Foto: Ed Holloway - Fotograf: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof
Ed, wie sind Sie Kommentator geworden?
Das war reiner Zufall. Ich begleitete meine Schwester als Pferdepfleger zu einem Vierkampf im Ponyclub und der Kommentator erschien nicht. Frau Baxter, eine freundliche ältere Dame, bat mich, als Hindernisrichter oder Kommentator auszuhelfen. Ich wollte Hindernisrichter sein, aber meine Mutter und Frau Baxter schoben mich in die Kommentatoren-Kabine. Im Nachhinein bin ich sehr froh, dass sie das getan haben.
Wie bereiten Sie sich auf einen Rolex Grand Prix vor?
Ich verfüge über eine umfassende Datenbank mit Ergebnissen von Reitern und Pferden und konzentriere mich im Vorfeld besonders auf die 40 Teilnehmer des Rolex Grand Prix. Diese Datenbank aktualisiere ich dann noch mit allen jüngsten Ergebnissen, sodass ich mir ein Bild von der aktuellen Form der Paare machen und überlegen kann, wer meiner Meinung nach gewinnen wird. Teilweise handelt es sich also um Arbeit im letzten Moment und teilweise um langjährige Bemühungen.
Spüren Sie einen besonderen Druck, wenn Sie bei einem der Majors als Kommentator tätig sind?
Da möchte man sicherlich sein Allerbestes geben. Man weiß, dass die Zuschauer gekommen sind, um eine wichtige Sportveranstaltung zu verfolgen, und das setzt einen als Kommentator besonders unter Druck, nur Hieb- und Stichfestes zu sagen. Für einen Rolex Grand Prix muss man in Topform sein.
Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit am besten?
Die Tatsache, für Energie und Stimmung zu sorgen. Man ist derjenige, der die Stimmung macht. Für mich ist der Sport ein Gemälde, dem wir den letzten Schliff verleihen. Wir Kommentatoren sind sozusagen dafür verantwortlich, dass es zu einem Kunstwerk wird. Auf dem Niveau eines Rolex Grand Slam Majors ist das ein besonders großes Privileg.
Bei wie vielen Turnieren sind Sie jedes Jahr im Einsatz?
Ich kommentiere jährlich 30 bis 35 Turniere.
Kommen Sie dabei in der ganzen Welt herum?
Ja, manchmal reise ich in die USA, inzwischen auch mal nach China, oft in die skandinavischen Länder, nach Deutschland, in die Niederlande und nach Polen. Mein Terminplan ist gut gefüllt.
Haben Sie Lampenfieber, bevor es losgeht?
Nicht wirklich. Man ist sich bewusst, dass man gute Arbeit leisten möchte. Man setzt sich selbst etwas unter Druck, aber ich würde nicht sagen, dass ich nervös bin. Es ist eher eine Art positive Aufregung, weil man jedes Mal sein Bestes geben möchte.
Machen Sie bestimmte „Aufwärmübungen“?
Nein, absolut nicht. Ich gehe gerne den Parcours ab. Ich kenne gerne die Distanzen im Parcours und ich lege Wert darauf, gründlich und sorgfältig zu recherchieren, um gut vorbereitet zu sein. Das ist aber alles, was ich zum „Aufwärmen“ tue.
Müssen Sie Ihre Stimme besonders pflegen?
Früher tat ich das mit Whiskey, aber heute trinke ich Kräutertee und lutsche Halspastillen, so bleibe ich in Form.
Was würden Sie als Highlight Ihrer bisherigen Karriere bezeichnen?
Das beste Erlebnis waren eindeutig die Weltreiterspiele in Aachen im Jahre 2006. Frank Kemperman, der Turnierdirektor, hat mich vorher angerufen, schon allein das war etwas ganz Besonderes für mich. Bei den Weltreiterspielen herrschte eine unglaubliche Atmosphäre, das war ohne Zweifel das Highlight meiner Karriere.
PM