Einzel-Silber für Milla Staade und Charleen San
In einem spannenden Auf und Ab – oder besser Ab und Auf – haben sich die deutschen U16-Vielseitigkeitsreiter bei den Pony-Europameisterschaften im französischen Le Mans die Bronzemedaille in der Teamwertung erkämpft. Maßgeblich daran beteiligt war die Deutsche Meisterin Milla Staade mit Charleen San, die zusätzlich mit Einzelsilber belohnt wurde.
Die EM begann aus deutscher Sicht zunächst vielversprechend. Das deutsche Quartett konnte nach der Dressur mit nur 81,4 Minuspunkten die Spitzenposition übernehmen.
Das änderte sich im Gelände, das sich als äußerst selektiv erwies. Julia Maria Lendtrodt aus Neufahrn, im letzten Jahr als Einzelreiterin noch EM-Fünfte, machte in Le Mans den „Pathfinder“ und musste mit Best Performance gleich zwei Vorbeiläufer hinnehmen. Auch Emma Fischer aus Norderstedt kassierte mit Mas que Dos 20 zusätzliche Minuspunkte für einen Fehler an 13A, einem sehr schmalen Trapez. Besonderes Pech hatte Lena Brügger. Die Aschebergerin war mit Next Generation als dritte deutsche Teamreiterin zunächst vielversprechend unterwegs, beim Einsprung ins dritte Wasser - einem der einflussreichsten Hindernisse des Kurses - kam sie jedoch überraschend aus dem Sattel. Das hieß Ausschluss für sie und 1.000 Minuspunkte fürs deutsche Team, das im Verlauf der Prüfung im Ranking immer mehr nach hinten durchgereicht wurde.
Trotz Fehlern im Gelände bleibt Medaille in ReichweiteDass es am Ende des Geländetages dennoch hoffnungsvoll für die Mannschaft von Bundestrainer Rüdiger Rau aussah, lag einerseits an Schlussreiterin Milla Staade, andererseits aber auch daran, dass generell sehr viele Fehler gemacht wurden. Von ursprünglich 45 Teilnehmern kamen nur 17 ohne Hindernisstrafpunkte ins Ziel, elf schieden aus oder verzichteten. Umso höher ist die Leistung von Milla Staade und ihrer neunjährigen Ponystute Charleen San (v. Hesselteichs Golden Dream) zu bewerten, die nicht nur fehlerfrei, sondern auch schnell ins Ziel kamen. Nur drei Sekunden fehlte dem Paar am Schluss für eine komplette Nullrunde – ein kleiner „Schönheitsfehler“, der allerdings dafür sorgte, dass sie ihre persönliche Führung aus der Dressur ganz knapp an die Französin Ella Rinaldi abtreten musste.
Überlegene FranzosenÜberhaupt die Franzosen: Sie waren die Einzigen, denen es gelang, alle vier Teamreiter fehlerfrei und in der Zeit ins Ziel der rund 3.200 Meter langen Strecke mit ihren 22 Hindernissen zu bringen. Damit setzten sie sich am Geländetag mit einem Riesenabstand vom Rest des Feldes ab. Die Briten kamen daran noch am dichtesten heran, aber auch sie konnten untypischerweise „nur“ zwei Nullrunden vorweisen und waren zum Springen nur noch mit drei Paaren in Wertung.
Springen: Spannendes Duell um Team-BronzeIm abschließenden Parcours gab es an der Spitze keine Überraschung. Beide Spitzenteams - Frankreich und Großbritannien - setzten die gezeigten Leistungen fort. Frankreich sicherte sich unangefochten den Titel – mit lediglich zwei Zeitstrafpunkten zusätzlich zum ursprünglichen Dressurergebnis von 88,7 Minuspunkten. Die Briten kamen auf 111,8 Minuspunkte und gewannen damit Silber.
Hochspannend verlief dagegen das Duell zwischen den Niederlanden und Deutschland – beide nur noch zu dritt – um Platz drei, alle übrigen Teams lagen schon abgeschlagen dahinter. Jeder Fehler zählte. Das Oranje-Team rangierte zunächst mit 169,9 zu 175,5 Minuspunkten vorne, danach ging es von Reiter zu Reiter in der Rangierung hin und her, bis es nach der letzten Niederländerin schließlich Milla Staade in der Hand hatte, mit einer Nullrunde die Medaille für Deutschland klarzumachen. Im Stadion war es mucksmäuschenstill als die 15-Jährige und ihre Stute auch den letzten Sprung fehlerfrei nahmen, dann brandete ein Riesenjubel im deutschen Lager auf: Bronze für Deutschland!
Silber für Milla StaadeZuletzt blieb nur noch eine Frage blieb aber offen: Welche Farbe würde die Einzelmedaille Milla Staades haben? Silber oder vielleicht sogar Gold? Das entschied sich erst mit der letzte Starterin, Ella Rinaldi mit Boston du Verdon. Die Französin, im vergangenen Jahr bereits Vizeeuropameisterin, hielt dem Druck stand und verhalf den Gastgebern somit zu Doppelgold. Ihr Endstand: 25,5 Minuspunkte. Mit nur 25,8 Minuspunkten krönte Milla Staade ihre zweiten Ponyeuropameisterschaften mit einer Silbermedaille. Dritte wurde die Britin Annabel Ridgway mit Akim de l’Arquerie (28,0).
Einzelreiter Max Hausser-Knabe erzielt zweitbestes ErgebnisDas zweitbeste Ergebnis in der Einzelwertung aus deutscher Sicht konnte Einzelreiter Max Hausser-Knabe aus dem sächsischen Zittau für sich verbuchen. Mit dem neunjährigen Nighthawk beendete er seine EM-Premiere ohne Hindernisfehler im Gelände und einem Endstand von 44,0 Minuspunkten. Ebenfalls gut unterwegs war auch die zweite Einzelreiterin, Teresa Leowald (Ratingen) und Pearl, die ebenso wie Emma Fischer und Mas que dos nur knapp die Top 20 verpasste. Sie belegten die Plätze 21 (62,4) bzw. 22 (63,1). Julia Maria Lentrodt kam mit Best Perfomance auf 94,5 Minuspunkte (Platz 32).
Fazit von Bundestrainer Rüdiger Rau„Ich bin wirklich glücklich über die zwei Medaillen. Unsere Reiter haben hier in der Dressur super abgeliefert, das war eine echte Hausnummer. Im Gelände waren die Gesichter bei mir und meiner Co-Trainerin Anna Siemer nach den ersten drei Teamreitern aber natürlich etwas lang. Aber man muss in einem Mannschaftswettkampf einfach lernen zu warten, bis der Letzte im Ziel ist. Und Milla hat uns wieder so weit nach vorne gebracht, dass wir wieder eine Chance auf eine Medaille hatten. Und die haben unsere Reiter genutzt, haben sich nicht unterkriegen lassen. Überhaupt hatten wir hier ein tolles Team und gute Stimmung. Und auch die Einzelreiter haben sich hier sehr gut geschlagen – ich bin daher wirklich sehr zufrieden“, sagte Bundestrainer Rüdiger Rau.
Der Erfolg seiner Reiter hat für ihn Konsequenzen. „Ich habe versprochen, mir für eine Medaille den Bart zu abrasieren, für zwei Medaillen werden die Haare grün gefärbt“, berichtete er schmunzelnd. Der Bart ist schon ab, die Färbeaktion muss noch warten. „Das machen wir dann beim Bundesnachwuchschampionat in Warendorf nächste Woche. Versprochen ist versprochen.“ fn-press/Hb
Hier geht es zu den Ergebnissen