Auffarth und Jung auf den Plätzen zwei und drei
Haras de Pin/FRA (fn-press). Vor dem abschließenden Springen liegen die deutschen Vielseitigkeitsreiter bei den Weltmeisterschaften weiter auf Medaillenkurs. Während das Team nach wie vor die Führung innehat, liegen Sandra Auffarth und Michael Jung auf den Plätzen zwei und drei.
Wie zu erwarten war, würfelte der Geländekurs die Rangierung aus der Dressur gewaltig durcheinander. „Die Sprünge und der Aufbau waren sehr gut, das Problem war der Boden“, fasste die deutsche Schlussreiterin Sandra Auffarth zusammen, die als letzte Starterin den Kurs mit 16,8 Zeitstrafpunkten bewältigte. „Laut Wettervorhersage war mit deutlich weniger Regen im Vorfeld zu rechnen“, sagte Kursdesigner Pierre Michelet. Obwohl der Veranstalter viel Geld in die Hand genommen hatte, die Strecke zu drainieren, und das Begehen der Trasse im Vorfeld ausnahmslos den Reitern und Trainern vorbehalten war, wurde der Boden tief und kräftezehrend für die Pferde. „Man muss sich den Ritt genau einteilen, um am Ende noch Kraftreserven zu haben“, wusste bereits Michael Jung zu berichten, der mit fischerRocana FST als erster Deutscher auf die Strecke ging. Als einem von nur drei Reitern in weniger als elf Minuten ins Ziel zu kommen – erlaubt waren zehn Minuten und 30 Sekunden. Nur einmal gab es einen heiklen Moment, als er am ersten Wasser einmal richtig vorwärts reiten musste, um den Sprung zu absolvieren. "Ich habe das so nicht empfunden. Man musste da so reiten. Außerdem weiß Rocana genau, wenn ich ihr ein Signal gebe, dass sie das auch schafft. Wir sind ein Team und kennen uns gut. Und dieser Kurs hat uns weiter zusammengeschweißt."
Auch Ingrid Klimke geriet beim Einsprung des ersten Wasserhindernisses etwas in Wohnungsnot. Sie schaltete jedoch rasch und wählte die Alternative. „Gott sei Dank habe ich mir die am Vortag genau eingeprägt", sagte sie. Dennoch sorgte die Aktion für Diskussionen. „Ich habe mir den Ritt mit dem Technischen Delegierten auf dem Video angesehen und er hat eindeutig bestätigt, dass es keine Verweigerung war“, sagte Bundestrainer Hans Melzer. Zusammen mit den Ergebnissen von Jung und Auffarth brachte Klimkes Zwischenstand das deutsche Team auf 177,9 Minuspunkte, mit denen es fast zehn Punkte vor den Briten und fast 50 Punkte vor den drittplatzierten Australiern rangiert.
Pech hatte lediglich Dirk Schrade (Sprockhövel), dessen Hop and Skip – ebenfalls am ersten Wasser – eine Verweigerung kassierte. Eine weitere folgte. „Er tat mir fast schon ein bisschen leid, weil er sich mit seiner etwas unorthodoxen Art zu springen, bei diesem Boden sehr schwer tat“, sagte Schrade.
Deutlich besser lief es für die beiden deutschen Einzelreiter. Zwar wurde Peter Thomsen (Lindewitt) mit Horseware’s Barny wegen Reparatur- und Bodenarbeiten am letzten Wasserhindernis auf der Strecke angehalten, konnte davon aber auch ein wenig profitieren. Es war ein Vorteil und ein Nachteil, dass ich auf der Strecke angehalten wurde", sagte Peter Thomsen. „Der Vorteil war, dass sich das Pferd etwas ausruhen konnte, der Nachteil, dass wir als nächstes gleich das anspruchsvolle Coffin ohne Vorbereitung springen mussten.“ Die beiden Mannschaftsolympiasieger bewältigen die Aufgabe jedoch mit Bravour, wie alle weiteren auch und fanden sich am Ende auf dem zehnten Platz im Zwischenklassement wieder.
Den Ritt seines Lebens absolvierte Andreas Ostholt mit So is et. Wie an der Schnur gezogen galoppierte der schwarzbraune Wallach durch die Strecke und ins Ziel. Umso überraschter waren Ostholt und die deutschen Fans, als auf der Ergebnisanzeige plötzlich „eliminé“ stand. Auch hier musste erst der Videobeweis her, um zu bestätigen, dass der den „Fisch“ im letzten Wasserhindernis zwar sehr seitlich, aber definitiv zwischen der roten und weißen Flagge bewältigt hatte. Andreas Ostholt startet morgen von Platz sieben ins abschließende Springen.
So gut wie für die Deutschen, die alle sechs Pferde gut und sicher ins Ziel brachten, lief es nicht für alle 90 Teilnehmer. Bei sieben von 16 Teams blieben keine drei Reiter in der Wertung, darunter auch bei den Topfavoriten aus Neuseeland, den US-Amerikanern, Schweden, Belgiern, Italienern, den Schweizern und Polen.
Einen Sprung nach vorne machten in der Teamwertung dagegen die gewohnt geländestarken Reiter aus Großbritannien. So richtig freuen mochte sich deren Frontmann William Fox-Pitt, der zugleich auch die Führung in der Einzelwertung übernahm, allerdings nicht. Nach dem Erreichen des Ziels war das Pferd Wild Lone seines Teamkollegen Harry Meade beim Führen plötzlich zusammengebrochen und gestorben. „Das tut mir sehr leid, denn Harry ist ein guter Freund von mir“. Meade selbst sagte, dass er über den Tod seines Pferdes entsetzt sei und keine Erklärung dafür habe. Er betonte, dass er keinen Zusammenhang mit dem Kurs und den Bodenverhältnissen sehe. „Ich habe das Pferd, seit es vier Jahre alt ist. Es war unsere sechste Vier-Sterne-Prüfung und er gab mir ein wunderbares Gefühl auf dem Kurs.“
PM