Gymnastizierung, Anlehnung und Harmonie im Training von Dressurpferden
Unter dem Titel „Richtiges Gymnastizieren von Dressurpferden“ fand am Dienstagabend in Warendorf eine hochkarätig besetzte Diskussionsrunde der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) statt. Moderiert wurde das Panel von FN-Präsident Martin Richenhagen, der betonte, wie zentral die gymnastizierende Arbeit und das harmonische Zusammenspiel zwischen Reiter und Pferd für eine nachhaltige, pferdegerechte Ausbildung sind.
Mit dabei waren Olympiasiegerin Isabell Werth, FN-Tierärztin Dr. Henrike Lagershausen, Reitmeister Hubertus Schmidt, FEI-Steward Jacques van Daele sowie FN-Ausbildungsleiter Thies Kaspareit. Die Experten diskutierten praxisnah über Trainingsmethoden und die Bedeutung von Durchlässigkeit und Losgelassenheit – stets mit Blick auf das Wohl des Pferdes.
Das zentrale Thema: die Verbindung zwischen klassischer Reitlehre und der Gymnastizierung von Dressurpferden. In Videoanalysen wurde verdeutlicht, wie unterschiedlich pferdegerechte gymnastizierende Arbeit auch im Hinblick auf die Kopf-Hals-Haltung aussehen kann und darf. Klar wurde: Jegliches Handeln ist abhängig vom Pferdetyp, der Trainingsphase, dem Alter des Pferdes und dem Ziel der Übung – individuelle Ausbildung ist der Schlüssel.
Isabell Werth betonte: „Unsere Pferde sind für uns Teampartner, wir lernen mit ihnen und entwickeln uns mit ihnen weiter.“ Hubertus Schmidt ergänzte: „Wichtig ist, dass wir immer wieder aufs Neue prüfen, was für das jeweilige Pferd sinnvoll ist.“ Aus Sicht der Tiermedizin unterstrich Dr. Henrike Lagershausen die Bedeutung differenzierter Beobachtung: „Wir müssen das Pferd Pferd sein lassen und ernst nehmen, was es uns sagt. Pferde zeigen uns ziemlich deutlich, wie es ihnen geht, sowohl beim Training als auch im täglichen Umgang.“
Dass die Themen Anlehnung und Kopf-Hals-Haltung auch im öffentlichen Raum stark diskutiert werden, war ebenfalls Konsens. Die FN sieht sich hier in der Pflicht, Orientierung zu geben. Ein wichtiger Impuls kam aus dem Publikum: „Wir alle haben einen Bildungsauftrag. Wenn wir mehr Menschen für den Pferdesport gewinnen wollen, müssen wir auch besser erklären, wie gute Ausbildung aussieht und den Zugang zum Pferd erleichtern.“
FN-Präsident Richenhagen resümierte zum Abschluss: „Pferdegerechtes Reiten beginnt mit dem Verständnis für das Wesen des Pferdes und endet mit verantwortungsbewusstem und nachvollziehbarem Handeln – im Training, auf dem Vorbereitungsplatz und im Wettkampf. Als Verband wollen wir diesen Dialog fortsetzen. Im Sinne unserer Vision ‚Aus Liebe zum Pferd, im Dienste der Menschen‘ wird es künftig weitere Veranstaltungen dieser Art geben.“ fn-press