Der Wettbewerb um die Teammedaillen bleibt trotz deutscher Top-Ergebnisse weiter spannend
Ab heute geht es bei den Europameisterschaften Para-Dressur in Riesenbeck um die Mannschaftsmedaillen. In den nächsten zwei Tagen zählt weniger die Rangierung als vielmehr das Ergebnis. Geritten wird der Para Grand Prix B, in dem es vor allem darum geht, möglichst hohe Noten und damit eine hohe Prozentzahl zu erzielen, die dann dem Team gutgeschrieben wird. Gewertet werden die besten drei Ergebnisse je Mannschaft. Zuletzt gewann Deutschland 2018 bei den Weltmeisterschaften in Tryon eine Teammedaille: Bronze. Die bislang erfolgreichste Nation im Para-Dressursport ist Großbritannien mit allein sieben Mal Team-Gold bei Europameisterschaften, zuletzt – 2019 in Rotterdam – mussten sie sich erstmals einer niederländischen Equipe geschlagen geben. Die Entscheidung fällt am Freitag. (Die Seite wird aktualisiert).
Den Anfang machte die Prüfung der Grade III-Reiter. Als erste deutsche Reiterin ging Melanie Wienand aus Osnabrück mit ihrem Hannoveraner Lemony’s Loverboy aufs Viereck und erzielte 73,93 Prozent. „Er war so auf Sendung. Er wollte mir alles schon wieder vorbereiten“, lobte sie den braunen Wallach, den sie kennt, seit er drei Wochen alt ist und selbst ausgebildet hat. Nicht nur wegen der hochsommerlichen Temperaturen war sie froh, erste Starterin zu sein, auch wenn das bedeutete, um 5 Uhr aufzustehen. „Ich war froh, dass ich erste Reiterin war, dass ich nicht sehe, die anderen haben schon 74, 75 oder 76 Prozent. Ich weiß, dass ich mit meinem Ritt nicht die meisten Punkte hole fürs Team, aber trotzdem ist das jetzt eine wirklich mega übersolide Leistung, über die ich sehr glücklich bin. Und ich glaube, das ist jetzt auch unser persönliches Bestergebnis der Saison. Das auf dem Championat zu erhalten, das ist toll. Wenn wir jetzt an den 74 Prozent kratzen, dann kann es ja weitergehen.“ Auf die Prüfung bezogen, bedeutete ihr Ergebnis Platz zwei innerhalb ihres Grade III.
Eine strahlende Miene zeigte auch die frisch gebackene Goldmedaillengewinnerin Heidemarie Dresing nach ihrem zweiten Ritt in Riesenbeck. 77,567 Prozent standen am Ende für sie und ihren Oldenburger Horse24Dooloop auf der Anzeigetafel. „Als ich rauskam, hatte ich das noch gar nicht so verinnerlicht, was ich da fabriziert hatte, weil ich noch ein bisschen etwas umgestellt hatte. Vorgestern habe ich ja schon gut geritten – es ist also Meckern auf hohem Niveau – aber ich habe nochmal mit meiner Trainerin was verändert und es war heute drei Prozent besser“, sagte sie. Und das, obwohl der Druck höher war. Wenn es ums Team geht „weiß man ja nicht: Soll man was riskieren oder auf Nummer sicher gehen? Ich habe dann auf ihn gehört, was er mir so angeboten hat und ein bisschen weiter zu gehen“, sagte sie. Mit ihrem Ergebnis belegten Heidemarie Dresing und der Dressage Royal-Sohn erneut Platz eins, was für die abschließende Kür am Samstag hoffen lässt.
Als allererste Starterin in Grade I musste Martina Benzinger mit ihrer Schimmelstute aufs Viereck. Über das Ergebnis – 75,333 Prozent – war sie „total glücklich“. „Das habe ich mir eigentlich nicht so gut vorgestellt, vom Gefühl her. Aber da kann ich mich eh nicht darauf verlassen, denn mein Gefühl täuscht mich“, sagte die an Multipler Sklerose erkrankte Reiterin und begründete: „Ich hatte heute das Gefühl, ich muss mich mehr anstrengen und mehr mit ihr arbeiten, weil sie sonst zu tief gekommen wäre und auch mehr geschaut hat, was ich gar nicht von ihr kenne. Gerade in der hinteren Ecke, mit den vielem Zuschauer, musste ich höllisch aufpassen.“ Besonders dankbar zeigte sie sich gegenüber Teamkollegin Regine Mispelkamp, die sie im Training unterstützt und Nautika sogar drei Monate lang in Beritt gehabt hatte. Das Resultat war gut erkennbar, denn die Stute, die früher im Zwei-, Vier- oder Sechsspänner vor der Kutsche ging, präsentiert sich seither deutlich geschlossener und mit schöner Aufrichtung.
Innerrhalb ihres Grades bedeutete das Ergebnis Platz vier im Para Grand Prix B. Im Laufe der Prüfung konnten sowohl der frischgebackene Einzel-Europameister Rihards Snikus mit King ot the Dance als auch der Bronzemedaillengewinner von Dienstag, Michael Murphy mit Clever Boy an ihr vorbeiziehen. Den Vogel schoss allerdings die Italienerin Sara Morganti ab. Sie hat in Riesenbeck nicht ihr bisheriges Erfolgspferd Royal Delight gesattelt, sondern elfjährige Stute Mariebelle. In der Einzelwertung ritt sie noch hinterher, nun aber trumpfte sie mit 78,25 Prozent fürs italienische Team auf. Noch aber ist nichts entschieden, bevor am Freitag auch in den Grades IV und V der Para Grand Prix B absolviert wurde.
Alle Infos zum deutschen Para-Team, den Zeitplan und Starter- und Ergebnislisten gibt es hier: www.pferd-aktuell.de/em2023/para-dressur-in-riesenbeck