Isabell Werth gewinnt Grand Prix-Kür vor Andrina Suter und Ingrid Klimke
Zum letzten Mal konnten die Wiesbadener Zuschauerinnen und Zuschauer den westfälischen Wallach Emilio mit Applaus aus dem Viereck schicken: Kurz vor Mitternacht am Pfingstsonntag verabschiedete Isabell Werth (Rheinberg) den Ehrenpreis-Sohn mit dem Sieg in der Grand Prix-Kür in den Ruhestand.
„Er ist und bleibt ein Charakterpferd und ist mit seinen 18 Jahren voller Saft und Kraft. Ich bin unglaublich stolz auf ihn“, sagte Isabell Werth vor dem Ausritt. Bei seinem letzten öffentlichen Auftritt hatte Emilio noch einmal seine Kür zu italienischen Opern getanzt, mit exzellenten Piaffen und Passagen, aber auch mit den ihm eigenen „Showeinlagen“. Beim Übergang vom starken Galopp in die Pirouette wollte er die Regie übernehmen, kam kurz aus der Spur, aber ansonsten waren der Braune und Isabell Werth in der Wiesbadener Flutlichtkür eine Klasse für sich. 83,3 Prozent lautete das Juryurteil.
Der Abschied war lange erwartet worden. Schon im vergangenen November beim Stuttgarter Turnier lag er in der Luft, spätestens in der Frankfurter Festhalle kurz vor Weihnachten hatte man sich auf den letzten Auftritt eingestellt. Aber Isabell Werth konnte sich nicht entscheiden, zu fit, zu gut präsentierte sich der Oldie unter dem Sattel. Im Winterhalbjahr bestritt er noch Weltcup-Turniere und war sogar fürs Weltcup-Finale eingeplant. Eine kleine Verletzung verhinderte jedoch die Reise, so dass Stallkollege DSP Quantaz einsprang. Nun also der Abschied, zu dem die engsten Weggefährten des Wallachs ins Dressurstadion einmarschierten: Besitzerin und Isabell Werths Freundin Madeleine Winter-Schulze, Züchter Wilhelm Strunk, Pflegerin Steffi Wiegand, die Trainer Götz Brinkmann und Jonny Hilberath sowie Dressurrichterin Katrina Wüst.
Obwohl Emilio durchaus das Zeug für ein Championatspferd hatte, war ihm ein Platz im deutschen Dressurteam verwehrt, denn die Konkurrenz im eigenen Stall war zu groß. Zum Einsatz bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften kamen die beiden Stuten Weihegold und Bella Rose sowie zuletzt der Wallach DSP Quantaz. Nun kann der rüstige Wallach seinen Lebensabend in Isabell Werths Rentnerband genießen.
Vor der Kür hatte Emilio auch den Grand Prix für sich entscheiden können, diesmal vor der Schweizerin Andrina Suter, die den westfälischen Wallach Fibonacci mit nach Wiesbaden gebracht hatte (77,39 in der Kür). Ingrid Klimke, Grand Prix-Zweite, setzte beim Pfingstturnier ihr zehnjähriges Nachwuchspferd First Class ein. Für die Hannoveraner Stute, Tochter des Fürstenball, war das Pfingstturnier eine Herausforderung, da sie nie zuvor eine Flutlichtkür bestritten hatte. „Es ist erst ihre dritte Kür überhaupt“, erzählte Ingrid Klimke. Die Stute machte ihre Sache gut, leistete sich lediglich Fehler in den Einerwechseln. „Die gehen auf meine Kappe. First Class hat so viel Energie, es hat richtig Spaß gemacht, sie hier vor diesem tollen Publikum zu reiten“, sagte Klimke. Mit 77,235 Prozent (Platz drei) lag sie nur einen Hauch hinter ihrer Schweizer Kollegin Andrina Suter. fn-press / hen