Fotograf: Thomas Hellmann
Die ewige Zweite sein? Nicht mit mir, dachte sich Angelique Rüsen scheinbar in diesem Jahr und startete beim BALVE OPTIMUM durch. Nachdem sie in den Jahren 2016 und 2017 jeweils Deutsche Vize-Meisterin wurde, freute sich die Bereiterin aus dem Stall von Christian Ahlmann nun umso mehr, dass sie nun endlich die Goldmedaille in Empfang nehmen durfte. Gerechnet hatte sie damit allerdings nicht. „Das Wetter kam meinem Pferd Reavnir nicht entgegen, bei Hitze wird er schnell mal träge“, so die 26-Jährige, deren Vater Ingo ebenfalls Springreiter war. Davon merkte man im Parcours zumindest nichts. Bereits am Freitag legten die Zwei eine Nullrunde hin, die Ausgangsposition war also perfekt. Im heutigen Finale um die Deutsche Meisterschaft der Springreiterinnen, dem Preis der platzmann federn gmbh & co. Kg, Springprüfung Kl. S*** mit 2 Umläufen, leisteten sich Rüsen und der 12-jährige Westfalenwallach Reavnir (v. Ricardos) im zweiten Umlauf lediglich einen Fehler für Zeitüberschreitung. Ebenfalls mit nur einem Fehler belastet war außer ihr nur noch Inga Czwalina, die den erst neunjährigen Holsteiner Wallach Cezanne (v. Cardenio) gesattelt hatte. Ergo musste ein Zweikampf-Stechen her: Angelique Rüsen war die erste, die in den Stechparcours einreiten musste. Ergebnis: 4 Fehlerpunkte. Es wurde also richtig spannend. Die Fehmarnerin Inga Czwalina, die 2016 den vierten Platz bei der Deutschen Meisterschaft der Springreiterinnen belegte, haderte jedoch mit zwei Abwürfen. Sieg für „Angi“, wie Angelique Rüsen genannt wird. Die Freude über diesen Triumph war der hübschen Blondine sichtlich anzusehen. Aber vor allem auch Inga Czwalina konnte ihr Glück kaum fassen. „Ich bin Mutter von drei Kindern, habe einen eigenen Hof und einen Mann, also fahre ich nicht so oft zu großen internationalen Turnieren. Mein Pferd ist auch noch recht unerfahren. Mein vater hat mir immer gesagt: Reiten ist ein Kampfsport. Und ich habe heute gekämpft“, so die Holsteinerin. Bronze konnte die Bayerin Julia Schönhuber entgegennehmen, ein noch recht unbeschriebenes Blatt im großen Sport und für viele ein Name, den sie nicht auf dem Zettel hatten. „Bis letzte Woche war ich noch auf dem elterlichen Hof zuhause und war für die Ausbildung der jungen Pferde zuständig. Ich habe sie in den großen Sport gebracht – und meist wurden sie dann verkauft. Deshalb hatte ich nie die Chance, mich konstant durchgängig zu zeigen“, so die schüchterne 26-Jährige, die nach den zwei Umläufen mit drei Fehlerpunkten belastet war. Seit ein paar Tagen allerdings ist sie bei ihrem Freund, dem Österreicher Fritz Kogelnig jun., am Wörthersee beheimatet und nennt seit dem 4. Juni auch das Pferd „Quiete“ ihr Eigen. „Naja, zumindest zu 50 %, die anderen 50 % gehören meinem Freund, der Quiete vorher auch kurz geritten ist. Unter dem Sattel habe ich ihn seit etwa drei Wochen“, so Julia Schönhuber. Quiete ist ein neunjähriger italienischer Wallach (v. Avenir) und einer mit viel Potential. So ein schöner Erfolg und noch dazu einer in der Kennlernphase?! Das lässt auf viele weitere schöne Ergebnisse hoffen. Katrin Eckermann, die am Freitag noch die Plätze 1 und 2 belegte, haderte leider mit Abwürfen und belegte am Ende mit Caleya den fünften Rang.
Turnierveranstalterin Rosalie von Landsberg-Velen freute sich sehr mit den drei Medaillengewinnerinnen. „Ich finde es prima, dass es eine extra Wertung für die Springreiterinnen gibt. Somit erhalten unsere Amazonen eine schöne Plattform. Und wir sehen ja auch jedes Jahr, wie viele Topreiterinnen sich um den Titel bewerben und auch, dass sich die Deutschen Meisterinnen der Springreiterinnen schnell auf den wichtigen Turnieren wiederfinden – oder sogar im Kader. Balve ist ein guter Platz für die Amazonen und ein echtes Sprungbrett“, so Rosalie von Landsberg-Velen.
PM