Foto: Martin Fuchs - Fotograf: Tiffany Van Halle
Herzlichen Glückwunsch, Sie sind erneut Anwärter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping. Wie fühlen Sie sich und spüren Sie zusätzlichen Druck, weil der CHI Genf Ihr Heimat-Major ist?
Es ist ein unglaubliches Gefühl, der Anwärter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping zu sein. Bei einer so prestigeträchtigen und einzigartigen Veranstaltung anzutreten, ist für sich schon ein Privileg, aber als Anwärter anzureisen, macht es wirklich zu etwas ganz Besonderem. Nach meinem Sieg beim CPKC ‚International‘ Grand Prix, presented by Rolex, im Rahmen des CSIO Spruce Meadows `Masters‘-Turniers fahre ich voller Selbstvertrauen zum CHI Genf.
Können Sie uns beschreiben, was Sie empfunden haben, als Ihnen bewusst wurde, dass Sie erneut den CPKC ‚International‘ Grand Prix, presented by Rolex, im Rahmen des CSIO Spruce Meadows `Masters‘-Turniers gewonnen hatten?
Als erster Reiter ins Stechen zu gehen, war eine neue Erfahrung für mich, und um ehrlich zu sein, war ich anfangs ziemlich enttäuscht darüber, dass eine Stange gefallen ist. Ich hatte das Gefühl, im Stechen nicht so geritten zu sein, wie ich gehofft hatte, und ich habe mir die Schuld darangegeben, denn Leone Jei ist in allen drei Runden spektakulär gesprungen. Ich dachte, das hätte uns den Sieg gekostet.
Als auch bei Darragh Kenny eine Stange fiel, stieg die Spannung wieder und in mir erwachte die leise Hoffnung, dass wir vielleicht doch noch eine Chance haben könnten. Aber ich habe nicht wirklich daran geglaubt, vor allem nicht, weil Daniel Deußer mit Killer Queen VDM als letztes Paar an den Start ging. Die beiden sahen unglaublich schnell aus und ich war sicher, dass sie meine Zeit unterbieten würdem. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass sie acht Fehlerpunkte kassieren würden, und habe mich nur noch mehr über mich selbst geärgert. Aber nach ihrem Fehler am letzten Hindernis traf es mich wie ein Schlag, dass ich den unfassbarsten Grand Prix – den CPKC ‚International‘ Grand Prix, presented by Rolex, im Rahmen des CSIO Spruce Meadows `Masters‘-Turniers – erneut gewonnen hatte.
Welche Eigenschaften besitzt Leone Jei, die ihn aus den anderen Pferden, mit denen Sie bereits gearbeitet haben, herausstechen lassen?
Leone Jei ist ein phänomenales Pferd. Er ist so motiviert und er liebt das Springen. Kein Hindernis ist ihm zu hoch und keine Arena ist ihm zu überwältigend. Er kann alles und überall springen. Er hat eine fantastische Sprungweite und Sprungkraft und er ist sehr vorsichtig. Jedes Mal, wenn ich bei einem Rolex-Major oder einem großen Rolex Grand Prix in die Arena einreite, habe ich das Gefühl, dass wir gewinnen können. Es ist ein tolles Gefühl, sich wirklich auf seinen Partner verlassen zu können, und ich weiß, wenn ich meine Sache gut mache, springt er eine fehlerfreie Runde.
Wie bauen Sie als einer der besten Reiter der Welt das Vertrauen zwischen sich und Ihren Pferden und die Kommunikation mit ihnen auf, sowohl innerhalb als auch außerhalb der Arena?
