Foto: Titelseite Reiterjournal 11/2023
„Im Anfang war das Wort.“ In der Leistungsprüfungsordnung (LPO) der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), dem Regelwerk des Turniersports, wurde einiges neu formuliert. Ab 2024 gilt diese Fassung. Sie soll dem Pferd mehr Wertschätzung und Respekt zollen. Ungehorsam und Widersetzlichkeit werden umbenannt. Statt ihrer tönt dann „Unterbrechung“ vom Richterturm. Manch einer mag darüber schmunzeln. Ergebnisse der Sprachforscher zeigen: Die Sprache beeinflusst tagtäglich, wie wir denken und handeln. Worte wirken auf uns – positiv wie negativ. Im Fall der LPO sind sie hoffentlich der Beginn des Umdenkens in den Köpfen derer, die gerne ihrem Pferd den schwarzen Peter zuschieben.
Die Turnierveranstalter in Baden-Württemberg hatten für die LPO-Neufassung sowohl Änderungen zugunsten der Pferde als auch bessere Bedingungen für Amateure gefordert. Ihre Worte wurden erhört. Korrektur-Runden, Clear-Round-Springen, Einsatzbeschränkungen für Dreijährige oder neue Altersbeschränkungen in Springpferde-Prüfungen zeigen: Hinsichtlich des Tierwohls tut sich einiges. Zackenradsporen werden in Springen genauso verboten wie der Fakeschaum am Maul des Dressurpferdes. Und nach der zweiten Verweigerung, die ab 2024 übrigens „Stehenbleiben“ oder „Ausweichen“ heißt, ist für Pferd und Reiter der Parcours beendet.
Auch Wünsche der Amateure finden Gehör: Die Unterteilung in offene und geschlossene Prüfungen ist Geschichte, ab 2024 gibt es schlicht Amateurprüfungen. Die neue Prüfungsform Dressurreiter S soll den Einstieg in die schwere Klasse erleichtern. Weiteres Plus: Der Veranstalter darf eine geführte Parcoursbegehung organisieren. Eine willkommene Unterstützung für jene, die ohne Trainer zum Turnier fahren.
Sicherlich gibt es trotz der positiven Entwicklungen berechtigte Fragen seitens der Reiter. Warum beinhaltet der Pro-Pferd-Gedanke nicht eine Wahlfreiheit zwischen Trense und Kandare? Die moderne Zucht bringt mit sich, dass viele Pferde schmalere Köpfe und weniger Platz im Maul haben. Wenn sich solch ein Pferd mit einer Trense schlicht wohler fühlt, würde es Sinn machen, wählen zu dürfen. Hier besteht nach wie vor Redebedarf. Ebenso bei der Regelung, dass die Klasse E ab 2024 zur LPO gehört. LPO statt WBO – das bringt deutlich höhere Kosten mit sich. Da sind die Veranstalter gefragt, genug alternative Startmöglichkeiten anzubieten, damit Schulpferde und Einsteiger nicht gänzlich von der Turnier-Bildfläche verschwinden.
In der neuen Ausgabe des Reiterjournals wagen wir übrigens einen ersten Blick in die neue LPO 2024! In den kommenden Ausgaben werden wir diese Serie fortführen. Die neue Ausgabe des Reiterjournals ist ab dem 20. Oktober 2023 erhältlich.
Herzlichst,
Ihre Maria Jürgens
Redaktion Reiterjournal