Wiesbaden: Belgischer Sieg im Großen Preis

Vereecke gewinnt, Kuhlmann und Pohl auf den Plätzen zwei und drei

Der Große Preis von Wiesbaden hat ein überraschendes Ende genommen, denn nicht die als Favoriten gehandelten internationalen Stars des Springsports à la Daniel Deußer, Marc Houtzager, Michael Whitaker, Bryan Balsiger oder Richard Vogel sprangen zum Sieg im Hauptspringen, sondern der 55-jährige Belgier Koen Vereecke. Und auch auf den weiteren vorderen Plätzen hatten die Routiniers nichts zu vermelden. Zweite und Dritte wurden die beiden Amazonen Anna Maria Kuhlmann (Hennef) und Nicola Pohl (Marburg), die beide einen der größten Erfolge ihrer noch jungen Karriere feiern konnten.

 

Nach vier Turniertagen war Kristina Dyckerhoff, Präsidentin des Wiesbadener Reit- und Fahr-Clubs, die Erleichterung deutlich anzumerken. „Mein Eindruck ist positiver, als ich nach den katastrophalen Wetterprognosen erwartet hatte.“ Zwar hatte das Geläuf im Schlosspark bei Dauer- und Starkregen arg gelitten, aber insgesamt konnte der Sport weitgehend wie geplant über die Bühne gehen. Im großen Springstadion auf Gras waren Parcourschef Peter Schumacher und Sportdirektor Frank Rothenberger gefragt, optimale Linien zu ersinnen, um die besonders in Mitleidenschaft gezogenen Bereiche auszusparen.

 

Am Schlusstag hatte das Wetter ein Einsehen, die Sonne schien, schnell trockneten die Wege im malerischen Biebricher Schlosspark ab. Tausende Zuschauer (insgesamt strömten in diesem Jahr rund 45.000 zum Turnierplatz) erlebten einen spannenden Großen Preis mit allerlei Überraschungen. Von den 39 Startern erreichten nur fünf nach fehlerfreiem Umlauf das Stechen, neun Reiterinnen und Reiter gaben nach diversen Abwürfen auf. Im Stechen gelang dem 55-jährigen Belgier Koen Vereecke mit der belgischen Stute Kasanova de la Pomme die schnellste fehlerfreie Runde (54,56). Der Mann ist kein Unbekannter, auch wenn er für sein Land noch kein Championat bestritten hat. Aber 2022 war er der beste Reiter in Einzel- und Mannschaftswertung beim Nationenpreis-Finale in Barcelona. Die große Überraschung hieß Anna Maria Kuhlmann aus Hennef. Die 33-Jährige und ihr aktuell bestes Pferd Pegasus Deau Re Mi, eine Zangersheider Stute v. Deauville, blieben ebenso fehlerfrei, brauchten aber rund drei Sekunden mehr (57,53). Sie hatte die Stute sie erst im Winter von der französischen Reiterin Ines Joly übernommen und bereits beim Hamburger Derby-Turnier eine Woche zuvor positiv auf sich aufmerksam gemacht.

 

Auch für Nicola Pohl markiert der dritte Platz im Großen Preis einen bedeutenden Erfolg. Die Chefin von Hofgut Dagobertshausen bei Marburg, wo auch David Will und Richard Vogel trainieren, stellte mit dem französischen Wallach Catz de Sulprice ein ungemein flottes Pferd vor. Die beiden erwiesen sich zwar die Schnellsten, aber ein Abwurf verhinderte den Sieg (4/50,75 Sekunden). Die Plätze vier und fünf belegten der in Belgien lebende Brasilianer Yuri Mansur mit dem Hannoveraner Vitiki v. Valentino (4/51,70) und die krasse Außenseiterin Antonia Pettersson Häggström aus Schweden, die die Zangersheider Stute Zara de Laubry vorstellte (4/57,97).

 

Der belgische Sieger Koen Vereecke hatte schon einen Tag zuvor im zweitwichtigsten Springen des Turniers, dem Preis des hessischen Ministerpräsidenten, allen Grund, sehr zufrieden sein. Im Sattel seiner belgischen Stute Oilily de Muze belegte er den zweiten Platz (0/46,84) hinter dem irischen Sieger Michael Pender mit dem in seiner Heimat gezogenen Wallach Calais (0/42,83). Als bester Deutscher schloss sich David Will (Marburg) auf Rand drei an. Er hatte mit der Hannoveraner Stute Kansall v. Kannan einen Anwurf hinnehmen müssen (4/42,98). fn-press / hen

 

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