von Pferden zu widmen. Seine ersten erfolgreichen Schüler waren seine beiden Kinder Alexa und Uwe jun. Beide vertraten die deutschen Farben auf Championaten. In den Jahren der Zusammenarbeit mit Nicole Uphoff und Isabell Werth gab es keinen erfolgreicheren Trainer weltweit. Nachdem sich Isabell Werth neu orientierte und die Zusammenarbeit mit dem Doktor beendete, verhalf dieser seiner Stieftochter Ellen Schulten-Baumer zum Sprung in den Spitzensport. In den vergangenen vier, fünf Jahren zog sich Dr. Schulten-Baumer mehr und mehr aus dem Turniergeschehen zurück. Sein langes erfülltes Leben endete nun in Rheinberg am Niederrhein, wo er vor vier Jahrzehnten seine Reitanlage erbaute und den Grundstein für eine beispiellose Goldschmiede legte.