Foto: Titelseite Reiterjournal 06/2025
Wir haben so ein paar historische Daten und Ereignisse erlebt in den vergangenen Wochen. Einige sind dramatisch schlecht. Im Jahr 2025 toben schlimme Kriege, sogar in Europa. Menschen und Völker schlachten sich ab – und das exakt 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Das lässt nur einen Schluss zu: Die Menschheit lernt nichts dazu. Sowohl im Gaza-Streifen als auch in der Ukraine kämpfen Soldaten – ja, worum eigentlich? Um ein bisschen Land? Um den richtigen Gott? Das ist im Grunde ja auch egal, sie kämpfen, weil sie nicht miteinander reden können.
In Mannheim war neulich wieder einmal das große Maimarkt-Reitturnier. Ein Turniertag war der 8. Mai. Am 8. Mai 1945 wurden die Deutschen von den Nazis befreit. 80 Jahre später, auf den Tag fast genau, ritten die Nationen gegeneinander. Für Mannheims OB Christian Specht war das ein Symbol für die friedensstiftende Wirkung des Sports. Das hat er mit politischem Gespür gut erkannt und richtig formuliert. Große Turniere sind ein Ort der Völkerständigung, denn wer sich im fairen sportlichen Wettkampf misst, hat stets Respekt vor dem Gegner. In München in wenigen Tagen wird das genauso sein, der Turniername ist sogar Programm: „Pferd International“.
Gerade in Baden-Württemberg und Bayern, zwei Grenzregionen, empfindet man eine Reiterfreundschaft gegenüber Österreich, der Schweiz oder Frankreich. Das verbindet. In den Stallzelten wird ohnehin eine globale Welt gelebt.
Aber das genügt nicht, wenn die Botschaft wirklich nachhaltig sein soll, daher sind diese Zeilen auch ein Wunsch an die Verbände und Turnierveranstalter: Organisiert wieder mehr internationale Jugendturniere! Davon gab es früher mehr. Wenn wir den Pferdesport tatsächlich als Förderung der Völkerverständigung verstehen (was wir sollten!) dann müssen sich wieder mehr junge Menschen treffen und gemeinsam an den Start gehen. Und mehr als das: gesellige Abende, gemeinsame Treffen, mal ein Pferdewechsel zwischen den Nationen, länderübergreifende Teams. Es gibt viele Ideen. Man muss übrigens nur mal in andere Sportarten schauen, Fußball, Hockey, Tennis – da ist das Standard.
Wenn wir den Pferdesport mit seinen positiven Effekten und Kräften tatsächlich in der Mitte der Gesellschaft platzieren wollen, dann müssen wir viel offensiver auch dieses Feld bespielen. Denn Sportler sind Friedensstifter. Und Reiter erst recht.
Mit reiterlichen Grüßen
Roland Kern
Redaktion Reiterjournal