Reiterjournal Newsletter vom 07.05.2019 7:00 Uhr mit dem Titel "Leben stehen auf dem Spiel"
Guten Morgen,
drei Pferde sind gerade im Ostalbkreis verstorben - aufgrund von Herpes. Drei Pferde, die vielleicht nicht mit ihrem Leben hätten bezahlen müssen, wenn der Pferdebestand ausreichend geimpft wäre. Zu lange sind die Zeiten offensichtlich her, in denen Menschen und Tiere in Massen an ansteckenden Krankheiten verendeten. Weil es noch keine Impfstoffe gab. Zu lange sage ich deshalb, weil viele scheinbar vergessen haben, wie es ohne Impfungen war. Heute gibt es für viele der tödlich endenden Krankheiten Impfstoffe, ausreichend. Und trotzdem lassen viele Pferdebesitzer ihre Tiere nicht impfen. Aus Kostengründen oder weil sie es unnötig finden.
Es ist ein gefährliches Spiel, das gut gehen kann - das aber auch böse enden kann, wie man jetzt gerade wieder sieht. Auch im Humanbereich ist das Thema Impfen in den letzten Tagen wieder Thema. Die Masern sind auf dem Vormarsch. Gesundheitsminister Jens Spahn fordert daher eine Impfpflicht. Angesichts der immer wieder aufkommenden Todesfälle unter Pferden durch das Equine Herpesvirus oder beispielsweise Druse stellt sich die Frage nach einer solchen Impfpflicht auch für die Tiere. Aktuell hat jeder die Entscheidung selbst in der Hand. Ist das gut oder nicht - wie siehst du das?
Fakt ist: Tritt eine solche ansteckende Erkrankung auf, hat nicht nur der Pferdebesitzer unter Umständen mit dem Tod seines Tieres zu bezahlen. Die Stallnachbarn müssen um die Gesundheit ihrer eigenen Pferde bangen, es sind Einschränkungen im täglichen Leben damit verbunden, oft werden die Ställe unter Quarantäne gestellt, und nicht zuletzt müssen Turniere abgesagt werden. Aus Sicherheitsmaßnahmen hat der Birkhof vergangenes Wochenende sein Jugendturnier streichen müssen. Es wird im Herbst nachgeholt. Aber wäre das nötig gewesen?
Auch ein vollständig geimpfter Bestand garantiert nicht, dass es nie zum Ausbruch einer solchen Krankheit kommt. Aber die Wahrscheinlichkeit ist bedeutend geringer. Ich persönlich stehe hinter den Impfempfehlungen. Ich möchte nicht in Zeiten leben, in denen ansteckende Krankheiten für unzählige Menschen- und Tierleben verantwortlich waren. Ich bin froh, dass wir uns schützen können. Uns und unsere Tiere. Wie stehst du zu Thema Impfen? Bist du für eine Impfpflicht? Oder soll das jedem selbst überlassen bleiben? Schreib mir deine Meinung!
Ich wünsche dir und deinen Vierbeinern jedenfalls eine gesunde Woche!
Bis demnächst, deine
Monika Schaaf
Reiterjournal Newsletter vom 07.05.2019 10:50 Uhr mit dem Titel "Aufklärung"
Hallo,
unser Newsletter von heute Morgen zu den Herpesausbrüchen hat Emotionen freigelegt, die verständlich und nachvollziehbar sind. Kein Betrieb, kein Pferdebesitzer möchte in so eine Situation geraten.
Wir wollten mit dem Newsletter – wie in den vorigen Wochen – zur Diskussion anregen, zum Nachdenken. Er ist nicht als Fingerzeig auf einzelne zu verstehen, nicht als Vorwurf. Dass Herpes auch in einem vollständig geimpften Bestand auftreten kann, habe ich in dem Newsletter deutlich gemacht. Aber die Wahrscheinlichkeit ist geringer – und das bestätigt auch Dr. Susanne Müller vom Pferdegesundheitsdienst Baden-Württemberg:
„In einem vollständig geimpften Bestand wird deutlich weniger Virus ausgeschieden. Es ist die effizienteste Möglichkeit, Einfluss auf den sich potentiell aufbauenden Erregerdruck zunehmen. Wir haben in der Vergangenheit in Untersuchungen zeigen können, dass es in einem geimpften Bestand deutlich weniger kursierendes Virus gibt, als in einem ungeimpften Bestand. Außerdem sehen wir, dass die Symptome in geimpften Beständen in Summe weniger schwer sind. Es kann auch in einem geimpften Bestand dazu kommen, dass ein Pferd eingeschläfert werden muss, da die Impfung eine Aktivierung des Erregers nicht vollkommen verhindern kann. Allerdings konnten wir noch keine schweren Verläufe mit mehreren toten Pferden beobachten. Es war in den vergangenen Jahren in ganz Deutschland immer wieder zu beobachten, dass es schlimmsten Fall zu wirklich schweren und sehr verlustreichen Verläufen kommen kann. Auch in geimpften Herden mit tragenden Stuten können wir den Effekt der Impfung beobachten. So führt ein Virusausbruch in einer Stutenherde bei ungeimpften Beständen durchaus auch zu 75 Prozent Aborten, in einem geimpften Bestand ist ein Abort die Ausnahme. Er kann stattfinden, bleibt allerdings ein Einzelereignis.“
Erfreulicherweise ist die Situation im Ostalbkreis, wie Dr. Susanne Müller erzählt, vorsichtig gesagt „stabil“. Auf die Untersuchungsergebnisse wird noch gewartet. Grundsätzlich wird abhängig vom Verlauf der Infektion eine Sicherheitsfrist gesetzt, nach der der gesamte Bestand auf Virusausscheidung untersucht wird. Erfahrungsgemäß kann nach Ablauf der Sicherheitsfrist kein ausgeschiedenes Virus mehr im Bestand nachgewiesen werden und die Quarantäne wird aufgehoben.
Immer wieder fragen sich Betroffene, ob die Ortsnennung bei solchen Krankheitsausbrüchen legitim ist oder nicht. Wir haben darauf verzichtet. Aber Dr. Susanne Müller hält sie für notwendig: „Die umliegenden Betriebe müssen einfach wissen, ob sie betroffen sein können, falls in den Tagen vor Erkennen der Infektion möglicherweise unmittelbarer Kontakt zu dem Betrieb mit der Herpesinfektion bestanden hat. Wenn hier der Bereich, in dem ein Stall mit Herpes liegt zu allgemein benannt wird, hat dies nachvollziehbar enorme Verunsicherung zur Folge, da in pferdedichten Regionen mitunter enorm viele Ställe in Frage kämen. Das hat in dem Fall mit tierärztlicher Schweigepflicht nichts zu tun.“
Die Nerven liegen aktuell bei vielen blank. Das ist nur zu gut zu verstehen. Wir wünschen den betroffenen Betrieben Durchhaltevermögen und den Pferden gute und schnelle Genesung!
Bis demnächst, deine
Monika Schaaf
Anmerkung: Beide Texte wurden von reitturniere.de auf Anfrage und mit Erlaubnis von Frau Schaaf übernommen