Interview mit Denise Moriarty (Pferdepflegerin bei Kent Farrington)

Foto: Denise Moriarty - Fotograf: Ashley Neuhof

Foto: Denise Moriarty - Fotograf: Ashley Neuhof

Wie funktioniert das Fliegen mit Pferden?

Es hängt davon ab, ob man von Europa nach Amerika fliegt, oder von Amerika nach Europa. Auf dem Weg von Amerika nach Europa müssen die Pferde zuerst in Miami ein paar Stunden in Quarantäne verbringen, bevor wir sie dann im Ladezentrum in ihre  Boxen bringen. Wir verladen gewöhnlich ein reiseerfahrenes Pferd mit einem weniger reiseerfahrenen Pferd, damit es diesem Gesellschaft leisten kann. Die Pferde haben in den Boxen Heu und Wasser und es bleibt nicht viel Platz für die Pfleger, aber letztlich kommt es darauf an, dass die Pferde alles haben, was sie brauchen.

Die Boxen werden anschließend in das Flugzeug verladen - Hengste zuerst, und dann Stuten und Wallache. Die Hengste müssen vorne sein. Wir beobachten alles, schauen, dass die Pferde genug Luft bekommen, und natürlich müssen wir wissen, wo die einzelnen Pferde sind. Wir stellen anschließend sicher, dass die Pferde entspannt sind, und je nach Flugzeug sitzen wir dann entweder über oder direkt vor den Boxen. Bei Linienflügen gehen wir durch eine kleine Tür und sitzen bei den anderen Passagieren. Da wird man wegen des Pferdegeruchs schon mal seltsam angeschaut. Wir sitzen immer hinten, und nach dem Start, wenn die Flughöhe erreicht ist, schauen wir nach, wie es den Pferden geht, und geben ihnen Wasser. Wenn alles in Ordnung ist, lassen wir sie ein paar Stunden lang alleine schlafen und essen. Wir schauen während des Flugs zwei- oder dreimal nach, und dann ein letztes Mal kurz vor der Landung. Passagiere, die nicht wissen, dass sie mit Pferden zusammen fliegen, sind manchmal komplett überstaunt.

 

Kommt es vor, dass andere Passagiere fragen, wo Sie andauernd hingehen?

Ja, das kommt oft vor. Die Leute verstehen nicht, wohin wir verschwinden, und dass wir dann voller Pferdegeruch, Heu, Wasser und Karotten zurückkommen. Sie werden neugierig und stellen uns Fragen. Beim Entladen des Flugzeugs sehen sie dann auch die Pferde.

 

Wie lange dauert es, bis sich ein Pferd von einem Flug erholt?

Jedes Pferd ist anders. Reiseerfahrene Pferde schlafen, weil sie das alles schon kennen, und sind daher recht entspannt. Jüngere, unerfahrene Pferde erholen sich etwas langsamer, weil sie den ganzen Flug über angespannt sind. Sie schlafen dann nach der Ankunft viel länger. Es kommt vor allem darauf an, ihren Wasserkonsum im Auge zu behalten. Wenn ein Pferd unterwegs nicht viel trinkt, müssen wir ihm vor und nach dem Flug mehr Flüssigkeit geben. Wenn man das genau im Auge behält, kann sich ein Pferd schnell erholen.

 

Sind Pferde wie Menschen -  manche haben Angst vor dem Fliegen und andere nicht?

Ja, manche sind angespannt und die Box ist klein. Wenn ein Pferd leicht klaustrophobisch ist, kann ihm die Box recht eng vorkommen. Deshalb verladen wir nervöses Pferd immer zusammen mit einem erfahrenen und entspannten Partner, damit sie sich nicht gegenseitig Angst machen. Sie müssen nur beim Start und bei der Landung auf ihre Balance achten, ansonsten verläuft ein Flug recht ruhig, und die Pferde können schlafen. Es ist einfacher als in einem Pferdetransporter. Sie müssen nicht ständig balancieren und können aufrecht schlafen.

 

Bekommen Pferde Jet-Lag?

Sie kommen schon manchmal müde an, aber solange ihre Fütterungszeiten regelmäßig bleiben und sie zur richtigen Zeit aufweckt und wieder ins Bett schickt werden, gewöhnen sie sich an den Rhythmus. Für die Pferde ist die Umstellung einfacher, da wir ihnen vorschreiben, was sie tun müssen, während Menschen wach bleiben und fernsehen können.

 

Welches ist Ihr Lieblingsturnier?

Ganz klar CHI Genf. Dies ist einer meiner Lieblingsorte, das Turnier ist super, und die Stimmung hervorragend. Es findet zum Jahresende statt und ist daher unser Jahresabschluss. Außerdem sind wir auf dem Turnier immer recht erfolgreich.

 

Mit welchen Pferden arbeiten Sie am liebsten?

Ich habe sie ganz ehrlich alle gleich lieb, sie haben alle tolle Persönlichkeiten. Creedance ist etwas verrückt und frech, aber er ist ja klein und darf deshalb tun und lassen, was er will. Gazelle gibt jedes Mal ihr Bestes, sie ist etwas verwöhnt, aber sie strengt sich immer an. Voyeur und Uceko sind ganz tolle Pferde, sie haben Kent in seiner Karriere wirklich weitergeholfen und sind sehr pflegeleicht.

 

Benehmen Sie sich alle gut im Stall? Haben Sie besondere Angewohnheiten?

 

Sie sind alle sehr brav. Voyeur unterhält sich gerne mit den anderen Pferden, er macht Katzengeräusche und wird richtig eifersüchtig, wenn man zu viel Zeit mit den anderen Pferden verbringt. Creedance hat gerne Aufmerksamkeit, er spielt mit den anderen Pferden, aber diese wollen nicht unbedingt mit ihm spielen. Gazelle hasst die anderen Pferde und lässt nur Creedance in ihre Nähe kommen.

 

Was ist Ihr Geheimtipp bei der Pferdepflege?

Die Pferde kommen immer zuerst. Sie sind Athleten und müssen daher betreut und mit Respekt behandelt werden. Sie sind keine Maschinen, sondern individuelle Persönlichkeiten. Man muss daher jedes einzelne Pferd kennenlernen und seine Bedürfnisse erfüllen.

 

PM

 

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