Langehanenberg reitet «auf Angriff»

Foto: Trainer Jonny Hilberath traut den drei Silbermedaillen-Gewinnerinnen auch im Dressur-Einzel viel zu. - Fotograf: Jochen Lübke - dpa

Foto: Trainer Jonny Hilberath traut den drei Silbermedaillen-Gewinnerinnen auch im Dressur-Einzel viel zu. - Fotograf: Jochen Lübke - dpa

 

London (dpa) - Angriffslust blitzte in ihren Augen auf. «Ich freue mich drauf», sagte Dressurreiterin Helen Langehanenberg keck lächelnd. «Ich liebe es, die Kür zu reiten - und Dami tut das auch.»

 

Für das Einzelfinale am Donnerstag soll das heißen: Die 30-Jährige aus Havixbeck will mit ihrem Hengst Damon Hill nach Edelmetall greifen. Mit der Silber-Medaille aus dem Teamwettbewerb um den Hals zeigte Langehanenberg keine falsche Bescheidenheit. Sie ist ebenso wenig Favoritin auf Gold wie Kristina Sprehe aus Dinklage mit Desperados oder Dorothee Schneider aus Framersheim mit Diva Royal. Das ist die Britin Charlotte Dujardin, die mit Valegro die bisher besten Einzelergebnisse erzielt hat. Aber Langehanenberg versprach einen forschen Auftritt. «Ich werde auf Angriff reiten», kündigte die Weltcup-Zweite an. «Ich habe nichts zu verlieren.»

 

Langehanenberg hat ein gesundes Selbstvertrauen. Dass sie in London das erste Mal bei Olympischen Spielen startet, ist ihr nicht anzumerken. Sie ist ein echter Wettkampf-Typ. Zu dem einzigen Fehler bei ihren bisherigen zwei Olympia-Ritten sagte sie salopp: «Von so einem kleinen Hüpfer lass ich mich doch nicht aufhalten.»

 

Langehanenberg lässt sich auch von der bemerkenswerten Kulisse von 23 000 Zuschauern im Greenwich Park nicht verunsichern. Dass das nicht selbstverständlich ist, war bei ihrer Kollegin Kristina Sprehe zu erkennen, die rein sportlich auf Augenhöhe ist und beim CHIO in Aachen sogar bei zwei von drei Prüfungen vor Langehanenberg gewann. Aber beim Ritt zum Mannschafts-Silber war die 25-Jährige sichtlich beeindruckt. «Ich habe sie noch nie nervös gesehen» berichtete ihr Vater Paul Sprehe: «Das war das erste Mal.»

 

Bundestrainer Jonny Hilberath glaubt nach dem Mannschaft-Silber fest an eine weitere Plakette durch eine seiner drei Dressur-Damen. «Dass sie Kür reiten können, haben sie schon bewiesen», sagte der Coach. «Alle drei haben Medaillenchancen.» Der Coach schränkte angesichts der starken Konkurrenz jedoch ein: «Wir werden mit Sicherheit nicht alle drei Einzelmedaillen schnappen.»

 

Ein besonders emotionaler Ritt wird es am Donnerstag für Dorothee Schneider. Die 43-Jährige aus Framersheim wird das letzte Mal auf Diva Royal reiten, denn der zehnjährige Wallach wird anschließend wieder von Schneiders Schülerin Stella Roth gesattelt, deren Familie Diva Royal gehört. Schneider kullerten die Tränen über die Wangen, als sie darüber sprach. Es wird sie nicht trösten, dass zwei Mitgliedern des britischen Gold-Teams ein ähnlicher Verlust bevorsteht: Valegro und Uthopia, die Pferde von Charlotte Dujardin und Carl Hester, stehen zum Verkauf.

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