Foto: Titel Reiterjournal 03/2024
Der Presse wird oftmals nachgesagt, dass für sie allein das Prinzip „Bad news are good news“ gelte. Ich muss aber sagen, dass mein Maß an schlechten Nachrichten mehr als voll ist. Erst der Fall Helgstrand dann der Fall Dr. Parra. Abscheuliche Prügel-Exzesse mit unfassbarer Brutalität, die für Wut und Entsetzen gesorgt haben. Feststeht: Der Leidtragende ist einmal mehr der Reitsport selbst. Auch wir müssen uns an die eigene Nase fassen. Spätestens seit dem Fall Dr. Parra geht der Fingerzeig auch in Richtung Deutschland, gar zu uns allen. Und ja, nicht nur zu den Dressurreitern, sondern zu allen Reitsportlern. Denn sind wir mal ehrlich: Egal welche Reitsport-Disziplin, im internationalen Turnierzirkus ging in den letzten Jahren der Trend in Richtung einer Dimension, immer größer und vor allem spektakulärer. Doch ist das wirklich nötig und gesund für unsere Pferde? Ist ein strampelndes Pferd so viel beeindruckender als ein losgelassenes und durchlässiges Pferd? Die Antwort ist nein, viel öfter sollte das Stichwort Harmonie sowie ein faires Auftreten gegenüber unserem Partner Pferd fallen und am Ende auch honoriert werden. Wir alle kennen die klassische Reitlehre. Jene, die uns einen ganz klaren Leitfaden für die Ausbildung und den Umgang mit Pferden gibt. Sie gehört angewendet und zwar mit Hirn und Verstand!
Wie es aussehen sollte, hat uns jener Sonntag im Februar gezeigt als über 600 8er-Teammitglieder aus allen Ecken Baden-Württembergs zur Pferd Bodensee zum großen Jubiläumsfinale strömten. Das 8er-Team, auch als der Club der guten Reiter bezeichnet, wobei gemäß der Gründungsidee von Reiterjournal-Verleger Hugo Matthaes, stilistisch feines Reiten belohnt werden soll. Im Mittelpunkt des Finales stand genau dieses und es freut uns, dass auch in diesem Jahr über 1000 Reiter und Fahrer den Sprung ins 8er-Team geschafft haben und damit einen Beitrag für gutes Reiten, gar ein besseres Bild des Reitsports geleistet haben. Sie alle sind echte Botschafter, die Jahr um Jahr ein Ausrufezeichen gen Kritiker setzen. Doch das reicht nicht aus. Gutes Reiten ist von jedem gefragt. Oliver Oelrich beschrieb treffend: „Gutes Reiten ist eine Entwicklung“. Ein Prozess, der sich auch durch Prügel und andere gewaltsame Methoden nicht beschleunigen lässt. Wir müssen zukünftig noch selbstkritischer sein und jegliche Missstände selbst aufdecken, nicht andere, wahrlich Reitsportfremde. Augen zukneifen gibt’s nicht mehr, denn wo kommen wir ansonsten hin? Im schlimmsten Fall können wir uns dann schon bald nicht mehr auf die Straße, äh in den Sattel trauen!
Herzliche Grüße
Mona-Sophie Bimmel