Foto: Titelseite BAYERNS PFERDE Zucht + Sport 09/2023
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
im Rahmen der Verdener Championate sorgte ein Eklat am Rande des Vierecks für Aufsehen. Ein ehemaliger Journalist, auf seinem Facebook-Profil folgen ihm mehr als 6000 Leute, kritisierte die Urteilsfindung der Jury in Verden scharf. Die Kommentare häuften sich. Das Richterkollegium zog die Reißleine, eine objektive Urteilsfindung schien ihnen nicht mehr möglich, zumindest solange der größte Kritiker höchstpersönlich am Viereck sitzt. Der Veranstalter sah sich gezwungen, zu handeln und bat den Journalisten, den Platz zu verlassen. Man fragt sich: Wo fängt freie Meinungsäußerung an und wo hört sie mit dem Verletzen der Persönlichkeitsrechte anderer auf?
Wir haben mit Dr. Michael Hubrich, Vorsitzender der Landeskommission Bayern, über den Fall in Verden gesprochen. In Bayern kann man aktuell eine ähnliche Entwicklung beobachten, wie er mit Sorge bestätigt. Jeden Montag würden zig anonyme Schreiben in das Büro der LK flattern. Alle im ähnlichen Tenor, der Richter habe dort falsch gerichtet, der Richter sei dort befangen gewesen. Die Kommentare auf Facebook, Instagram & Co. noch nicht mal mitgezählt.
In Fachkreisen spricht man vom „Bashing“, also von heftiger, herabsetzender Kritik. Wir als freies Medium stehen selbstredend für Pressefreiheit und freie Meinungsäußerung. Meist handelt es sich aber um Anschuldigungen ohne Grundlage, die Kommentare sind oft unter der Gürtellinie.
Muss das denn sein? Kritik kann nur dienlich sein, wenn sie konstruktiv vorgetragen wird. Auch wir beschäftigen uns tagtäglich mit den Themen Bashing und Hate Speech in der Redaktion. Bei manchen Posts, vor allem wenn es um Erfolge von Kindern und Jugendlichen geht, stellen wir die Kommentarfunktion bereits im Vorhinein vorsorglich aus. Als Schutzmaßnahme. So weit ist es schon gekommen. Eigentlich widerstrebt uns das, denn wir sind der Meinung, dass die Entwicklung des Pferdesports von einer angeregten und kritischen Diskussion lebt, ja dass diese sogar zwingend notwendig ist an vielen Stellen. Aber so keinesfalls!
In der nächsten Ausgabe von BAYERNS PFERDE erfahren Sie noch mehr über das Thema Richter-Bashing in Bayern. Ausgabe 09/2023 erscheint am 25. August.
Beste Grüße
Ann-Kathrin Brodbeck
Redaktionsleitung BAYERNS PFERDE Zucht + Sport