Silber für Thenhausen und Reemtsma, Bronze für Kraack und Fritsch
Bad Harzburg (fn-press). Am Wochenende wurden nicht nur die Deutschen Meister in Dressur und Springen gekürt. Zeitgleich mit der DM in Balve machten in Bad Harzburg die deutschen Nachwuchsvielseitigkeitsreiter die nationalen Titel unter sich aus. Alte und neue Deutsche Meisterin der Jungen Reiter (U21) ist die 20-jährige Rheinländerin Pia Münker, Mitglied der Perspektivgruppe Vielseitigkeit. Bei den Junioren wiederholte Pauline Knorr (17) aus Hude mit Abke's Boy ihren Erfolg von vor zwei Jahren und sicherte sich ihre zweite Meisterschärpe bei den Junioren (U18).
Traumwetter und eine Traumkulisse zeichneten die Deutschen Jugendmeisterschaften in Bad Harzburg aus. In Rekordzeit hatte der nur 24 Mitglieder zählende Verein für Vielseitigkeitsreiten mit seinem Vorsitzenden Wolfgang Fieseler und mit Unterstützung des internationalen Parcourschefs Wolfgang Thiebes (Bonn) zwei ,,lange" internationale Vielseitigkeitsstrecken auf das Gelände der Pferderennbahn Bad Harzburg und des angrenzenden Klosterguts Bündheim gezaubert. Denn erst hatten der lange Winter, dann anhaltender Regen und überflutete Wiesen die Aufbauarbeiten behindert. Doch es wurde alles fertig und beste Bedingungen und herrlichstes Sommerwetter belohnten den Veranstalter für seine Mühen. Dies tröstete auch darüber hinweg, dass die DM - speziell bei den Junioren - nicht für alle erfolgreich verlief und mancher Traum von einer Platzierung vorzeitig endete.
In der Dressur war die Welt noch in Ordnung. Als Überraschungssiegerin führte die Rheinische Meisterin Lena Scheepers (Kamp-Lintfort) mit Capri Colours das Starterfeld an. Die Freude der 18-Jährigen war riesig (,,Im Grunde bin ich schon froh, überhaupt hier reiten zu dürfen") und umso größer die Enttäuschung, als sie ihr Fuchs am nächsten Tag im Gelände am zweiten Einsprung zu ,,Edel's Fischteich" im Stich ließ. Sie machte damit den Weg frei für die Dressur-Zweite Pauline Knorr, die mit Abke's Boy sowohl das Gelände als später auch das Springen fehlerfrei meisterte und mit insgesamt 46,2 Minuspunkten den Sieg davontrug.
Auch Flora Reemtsma gelang es, ihre gute Ausgangsposition mit River of Joy - Platz drei nach Dressur - in eine Medaille zu verwandeln. Die 15-Jährige beendete die 4.440 Meter lange Gelände der internationalen Ein-Stern-Vielseitigkeit (CCI1*) zwar mit einigen Zeitfehlern, leistete sich aber weder hier noch am Sonntag im Springen Hindernisfehler. Mit 51,7 Minuspunkten landete sie auf Platz zwei und konnte darüber hinaus mit Ikarosz Platz zwölf belegen. Mit dem zwölfjährigen Ungarn war sie als erste Starterin am Samstagmorgen in die Geländestrecke gestartet und hatte den Test innerhalb der erlaubten Zeit, aber mit einer Verweigerung an der KTW-Kombi beendet.
Sie sollte aber nicht die Einzige bleiben, der dieses Malheur passierte, denn wie sich herausstellte, sorgte die auf einen Abhang folgende Kombination neben dem Teich für die meisten Fehler in dieser Prüfung. 17 Paare schieden auf der Strecke aus den unterschiedlichsten Gründen aus, die meisten nach Verweigerungen, aber zwei auch wegen Auslassens eines Hindernisses. ,,Das ist schon ein enttäuschendes Ergebnis", sagte Bundestrainer Hans Melzer (Putensen). Als Ursache sah er nicht nur den vielfach dem langen Winter geschuldeten Trainings- und Prüfungsrückstand vieler Teilnehmer, sondern auch in Problemen mit der Balance (,,Die meisten kennen so ,natürliche' Kurse wie hier in Bad Harzburg gar nicht mehr."), aber auch mit der Fitness der Reiter. Dass sich eine gute Kondition auszahlt, bewies die Siegerin. Neben der Reiterei hat Pauline Knorr in der Schule Sport als Leistungsfach.
