Foto: Isabell Werth und Lezard - Fotograf: Fotoagentur Dill
Weltstars und Nachwuchscracks in Nürnberg - Top-Reitsport und bunte Shows locken nicht nur Pferdefans in die Frankenhalle
Sechs Tage lang hat die Faszination Pferd mit internationalem Reit- und Fahrsport, einem bunten Schauprogramm und zwei ausverkauften Top Galaabenden Pferdefans und interessierte Besucher in die Nürnberger Frankenhalle gelockt. Das aufwendige Pferdespektakel, das dort vom 30. Oktober bis 4. November im Rahmen der Consumenta über die Bühne ging, begeisterte Groß und Klein und stimmte die Zuschauer perfekt auf das 20-jährige Jubiläum der beliebten Veranstaltung ein, das im nächsten Jahr ansteht. Über 153.000 Besucher zählte die Consumenta, von denen laut Umfragen die meisten auch einen Abstecher zu den Pferden unternahmen.
Den Auftakt im sportlichen Programm machten heuer die Nachwuchskünstler im Springsattel, für die Turnierleiterin Jacqueline Schmieder an den ersten beiden Tagen sechs Wettbewerbe ausgeschrieben hatte. „Aufgrund der Terminüberschneidung mit den Munich Indoors haben wir uns schon im Vorfeld flexibel gezeigt und unser Programm entsprechend angepasst“, so die Vorsitzende der Landeskommission in Bayern, die nächstes Jahr auch wieder Prüfungen für die bayerischen Kader-Springreiter anbieten will.
Zum Auftakt also gab es Jugend-Springsport der Extraklasse. Highlight war dabei der Große Preis der Jugend U 21 Hindelang Cup, der in einem S*-Springen mit Siegerrunde ausgetragen wurde. Mit Nadja Schmittlein vom RC Küps setzte sich am Ende eine Fränkin an die Spitze des Teilnehmerfelds. Die 20-jährige Studentin fegte mit ihrem braunen Wallach Cais in Rekordzeit über den von Helmut Raatz gebauten Parcours und schnappte sich so die goldene Schleife. „Die Kulisse hier ist Wahnsinn, das ist ja wie im Fernsehen“, schwärmte die glückliche Siegerin, deren Eltern in Neustadt bei Coburg eine Reitanlage betreiben.
Am dritten Tag der Faszination Pferd war die Kunst an den Fahrleinen gefragt. Neun Prüfungen waren ausgeschrieben, über 20 Fahrer gingen an den Start und auch hier stand die Jugend im Mittelpunkt. Spannend wurde es vor allem im Finale des Nürnberger Burgpokals, in dem nach sechs Qualifikationen die sechs Besten der Saison anspannten. Nach einer M-Dressur und einem Kombinierten Hindernisfahren stand mit Christina Wagner die Siegerin fest. Die amtierende Jugend-Europameisterin von den Pferdefreunden Leitzachtal steuerte ihren Haflinger Attila souverän durch den Parcours. „Für die Schule lerne ich im Winter schon voraus, damit ich im Sommer mehr Zeit für die Pferde habe“, erklärte die 13-jährige Gymnasiastin ihren Zeitplan. Bundestrainer Charlie Geiger jedenfalls war begeistert von der Nürnberger Veranstaltung: „Wann können die Fahrer jemals vor so viel Publikum starten“, freute sich der Münchner, der selbst auf zahlreiche Erfolge auf dem Kutschbock zurückblicken kann.
