Es muss klingeln (Editorial Reiterjournal 04/2024)

Foto: Titelseite Reiterjournal 04/2024

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Derzeit stehen in Baden-Württemberg 223 Richter auf der Richterliste, außerdem 29 Richteranwärter. Sie wandern noch auf dem langen Weg bis an die Glocke. 20 ganztägige Einsätze schreibt die Landeskommission vor, um überhaupt zur Grundprüfung zugelassen zu werden. Sind die Anforderungen zu hoch? Hier gehen die Meinungen in unserem Thema des Monats auseinander. Momentan wird die APO überarbeitet, 2026 kommt eine Neuauflage. Schon jetzt gibt es einige Änderungsvorschläge, zum Beispiel, dass Reiter mit einer gewissen Qualifikation direkt zur Grundprüfung dürfen oder dass eine disziplinspezifische Ausbildung möglich wird. Sicherlich Ideen, über die es sich nachzudenken lohnt. Allerdings bleibt Baden-Württemberg da vermutlich eher in der Defensive, wenn man die Stimmen der Verantwortlichen hört. Kann man so weiterhin genug Anwärter für das Richteramt begeistern? Der Druck von außen wird größer, die Kritik an Richterentscheidungen lauter. Auf Social Media hatten wir um Fragen an die Richter gebeten. Die meisten davon vorwurfsvoll: „Warum werden Taktfehler akzeptiert?“ „Warum steht Ausdruck vor Harmonie?“ „Warum richten die Richter nicht das, was sie sehen?“ Das zeigt die (negative) Meinung, die bei vielen Reitern vorherrscht. Bei manchen Paaren, die mit strammer Anlehnung und Rückenlage die goldene Schleife absahnen, ist die Reaktion verständlich. Solche Sieger gibt es. Doch es kann nicht der Weg sein, zu verallgemeinern und alle Richter über einen Kamm zu scheren. Denn auch viele der Richter sind frustriert. Richten ist mehr oder weniger Ehrenamt, mit der Entlohnung sind meist gerade mal Fahrt- und Essenskosten gedeckt. Dabei verdient auch ein ausgebildeter Richter entsprechendes Salär. Dies wiederum müsste der Veranstalter tragen und letztlich auch die Reiter. Ein Teufelskreis? Fakt ist: Richter und Reiter brauchen einander. „Wir müssen mehr kommunizieren“, fordert Landestrainer Christoph Niemann. Dabei geht es allerdings nicht nur um das „Mehr“, sondern auch um das „Wie“. Auch Kritik kann, nein muss respektvoll und auf Augenhöhe geäußert werden. Doch da klingelt es noch nicht bei allen.

 

Herzlichst Ihre

 

Maria Jürgens

 

Redaktionsleitung Reiterjournal und BAYERNS PFERDE

 

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