„Wir setzen auf Nördlingen“

Foto: Herbert Schein - Fotograf: Varta AG

Foto: Herbert Schein - Fotograf: Varta AG

Herbert Schein, der Vorstandsvorsitzende der Varta AG, im Interview über die Verbundenheit seiner Firma zu Nördlingen und zum Traditionsturnier Scharlachrennen, dessen Hauptsponsor die Varta AG ist.

 

Herr Schein, Ihre Firma engagiert sich in Nördlingen auch für das Scharlachrennen. Woher rührt dieses Engagement?

Wir haben begonnen, uns zu engagieren, als wir 2013 eine Tochtergesellschaft in Nördlingen aufgebaut haben. Zwar ist die Zentrale der Varta AG jenseits der Landesgrenze in Ellwangen an der Jagst, aber eine unserer operativen Töchter, die Varta Storage, hat ihren Sitz in Nördlingen. Hier werden Lithium-Ionen-Batterien entwickelt und produziert für viele Anwendungen, die beispielsweise auch gebraucht werden, um Photovoltaikenergie zwischenzuspeichern.

Auch zahlreiche Reitanlagen verfügen über Photovoltaikanlagen und haben lukrative Verträge über die Einspeisungsvergütung. Laufen die Verträge aus, braucht man für diese Photovoltaikanlagen Varta-Energiespeicher, weil es dann sinnvoller sein wird, den erzeugten Strom selbst zu verbrauchen als ihn einzuspeisen.

 

Also ist Nördlingen ein Standort mit Perspektive?

Wir wollen in Nördlingen investieren und an diesem Standort weiter Personal aufbauen. Wir setzen auf unsere Standorte in Deutschland und auch auf Nördlingen. Derzeit wird massiv in innovative Batterien investiert, die in den modernen Kommunikationsgeräten, wie beispielsweise in der neuen Generation an schnurlosen Kopfhörern zum Einsatz kommen werden. Batterien werden zunehmend zur strategischen Komponente, weil sie die Größe und andere Eigenschaften der Geräte entscheidend mitbestimmen. Das ist ein internationaler Wettlauf, deshalb legen wir sehr viel Wert nicht nur auf Forschung und Entwicklung, sondern auf die gesamte Wertschöpfung von der Entwicklung bis zur Produktion. Ein großes Spektrum verschiedener Qualifikationen, also der unterschiedlichsten Berufsgruppen, werden dafür benötigt. Viele unserer Mitarbeiter bilden wir selbst aus, wir setzen dabei auf duale Ausbildung. Denn Batterieexperten wachsen, salopp formuliert, nicht auf Bäumen, werden aber auch nicht an den Universitäten und Hochschulen ausgebildet.

 

Das hat aber mit Reitsport wenig zu tun?

Sinn unseres Sponsorings ist nicht in erster Linie der Bezug zum Reitsport. Sowohl das Scharlachrennen als auch die Varta mit ihren 130 Jahren Firmengeschichte haben eine lange Tradition. Das verbindet die Veranstaltung und die Varta. Wenn ich auch einräumen muss, dass man im Mittelalter, als die Geschichte des Scharlachrennens begann, noch nicht an Batterien gedacht hat.

 

Darüber hinaus haben Sie aber auch eine persönliche Verbundenheit zum Reitsport?

Das Sponsoring des Scharlachrennens hat zwar begonnen, bevor die Kinder ihre Ambitionen im Sattel intensiviert haben, aber es stimmt, wir haben zwei reitende Töchter. Unsere ältere Tochter Lea hat sich in letzter Zeit auf ihr Abitur konzentriert, aber nachdem sie dieses nun in der Tasche hat, trainiert sie wieder mehr. Sie reitet Dressur, während unsere jüngere Tochter Mara Jil Springen reitet.

 

Und das doch sehr erfolgreich?

Ja, sie ist erst 15 und reitet noch Pony-Prüfungen, wurde aber kürzlich mit dem Großpferd Bayerische Vizemeisterin ihrer Altersklasse.

Oft treten Kinder in die Fußstapfen ihrer Eltern. Sind Sie auch Reiter?

Nein, weder meine Frau noch ich reiten. In unserer Nachbarschaft stand ein Shetty, von dem unsere Tochter schwärmte. Ich habe es mir dann angesehen, es hat mir gefallen und wir haben ein Pony gekauft. So hat das begonnen. Rückblickend war das eine gute Entscheidung. Die Kinder haben gelernt, Verantwortung zu übernehmen.  

 

Und jetzt gehören Sie zu den Vätern, die an den Wochenenden ihre Töchter aufs Turnier begleiten? Lässt das Ihre Zeit denn überhaupt zu?

Knapp ist meine Zeit schon, ich verbringe 30 bis 40 Prozent meiner Arbeitszeit auf Geschäftsreisen. Wir haben Tochtergesellschaften unter anderem in allen wirtschaftlich bedeutenden asiatischen Ländern und in den USA. Das Batteriegeschäft ist ein globales Geschäft, das erfordert auch globale Präsenz. Und die Vorbereitung unseres erfolgreichen Börsengangs im vergangenen Jahr hat natürlich auch viel Zeit beansprucht.

Aber ich versuche meine Reisen so zu gestalten, dass ich an den Wochenenden bei meiner Familie sein kann. Das gelingt zwar nicht immer, aber oft.

Allerdings ist mein Sohn ein großer Fußballfan. Seinen bevorstehenden zehnten Geburtstag beispielsweise möchte er mit einem Fußballturnier feiern. Deshalb trennt sich die Familie am Wochenende oft, einer geht mit aufs Turnier, einer mit auf den Fußballplatz. Meine Frau und ich versuchen, das einigermaßen gut aufzuteilen, aber ich gebe zu, ich bin schon öfter am Rand des Fußballplatzes.

 

PM

 

Was suchen Sie?

Suchformular