Zu den 14 Junioren, die ohne Zeit- und Hindernisfehler durch das Gelände kamen, zählte auch der 17-jährige Maximilian Fritsch aus Ennepetal. Über sein Dressurergebnis noch etwas enttäuscht, rückte er mit seinem Ergebnis von 52,5 Minuspunkten am zweiten Tag vom zehnten auf den dritten Platz vor und sicherte sich abschließend mit einer Nullrunde im Springen die Bronzemedaille. Punktgleich mit Fritsch beendete Anna-Katharina Vogel mit Quintano P die Deutsche Meisterschaft. Sie hatte im Gelände allerdings etwas Zeit verloren und landete damit laut Reglement auf Platz vier. Als beste Newcomerin beendete beendete die Holsteinerin Svenja Hansen (Bösdorf) mit Carrelon die Prüfung mit 56,4 Minuspunkten. Im vergangenen Jahr noch Teilnehmerin am Bundesnachwuchschampionat und am U15-Finale, beendete sie erste DM auf dem fünften Platz.
Weniger Überraschungen als bei den Junioren gab es bei den Jungen Reitern. Von Beginn an wurde die Titelverteidigerin und Doppel-Europameisterin Pia Münker ihrer Favoritenrolle gerecht. Mit ihrer persönlichen Bestleistung in der Dressur - 33,3 Minuspunkte - beendete sie mit dem in der Familie gezogenen Louis M das Gelände fehlerfrei und nur eine Sekunde über der erlaubten Zeit und hatte damit ausreichend Abstand auf die Konkurrenz, um sich sogar zwei Springfehler leisten zu können. Doch nur einmal fiel die Stange, so dass das Paar am Ende mit 37,7 Minuspunkten die Meisterschärpe holte.
Souverän bewältigte auch die ehemalige Juniorenmeisterin Carolin Thenhausen (Westergellersen) mit Don Diego die gestellten Aufgaben. Lediglich ein paar Zeitfehler im Gelände kamen zum Dressurergebnis von 41,7 Minuspunkten hinzu. Damit gab es für 21-jährige BWL-Studentin am Ende mit 44,1 Minuspunkten die Silbermedaille. Ebenfalls der Sprung aufs Treppchen gelang Marie Kraack (Eutin). Auch sie kam mit minimalen Zeitfehlern ins Ziel der Geländestrecke und musste sich im Springen einen Abwurf an der Mauer anrechnen lassen. Am Ende kamen 49,8 Minuspunkte zusammen: Das hieß Bronze für die 21-Jährige, die im vergangenen Jahr zusammen mit Pia Münker zum deutschen Goldteam bei der EM der Jungen Reiter gehörte. Ihr Pferd, den zehnjährigen Polen Havana Club, besitzt sie bereits seit dreijährig und hat ihn selbst ausgebildet.
Punktgleich starteten zwei junge Reiter in Bad Harzburg in die DM: Sowohl der 19-jährige Nils Trebbe (Westbevern) mit Priemus, als auch gleichaltrige Sportsoldat Christoph Wahler (Bad Bevensen) mit Printinus erzielten in der Dressur 48,1 Minuspunkten. Auch das Gelände beendeten beide fehlerfrei, so dass am Ende das Springen den Ausschlag gab. Hier hatte Nils Trebbe mit dem ehemaligen Bundeschampion Priemus die besseren Karten. Mit nur einem Abwurf (52,1) landete er auf Platz vier, Christoph Wahler, im vergangenen Jahr noch 14ter bei den Junioren-EM, beendete die DM mit zusätzlichen acht Minuspunkten auf Platz fünf (56,1).