Das ist etwas, das sich mit der Zeit entwickelt. Meine Partnerschaft mit Leone Jei begann vor über sechs Jahren, als ich ihn zum ersten Mal geritten bin, und im Laufe der Jahre sind wir immer enger zusammengewachsen. Es ist wichtig, dass man versucht, sein Pferd zu verstehen. Was das Beste für es ist und wie man die gegenseitige Bindung stärken kann. In den letzten anderthalb Jahren hatte ich das Gefühl, dass Leone Jei und ich noch stärker und verbundener geworden sind, und das Resultat daraus war unsere bisher erfolgreichste gemeinsame Saison. Leone Jei liebt den CHI Genf und ich auch. Wir werden beide unser Bestes geben, um ein wunderbares Erlebnis zu haben und uns erneut den Titel zu holen.
Sie haben den Rolex Grand Prix beim CHI Genf und beim CSIO Spruce Meadows `Masters‘-Turnier gewonnen, einem Hallenturnier auf Sand und einem Außenturnier auf Gras. Wie lassen sich die beiden Turniere vergleichen und müssen Sie sich unterschiedlich darauf vorbereiten?
Sie ähneln sich in der Hinsicht, dass es zwei der besten Turniere der Welt sind. Die vier Rolex-Majors sind die Veranstaltungen, die ich am meisten mag und auf die ich mich das ganze Jahr über freue, darum liegt mein Augenmerk darauf, immer in Bestform für diese Turniere zu sein.
Dass der CHI Genf in meinem Heimatland stattfindet, macht ihn noch besonderer, und die Atmosphäre und die Unterstützung der Fans machen ihn zu einem meiner Lieblings-Events. Ich trainiere die Pferde nicht wirklich anders, abgesehen davon, dass ich vor dem CHI Genf in der Halle springe und vor dem CSIO Spruce Meadows `Masters‘-Turnier draußen. Ich habe Glück, denn Leone Jei war schon überall und kennt all die unterschiedlichen Arenen. Ihm ist es egal, auf welchem Untergrund er springt.
Welche Parallelen sehen Sie zwischen dem Springreiten und anderen Sportarten, wie dem Tennis oder Golf, vor allem im Hinblick auf die mentale Vorbereitung und die Performance?
Ich glaube, wir streben in jeder Sportart und in jedem Beruf nach Perfektion. Wir wollen alle der oder die Beste in dem sein, was wir tun, wir streben nach Präzision und Spitzenleistungen und bemühen uns täglich um eine gute Arbeitsmoral.
Glauben Sie, dass die Springreitbranche etwas daraus lernen könnte, wie in anderen Sportarten mit dem Publikum interagiert oder wie die Wettkampfformate gemanagt werden?
Ich glaube, wir sollten daran arbeiten, das Springreiten einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Nicht unbedingt das Springreiten auf Wettkampfebene selbst, sondern die Struktur – wie der Kalender, die Arten der Veranstaltungen und die verschiedenen Serien – kann für Außenstehende etwas schwer zu verstehen sein. Es gibt ja beispielsweise den Rolex Grand Slam of Show Jumping, die Rolex-Serie, den FEI Jumping World Cup™ und die FEI Nationenpreisserie. Für jemanden, der unseren Sport nicht kennt, kann es verwirrend sein, diese Dinge auseinanderzuhalten, vor allem die Unterschiede zwischen den Rolex-Veranstaltungen, in denen die besten Reiter in Wettkämpfen von höchstem Niveau antreten, und anderen Serien, in denen es um bedeutende Preisgelder geht, die aber weniger prestigeträchtig sind.
Der Rolex Grand Slam of Show Jumping gilt als ultimative Herausforderung des Reitsports. Was bedeutet es Ihnen als Reiter, bei Ihrem Heimat-Major, dem CHI Genf, anzutreten?
Für mich ist der CHI Genf das Highlight des Jahres. Das Heimpublikum, die geschichtsträchtige Veranstaltung und die einmalige Atmosphäre in der Arena machen ihn wirklich zu etwas Einzigartigem. Dort zu gewinnen, war etwas unglaublich Besonderes, und einer Wiederholung dieses Sieges nahezukommen, ist eine enorme Motivation für mich.
Quelle: Rolex