Brasilianer Jury Mansur gewinnt, Zweiter wird der Schweizer Steve Guerdat
Ein extrem spannendes Stechen hat den Großen Preis von Hamburg beendet. Die 14 Teilnehmer lieferten sich einen Kampf um Sekundenbruchteile, den der Brasilianer Yuri Mansur gewann. Hinter dem Schweizer Olympiasieger Steve Guerdat platzierte sich als bester deutscher Reiter der Europameister von 2021, André Thieme (Plau am See).
Einen Tag vor dem Klassiker der Hansestadt, dem Deutschen Spring-Derby, traten die Topreiterinnen und -reiter zum Großen Preis, dem Longines Grand Prix, an. Das Hauptspringen des fünftägigen CSI5* war mit 251.000 Euro dotiert und lockte entsprechend viele Weltklasse-Paare an den Start. Parcourschef Frank Rothenberger (Bünde) hatte auf dem großen Rasenplatz des Hamburger Derby-Parks einen sehr anspruchsvollen Kurs gestaltet, der etliche Klippen bereithielt. Dennoch schafften von den 50 Teilnehmern 14 einen strafpunktfreien Ritt. Das erstaunte auch den Bundestrainer Otto Becker. Er sagte: „Ich hätte nicht mit so vielen Nullfehlerritten gerechnet, zumal es anfangs ja auch recht mager aussah.“ In der Tat zeigten im Umlauf zunächst die ausländischen Gäste tadellose Runden, während die deutschen Reiterinnen und Reiter den Parcours mit einem oder zwei Fehlern verließen. Aber im Verlauf der Prüfung holten die Gastgeber auf, sechs Paare zogen schließlich fehlerfrei ins Stechen ein. Für einen Schreckmoment sorgte der irische Reiter Trevor Breen. Der 45-jährige jüngere Bruder von Shane Breen stürzte an einem Hindernis und musste noch im Parcours ärztlich behandelt werden. Die Prüfung wurde für rund eine Viertelstunde angehalten und der Reiter ins Krankenhaus gebracht. Während der Live-Übertragung des NDR stand Bundestrainer Otto Becker der Moderatorin Rede und Antwort, erläuterte den Weg zu den olympischen Spielen in Paris und die aktuelle Leistungsstärke der deutschen Olympiakandidaten. Zwischenzeitlich gab es Entwarnung, der Reiter hatte sich wohl Prellungen und Verstauchungen zugezogen, war ansonsten aber wohlauf, teilte Turnierchef Volker Wulff mit. Sicherheitshalber sollten noch genauere Untersuchungen in der Klinik erfolgen.
Zurück zum Stechen: Nachdem Steve Guerdat mit der elf Jahre alten Westfälin Lancelotta (v. Falkenhof’s Lancer) in fehlerfreier Bestzeit von 44,33 Sekunden die Ziellinie überquert hatte, versuchte Philipp Weishaupt (Riesenbeck), dieses Ergebnis zu toppen. Mit seinem routinierten Hannoveraner Wallach Coby (v. Contagio) sparte er Zeit in den Wendungen, agierte blitzschnell, aber auch mit hohem Risiko. Die Zeit von 42,57 Sekunden hätte für den Sieg gereicht, aber ein Hindernisfehler ließ das Paar weit zurückfallen. Am Ende wurde es Platz acht. Den nächsten Versuch startete André Thieme. Seine Stute DSP Chakaria (v. Chap) ist nach längerer Verletzungspause wieder voll im Training. „Es fehlt noch die letzte Kraft, aber bin ich zufrieden“, sagte der Mecklenburger in gewohnt zurückhaltender Art. Er versuchte alles, um die Topzeit von Guerdat zu unterbieten. Fast wäre es ihm gelungen, aber letztlich war er elf Sekunden langsamer als der Schweizer, immerhin auch fehlerfrei (44,44).
Guerdat konnte sich bis fast bis zum Schluss als Sieger fühlen, aber dann machte der in den Niederlanden lebende Brasilianer Yuri Mansur, stets zu erkennen an seinem zitronengelben Jackett, alle Hoffnungen zunichte. Im Sattel der elf Jahre alten, in Brasilien gezogenen Chacco-Blue-Tochter Miss Blue schoss der 44-Jährige regelrecht durch den Parcours. Bei 42,96 Sekunden blieb die Uhr stehen – Sieg und über 60.000 Euro Geldpreis. Auf den Plätzen eins bis drei Platz behaupteten sich Stuten – Ladys Day im Hamburger Derby Park.
Vielseitigkeits-Ass Sandra Auffahrt (Ganderkesee), seit Jahren treue Derby-Teilnehmerin, platzierte sich im Großen Preis als zweitbeste Deutsche auf Rang sieben. Ihr Partner war der Hannoveraner Quirici (v. Quaid), der zwar im Stechen das mit Abstand schnellst Pferd war, aber nicht fehlerfrei ins Ziel kam (4/41,89). An neunter Stelle reihte sich in Belgien lebende Kendra Claricia Brinkop ein, die im Sattel des Zangersheider Hengstes Tabasco ebenfalls einen Fehler kassiert hatte (4/42,62). fn-press / hen