Nationenpreis Children Dressur: Gelungenes Pilotprojekt in Hagen

Interview mit Bundesjugendwartin Heidi van Thiel

 

Warendorf (fn-press). Mit einem Sieg ist die deutsche U14-Mannschaft von ihrem Nationenpreiseinsatz beim internationalen Jugendreiterfestival Future Champions in Hagen am Teutoburger Wald zurückgekehrt. Es war das erste Nationenpreisturnier, zu dem die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) ein Team dieser Altersklasse entsandt hat. Über die Erfahrungen und das weitere Vorgehen sprach FN-aktuell mit der Bundesjugendwartin Heidi van Thiel (Essen). FN-aktuell: Frau Thiel, die U14-Springreiter sind ja seit einigen Jahren in Deutschland fest etabliert. Seit wann gibt es die Altersklasse ,Children' auch in der Dressur und warum? Heidi van Thiel: Die FEI, der Weltreiterverband, hat im vergangenen Jahr erstmals offiziell eine Europameisterschaft für die U14-Dressurreiter eingeführt und damit die Sache ins Rollen gebracht. Hintergrund ist, dass es in vielen Ländern keinen Ponysport gibt. Wenn man Kinder und Jugendliche ans Reiten heranbringen möchte, geschieht das dort nur über die Pferde. Die FEI verfolgt damit das Ziel, ,mehr Flaggen' im internationalen Sport zu haben. Im Springen hat das übrigens gut geklappt, wenn man sieht, wie viele Nationen vor zehn Jahren und wie viele heute bei Nachwuchseuropameisterschaften am Start sind. FN-aktuell: International haben sich die Children also bewährt. Wie sieht es national damit aus? H. v.T.: Die ersten Europameisterschaften für die U14-Springreiter gab es vor genau zehn Jahren. Wir haben die Entwicklung damals bewusst erst einmal beobachtet, wie die meisten anderen etablierten Pferdesportnationen übrigens auch. Nach zwei Jahren hat sich herausgestellt, dass die Idee funktioniert, die ersten Absolventen der Children-Tour kamen auch bei den Junioren an. Wir haben dann 2009 die erste deutsche Mannschaft zur Europameisterschaft entsandt. 2010 gab es den ersten Preis der Besten, ein Jahr später die erste deutsche Meisterschaft. FN-aktuell: Warum hat das so lange gedauert? H.v.T.: Bei Einführung einer neuen Altersklasse, insbesondere einer so jungen, müssen ja erst einmal die Strukturen im Lande geschaffen werden. Wie viele geeignete Kandidaten gibt es überhaupt, wie findet, sichtet und wählt man sie aus und vor allem, wer kümmert sich um sie? Gerade diese ganz jungen Reiterinnen und Reiter und deren Umfeld haben einen hohen Betreuungsbedarf. Das hat sich jetzt auch bei den Future Champions gezeigt. Dort hatten wir das Glück, mit Caro Roost eine erfahrene Trainerin für unsere U14-Dressurreiter zu haben, die die Kinder an die Hand genommen hat. Die meisten waren ja noch nie auf einem internationalen Turnier und mussten erst einmal lernen, wie ein Vet-Check abläuft, welche Ausrüstung erlaubt ist, wie die Abläufe sind und so weiter. Das ist natürlich alles neu und aufregend und betreuungsintensiver als bei den Älteren, die den Sport schon länger kennen. FN-aktuell: Ist das der Grund, warum beschlossen wurde, in diesem Jahr noch keine Dressur-Mannschaft zu den Europameisterschaften zu schicken? H.v.T.: Ja, einer der Gründe. Wir haben erst im Frühjahr damit begonnen, geeignete Paare für den Nationenpreis in Hagen zu suchen. Da wussten wir noch nicht, was uns erwartet. In einem Sichtungslehrgang in Warendorf hat Bundestrainer Hans-Heinrich Meyer zu Strohen dann die Paare für Hagen ausgewählt. Erfreulicherweise haben diese sich sehr gut geschlagen, nicht nur die drei Nationenpreisreiterinnen. Aber man hat auch gesehen, dass zum Beispiel die Russinnen, die schon ein Jahr länger im Children-Sport unterwegs sind, ganz dicht dran waren. Und im Finale sogar mit Anna Guseynova die Nase vorn hatten. Da zeigt es sich, dass man einen gewissen Vorlauf braucht, wenn man eine Europameisterschaft beschicken will. FN-aktuell: Wäre es nicht trotzdem sinnvoll, schon jetzt ein Team zu den Europameisterschaften zu schicken? H.v.T.: Es geht ja nicht darum, EIN Mal zu einer Europameisterschaft zu fahren. Wenn wir uns dazu entschließen, ist das eine dauerhafte Entscheidung mit weitreichenden Konsequenzen. Wir wollen ja nachhaltig mit den Besten losfahren. Das heißt, es muss Sichtungen geben, es müssen Kader berufen werden und es muss Lehrgänge geben - auch alles auf Landes- und Bundesebene. Dafür braucht es die entsprechenden Trainer und Betreuer. Und wenn es soweit ist, schicken wir kein Team ohne Vorbereitungslehrgang los und natürlich sollen auch alle entsprechend als Team ausgerüstet werden. Da kommt eine ganze Menge an zeitlichem, personellem und finanziellem Aufwand zusammen: Nicht nur für ein, sondern für viele Jahre. So ein Schritt will daher gut überlegt sein. FN-aktuell: Wie geht es jetzt weiter? H.v.T.: Im Herbst werden wir jetzt zusammen mit den Landesjugendwarten und Landestrainern die Saison auswerten und sehen, was sich im Lande schon entwickelt hat. Ob es möglichweise schon im kommenden Jahr ein Sichtungs- und Prüfungsangebot für die Children im Lande geben kann. Auf dieser Basis wird dann der Vorstand Sport des Deutschen Olympiade-Komitees für Reiterei (DOKR) die weiteren Entscheidungen fällen.

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