Olympisches Flair zog dann am Freitag und Samstag in die Frankenhalle ein: Zum ersten Mal fand hier eine Qualifikation zum Nürnberger Burgpokal der jungen Dressurpferde statt, zudem auch zum ersten Mal in der Halle. Und dieses Konzept der Veranstalter hatte Erfolg: Mit Isabell Werth, Ingrid Klimke und Dorothee Schneider präsentierten die weltbesten Reiterinnen den Zuschauern ihre Pferde, boten Dressursport vom Feinsten und lockten so Tausende von Besuchern in die Frankenhalle. Weltmeisterin und Olympiasiegerin Isabell Werth hatte sich kurzfristig für Nürnberg entschieden, brachte ihr siebenjähriges Nachwuchspferd Lezard und den „alten Turnierhasen“ EL Santo mit und sollte es nicht bereuen. Mit El Santo gewann sie den Grand Prix und die Grand Prix Kür und fand dann auch entsprechend viel Lob für ihren Vierbeiner: „Mit Ernie ist es immer eine Glückssache, wie er gerade drauf ist und heute hat es gut gepasst.“ Die für manche Pferde schwierige Kulisse in Nürnberg dank der Nähe des Publikums übrigens stört die Rheinbergerin nicht, im Gegenteil: „Die Atmosphäre ist fantastisch und zugleich sehr familiär, ich genieße das immer wieder.“ Auch der vierbeinige Jüngling Lezard zeigte sich trotz seiner mangelnden Hallenerfahrung kooperativ. Nur knapp verpassten die beiden den Sieg im Nürnberger Burgpokal, landeten nach einem Verreiten von Isabell Werth auf Rang drei.
Da nutzte Bayerns beste Nachwuchsreiterin Victoria Michalke die Chance und lenkte ihren Wasabi OLD zum Sieg. Eine fehlerfreie Runde mit dem bildhübschen Dunkelbraunen sicherte der 22-jährigen Amazone, die vom Gut Daxau bei Erding kommt, die goldene Schleife und damit die Startberechtigung beim Finale, das im Dezember in der Frankfurter Festhalle stattfindet. „Damit habe ich mein Saisonziel mit diesem jungen Pferd erreicht“, freute sich die Sportmanagement-Studentin, die den Wallach im Alter von vier Jahren erworben und selbst ausgebildet hat. „Wasabi ist bei uns im Stall der Streber, weil er alles sofort kapiert und ganz schnell lernt“; lachte Michalke nach ihrem Sieg, mit dem sie Ingrid Klimke, die amtierende Olympiasiegerin in der Vielseitigkeit, und Dresden Mann auf den zweiten Rang verwies. Diese wiederum feierte in Nürnberg Premiere, zeigte sich auf Anhieb begeistert und versicherte ebenso wie Christoph Hess, der Leiter der Abteilung Ausbildung der Deutschen Reiterlichen Vereinigung, der als Kommentator für den Burgpokal angereist war: „Das war mein erster, aber sicher nicht mein letzter Auftritt in Nürnberg und die Idee, ein Turnier mit einer Messe zu verbinden, ist fantastisch.“
In drei Disziplinen wurden auf dem Consumenta-Turnier die Regionalsieger der Junioren im Nürnberger Burgpokal ausgetragen. Bei den Springreitern setzte sich in einem Stil-L Caroline Koller (Starnberg) mit Elaxy an die Spitze. Dressursieger wurde Benedikt Hofmann (Pfarrkirchen). Auch für die Fahrer gab es dieses Finale der Regionalsieger. Hier holte sich bei den Ponys Jeanette Willnecker (Schloss Eysölden) mit Linda den Pokal, bei den Großpferden siegte die amtierende Deutsche Meisterin Anika Geiger (Parsdorf) mit Power Prince. Die goldene Schleife im Bayern Ponycup Dressur sicherte sich nach zwei L-Prüfungen Lara Brühl (Lettenhof) mit Lettenhofs Lovely Evergreen. Ebenfalls zwei L-Wettbewerbe galt es für die Springreiter zu bewältigen. Den Bayern Ponycup gewann die Nürnbergerin Antonia Maar mit Dumbledore.
„Mit so einem Team macht es richtig Spaß, eine Veranstaltung in dieser Größenordnung auf die Beine zu stellen“, zog Turnierleiterin Jacqueline Schmieder am Sonntag Abend Bilanz und meinte damit nicht nur ihre homogene Show- und Stallmannschaft, die sechs Tage lang hinter den Kulissen wirkte, sondern auch die Crew der AFAG Messen und Ausstellungen GmbH. „Die super Resonanz bei Reitern und Publikum hat gezeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“ Für die 20-jährige Jubiläumsveranstaltung im kommenden Jahr jedenfalls beginne die Planung schon bald – ein tolles neues Programm steht auf jeden Fall ins Haus.
PM